Die Analysten der Prior Börse empfehlen die Aktien der T-Online (WKN
555770)
mit Bedenken zu zeichnen.
Auf Basis eines voraussichtlichen Ausgabekurses von rund 29 Euro ergibt sich
laut Prior Börse ein Unternehmenswert von knapp 70 Mrd. DM, bei einem
Plazierungsvolumen von ca. 1,2 Mrd. Aktien. Das ist nach Meinung von Egbert
Prior happig. Damit werde das Papier mit dem 50fachen Jahresumsatz bezahlt.
Im laufenden Jahr wolle die Internet-Tochter der Telekom gut 1,4 Mrd. DM
erlösen. Erwartet werde allerdings ein Verlust, der mit etwa 700 Mio. DM
ungefähr der Hälfte des Umsatzes entspreche. Vor allem die Struktur der
Einnahmen sei ungesund. Etwa 90% des Umsatzes fließe aus
Leitungsgebühren. Hier sei mit einem dramatischen Preisverfall zu rechnen, der
schon die Muttergesellschaft den roten Zahlen entgegentreibe. Wettbewerber
hätten hingegen die Zeichen der Zeit längst erkannt. So wolle freenet.de im
laufenden Jahr bereits 40% seines Umsatzes durch margenträchtige Aktivitäten
wie e-Commerce oder Werbung erzielen. Bis 2002 sollten die von der
Schwindsucht bedrohten Einnahmen aus Leitungsgebühren sogar auf nur noch
20% zurückgehen. Analysten erwarteten, daß T-Online dann immer noch knapp
80% der Erlöse durch den nackten Internet-Zugang generiere. Daher bezweifele
Prior auch, daß T-Online wie geplant 2002 Gewinne schreibe. Möglicherweise
verschiebe sich der Break-even auf den Sankt Nimmerleinstag. Zwar sei T-Online
mit 4,5 Mio. Kunden Marktführer in Deutschland, doch international spiele das
Unternehmen keine Rolle. Im globalen world wide web nach Meinung von Prior
ein Schwachpunkt. Auch sonst sei der Telekom-Ableger nicht ganz auf der Höhe
der Zeit. So existiere beispielsweise kein Aktienoptionsplan für die Mitarbeiter.
Trotz der Skepsis, raten die Aktien-Fachleute dennoch zur Zeichnung.
Die millionenschwere Werbekampagne werde im Volk eine Aktienhysterie
entfachen, die das Infineon-Fieber noch übertreffen dürfte.
Die Experten erwarten einen Umsatz von 428 Mio. Euro in 1999, 718 Mio. Euro
in 2000 und 1063 Mio. Euro in 2001. Für 2000 rechne man mit 1498 Mio. Euro.
Die Gewinn je Aktie-Schätzung betrage Minus 0,23 Euro für die laufende
Geschäftsperiode, Minus 0,11 Euro für 2001 und 0,01 Euro für 2002.
Das KGV für die 2002er-Schätzung betrage 2900.
Das Konsortium setze sich unter der Führung von Goldman Sachs zusammen
aus Deutsche, Dresdner, DG, HypoVereins, WestLB, Commerz, Comdirect,
ConSors, DAB und Entrium zusammen.
Die Zeichnungsfrist laufe von 03. bis 12.04.2000 mit der Erstnotiz am
17.04.2000.