Sunburst was geht da ab!!!! 16% Einbruch gegen 11:00 - demimore 11:53 28.09.99
AUSZUG SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG
UND NACHRICHT REUTERS 20.9.99 11:11
Gemessen an der Nachfrage der
Anleger zählt Sunburst zu den
erfolgreichen Börsendebütanten des
Jahres. Die Zeichnungsfrist für die
Papiere war in der vergangenen Woche
wegen des großen Interesses um einen
Tag verkürzt worden. Die
konsortialführende Commerzbank
meldete eine 50-fache Überzeichnung.
Trotz des schwierigen Umfeldes für
Neuemissionen ging der Kurs der Aktie
am ersten Handelstag steil nach oben.
Er schloss bei 27,50 Euro; der
Ausgabepreis hatte 17,50 Euro
betragen.
„Ein bisschen verwirrend“
Einige Vertragspartner und
Konkurrenten monieren jedoch
gegenüber der SZ, Sunburst habe sich
im Vorfeld des Börsengangs in ein zu
positives Licht gerückt. Das
Lizenz-Portfolio sei „missverständlich“
präsentiert worden, heißt es. So sagte
eine Sprecherin des
Merchandising-Unternehmens EM.TV,
die Selbstdarstellung von Sunburst sei
„ein bisschen verwirrend“ gewesen.
Die Firma habe den Eindruck erweckt,
Exklusivlizenzen für ganze Serien oder
Figuren wie „Tabaluga“ von EM.TV
erhalten zu haben. Tatsächlich seien die
Lizenzen an verschiedene Unternehmen
vergeben worden. Bei „Tabaluga“ gebe
es zum Beispiel über 30 bestehende
Lizenznehmer. Man habe deshalb
Kontakt mit Sunburst aufgenommen.
Auch Jens Köhler, Chef von
Deutschrock Merchandise, sieht
irreführende Informationen durch den
Konkurrenten: „Es fällt uns ärgerlich
auf, dass in Medienberichten mehrfach
geschrieben wurde, Sunburst vermarkte
die RTL-Serie ,Gute Zeiten – Schlechte
Zeiten’.“ Größter Lizenznehmer sei
hingegen Deutschrock Merchandise.
Ein Finanzjournalist teilte der SZ mit,
er habe die fragliche Information in den
Unterlagen gefunden, die Sunburst etwa
zwei Monate vor Börsengang
verschickt hatte. In aktuellen Versionen
fehlt sie. Einen Grund für die Änderung
nannte Sunburst nicht. Ob die Firma
überhaupt jemals die Serie vermarktet
hat, ist unklar. Ein Sprecher der
Marketing-Agentur von Sunburst
erklärte der SZ, es habe bei „Gute
Zeiten – Schlechte Zeiten“ zumindest
keine Geschäfte „von Bedeutung“
gegeben.
Ein ähnliches Problem ergibt sich im
Bereich Musiklizenzen rund um
„Rammstein“, eine der derzeit
erfolgreichsten deutschen Bands. Die
Website von Sunburst suggeriert, das
Unternehmen vermarkte die Fan-Artikel
von Rammstein: „Sunburst erkannte
schon früh das internationale Potential
von Bands wie Rammstein, die sich
heute auch in den USA einen Namen
machen konnten. (...) Bands wie Guano
Apes und Rammstein, aber auch der
türkische Künstler Tarkan umreißen
deutlich eine zukünftige europaweite
Entwicklung.“ Das Management von
Rammstein teilte der SZ jedoch mit:
„Derzeit besteht kein aktives
Vertragsverhältnis mit Sunburst.“ Die
frühere Zusammenarbeit sei beendet
worden, weitere Verhandlungen hätten
nicht zu einem Ergebnis geführt. Diese
Information ist auf der Website jedoch
nicht enthalten.
Im Verkaufsprospekt des Unternehmens
wird zudem darauf hingewiesen, der
Erfolg von Sunburst hänge zum Teil
von der Geschäftserfahrung des
Sunburst-Chefs Hero Alting ab. Er ist
bei einigen ehemaligen
Geschäftspartnern allerdings nicht in
guter Erinnerung geblieben. Am 24.
Januar 1994 meldete er die Hero
Colours Textildruck GmbH,
Osnabrück, beim dortigen
Handelsregister an. Alting und seine
Frau Christiane Kortmann hätten dabei
51 Prozent der Anteile gehalten,
erinnert sich Dietrich Ahrens, der mit
einem weiteren Partner die restlichen
49 Prozent der Anteile besaß. Die
Minderheits-Teilhaber hätten Kapital in
die GmbH eingebracht, Alting habe die
Maschinen gestellt. Das Unternehmen
hat laut Ahrens T-Shirts bedruckt und
Fan-Artikel auf Konzerten und
zunehmend auch für den Handel
vertrieben – ein typisches
Merchandising-Geschäft. Nach einiger
Zeit habe der Geschäftsführer Alting
den beiden Minderheitsgesellschaftern
bedeutet, er wolle sie nicht mehr als
Teilhaber haben, schildert Ahrens den
Fortgang. Auf ihr Angebot zu
Verhandlungen über den Ausstieg habe
Alting geantwortet, die Sache werde
sich von selbst regeln.
Chef an Konkurs beteiligt
Im November 1994 wurde ein weiteres
Merchandising-Unternehmen im
Handeslregister Osnabrück eingetragen
– Sunburst Merchandising, der
Vorläufer der heutigen
Aktiengesellschaft. Eine der persönlich
haftenden Gesellschafterinnen war
Christiane Kortmann. Alting selbst war
laut Gesellschaftervertrag die
Gründung einer weiteren GmbH mit
dem gleichen Geschäftszweck
untersagt. Nach und nach wanderte laut
Ahrens mehr und mehr Geschäft von
Hero zu Sunburst. Alting habe sich auch
trotz der Verluste bei Hero ein höheres
Gehalt genehmigt, als es den beiden
Minderheitsgesellschaftern recht
gewesen sei.
Im Sommer 1995 stellte Hero
Textidruck Konkursantrag. Das
Konkursverfahren wurde am 18. Juli
1995 mangels Masse abgewiesen. Die
Maschinen gingen zu Sunburst über, das
eingesetzte Kapital der Gesellschafter
war verloren. Über einen
Gerichtsprozess musste Ahrens
erstreiten, dass Alting einen Teil der
Rückzahlung von Bankkrediten
übernahm, für den die Gesellschafter
gemeinsam gehaftet hatten. Ein Jahr
später, am 30. Juni 1996, nach
Abwicklung des Konkurses, wurde
Alting als persönlich haftender
Gesellschafter bei Sunburst
eingetragen.
Trotz mehrfacher Anfragen war
Sunburst-Chef Hero Alting bis
Redaktionsschluss nicht bereit, zu den
Vorwürfen Stellung zu nehmen. Renate
Daum
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