Statement v. Opa Bernecker zu Hedge-Fonds

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TOM-M:

Statement v. Opa Bernecker zu Hedge-Fonds

 
27.06.02 19:40
Actien-Börse, Ausgabe Nr. 26/02, Seite 1

Sehr geehrte Damen und Herren,

der endgültige Ausverkauf muß her! Die Lage spitzt sich sogar noch zu. Mein wichtigster Rat bleibt dafür: Am Ende müssen Sie handlungsfähig sein. Das hat absolute Dringlichkeit. Wo dieser Endpunkt liegt, wird sich in den nächsten zwei Wochen entscheiden. Nach dem Verfalltermin liegen die Indikationen beim Dollar, den Halbjahreszahlen und in der Markttechnik. Das gilt wiederum vor allem für die Amerikaner als Leading-Indicator. Deshalb bitte den Tagesticker beachten. Wie spannend die Lage geworden ist, zeigen Ihnen die zwei nebenstehenden Indizes, S+P 500 und DAX.

Die Technik fast aller Märkte hat sich in den letzten drei Wochen deutlich verschlechtert. Die Verfalltermine im Optionsgeschäft waren kein Endpunkt. Dem steht nur noch die deutlich überverkaufte Marktlage im allgemeinen gegenüber, aber die Schlüsselgröße sind m. E. weiterhin die Hedge Funds. Warum?

Weltweit sind z. Zt. für ca. 2 Bill $ (!) Aktien verliehen. Das sind etwa 10 % des gesamten Umlaufes oder 15 - 20 % des geschätzten Freefloat. So etwas gab es noch nie. Das gebundene Eigenkapital in den Hedge Funds beträgt ca. 500 Mrd. $. Doch die "kleine" Schweiz hat einen Marktanteil von 28 % an dieser Spielart des "Securities lending". Es wird also ein riesiges Rad gedreht. Aufgefallen war eine Großbank, die sich durch den Versand überarbeiteter, allgemeiner Geschäftsbedingungen in wenig transparenter Weise das Recht auf die Leihe von Titeln aus Kundendepots einräumen ließ und damit glänzend Geschäfte macht.

Für Baisse-Spekulationen dieser Art gibt es zwei Grundmuster. Das indirekte Geschäft mit einer Bank als Principal und das direkte Geschäft mit einer Bank als Agent. Im letzten Fall trägt die Bank nur das Risiko der ordnungsgemäßen Durchführung. Hier liegt der größere Umfang aller Geschäfte, womit sich das Risiko vergrößert. Der Leiher hält das größere, der Borger das kleinere.

Baisse-Spekulationen dieser Art sind grundsätzlich nicht falsch. Sie erhöhen sogar die Effizienz des Marktes. Ohne Transparenz funktioniert das Ganze aber nicht. Die gemeinte Bank investiert z. B. 10 - 20 % ihrer Kundengelder in alternative Anlagen. Das ist extrem hoch. Wer spielt noch mit? Ohne eine ausreichende Transparenz befürchte ich eine Entwicklung, die außer Kontrolle gerät. Das erinnert erneut an 1998, wie ich es beschrieben habe. Ohne einen Marktkrach ist eine solche Konstellation kaum zu überwinden, wie jeder erfahrene Börsianer weiß und jeder Banker eigentlich wissen müßte. Wiederholt sich "LTCM" 1998?

Das Fazit für Sie: Spekulationen dieser Art sind keine Einbahnstraße. Sie tragen jedoch den Folgeeffekt einer abrupten Wende in sich, meist infolge eines Kraches an irgendeiner Ecke. Wo es kracht, weiß zur Stunde niemand, aber daß es kracht, wird immer wahrscheinlicher. Selten ist eine derart verfahrene Lage, wie sie sich aus 27 Monaten Baisse ergibt, auf ganz harmlose Art und Weise bereinigt worden. Der nächste kritische Punkt dafür wird die Vorlage der Halbjahreszahlen werden.

Hans A. Bernecker

Ich stimme Opa Bernecker zu und glaube ebenfalls das es noch einen starken Rücksetzer geben wird. Wie ist eure Meinung.

TOM-M

TOM-M:

up... o.T.

 
28.06.02 09:45
juliusamadeus:

Mein Reden

 
28.06.02 09:48
Dein Posting passt doch zum thread:"es ist schon alles eingespeist"

gruss julius
Tradingman:

@TOM-M: Welches genau Datum hat dieses Statement?

 
28.06.02 09:51
Vor oder nach dem 26.06. Ich denke, wir hatten am Mittwoch schon den Ausverkauf.
TOM-M:

@Tradingman

 
28.06.02 10:00
... das Statement ist von der aktuellen AB vom 27.6.

So wie es aussieht war der "Ausverkauf" nicht stark genug.

TOM-M
TOM-M:

Marktstabilisierung

 
28.06.02 10:50
Hans Bernecker: Marktstabilisierung
Mails/Nachrichten vom 28.06.2002, Bernecker & Cie.

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Guten Morgen, meine Damen und Herren,

der gestrige Verlauf ist der erste Ansatz einer Marktstabilisierung. Das ist sehr erfreulich, aber zunächst eine technische Reaktion auf einen mehrwöchigen Verfall der Märkte um rd. 15 % als Schnitt. Die Basisbildung wird deshalb längere Zeit benötigen und noch einige wilde Tage bringen. Am Montag beginnt die Saison der Halbjahreszahlen. Was darin steckt, weiß kein Mensch. Das gilt insbesondere für die Amerikaner, aber natürlich auch für eine ganze Reihe anderer Firmen in Europa. Das gilt sowohl positiv wie negativ.

Die technisch bedingten Eindeckungen waren gestern die Hauptursache. Echte Anlagekäufe hat es kaum gegeben. Nur wenige große Fonds waren im Markt. Das bedeutet, daß erst in den kommenden Wochen dieses Geld für echte Investments zur Verfügung steht. Diese Großanleger orientieren sich am genannten Sachverhalt.

Gibt es weitere Bilanzmanipulationen? Natürlich wird in New York auch diesbezüglich übertrieben. Mein Eindruck ist jedoch, daß eine ganze Reihe dieser Firmen, die noch unsaubere Zahlen zu verbergen haben, dies in den Halbjahresergebnissen berücksichtigen werden. Sozusagen als vorauseilender Gehorsam. Wichtig ist insgesamt:

Die vier großen Technologie-Aktien wie IBM, GE, Microsoft und Intel konnten sich im wesentlichen auf der Crashbasis des letzten Jahres halten und sind nicht durchgefallen, bis auf IBM um 3 ½ $ und gestern wieder über 70 $. Für mich sind diese Werte ein Indikator für die gesamte Stabilisierung des Marktes. Intel und Microsoft sind aber noch nicht aus dem Schneider, wenn ich das so sagen darf.

Wichtig war es bislang, in der Angstphase der letzten Wochen nicht zu verkaufen. Dieser Ratschlag ist belächelt worden, wie ich festgestellt habe. Der gestrige Tag zeigt Ihnen, wie Sie aussehen würden, wenn Sie in solchen Phasen gute Aktien verkaufen. Sie kommen einfach nicht wieder optimal hinein. Umgekehrt: Gestern war der erste Tag für Mutige, wie ich es beschrieben hatte. Wer weniger mutig war, dem ist noch nichts davongelaufen. Bleiben Sie in dieser Sache ganz diszipliniert. Für Tagesspekulationen lasse ich alles offen. Darüber informiert Sie am besten unsere Termin-Börse Daily , der sich darauf spezialisiert hat. Ich nutze die Gelegenheit, auf diesen Brief hinzuweisen, von dem Sie eine Probeausgabe unter der Telefon-Nr. 0211-8641715 oder unter der Fax-Nr. 0211-3227720 anfordern können. Der Grund: Wenn es wirklich der zweite Boden war (gegenüber Sept. 2001), werden die kommenden Monate von einer großen Volatilität begleitet sein, wobei Tagesschwankungen von bis zu 10 % kein Problem darstellen. Dies nur als Anregung.

Für Investments sieht es so aus: An einem Beispiel für viele andere: AMD hat seinen Boden bei 7,60 - 8,20 $. 9 oder 10 $ sind jederzeit möglich, aber in der ganzen Spanne zwischen dem Tief und 9 $ konnten Sie in den letzten Tagen in Ruhe disponieren. In 6 Monaten rechne ich mit Kursen um 15 bis sogar 19 $ für diesen Chip-Spezialisten, und das sind im Maximum 100 % von unten oder 60 % von jetzt ab. Zweites Beispiel:

Motorola hat seine Basis zwischen 13 ½ und 15 $. Das ist auch eine gewaltige Spanne, aber selbst wenn Sie 16 $ bezahlen, liegt das Potential bei 24 $, und das sind noch gute 50 %. Also:

Wer fundamental einigermaßen greifbar wird, was mit den Halbjahreszahlen zu unterlegen ist, ist ein solides Investment, was sich rechnen läßt. Deshalb bitte keine Hektik, sondern sorgfältiges Nachrechnen. Ein drittes Beispiel:

Bayer hat seine Basis bei 29 - 31 E. und ist als deutsches Schwergewicht gut bis 40/43 E. Das sind ebenfalls gute 30 - 35 % über mehr als 6 Monate. Die Liste läßt sich beliebig fortsetzen. Schauen Sie in Sachen Bayer in die heutige AB. Ich habe dazu geschrieben: Es gibt drei Kategorien von Aktien, für die Sie sich entscheiden können:

Die ersten sind die Spieler wie SAP, Infineon etc. Technisch für jede Spekulation möglich, fundamental aber auf schlüpfrigem Boden. Davon gehe ich nicht ab.

2. Fundamental sichere Aktien, die abgestürzt waren wie Allianz, Münchener Rück etc. Hier stehen Sie auf relativ sicherem Boden und nutzen die negativen Übertreibungen der letzten Wochen zu positiven Übertreibungen. Auch Telekom gehört dazu, wie Sie gestern gut verfolgen konnten.

Die dritte Kategorie nennt man auch defensive Investments. E.ON und RWE sind dafür typisch. Insbesondere E.ON, die ich Ihnen letzthin schon ans Herz legte. Das sind keine Renner, aber mit kleinstem Risiko für 20 % Kursgewinn ebenfalls gut.

Was ich hier gesagt habe, gilt sowohl für New York als auch Frankfurt und die anderen. Mein Vorschlag: Konzentrieren Sie sich jetzt nur auf die amerikanische und deutsche Börse. Versuchen Sie nicht, in ganz Europa zu operieren. Damit verlieren Sie den Überblick.

Eine Bemerkung ergänzend zu den Hedge Funds, wie gestern angekündigt: Hedge Funds kann man grob in zwei Gruppen teilen. Die einen operieren fundamental und verfügen in der Regel über ein größeres Volumen. Dieses Spiel lief bei Telekom und ist jetzt weitgehend zu Ende.

Die zweite Gruppe folgt im wesentlichen sog. Computerprogrammen nach dem Trendfolge-System. Damit läßt sich in der Tat gut operieren. Die Wirksamkeit und der Erfolg läßt aber riesige Volumen nicht zu. Die Vermögensmasse solcher Fonds ist meist auf 100 oder auch 200 Mio E. begrenzt. Die erste Gruppe operiert in den Größenordnungen von 1 Mrd E.

Trendfolgesysteme sind eine sehr intelligente Ausnutzung von Markttrends. Indirekt kann man das Nachspielen über die Beobachtung der Stochastik-Indikatoren, auf die ich gelegentlich hinweise. Man nutzt also das Momentum in dem jeweiligen Markt aus und der Computer gibt automatisch Kauf- und Verkaufsempfehlungen. Das führte gestern übrigens in einigen Fällen zu den massiven Eindeckungen, wobei ich zur Stunde nicht weiß, welche Folge daraus entsteht.

Eines der beliebtesten Medien dieser Systeme ist der Dollar. Hochliquide, rund um die Uhr handelbar und deshalb für ein solches System glänzend geeignet. Schon gestern markierte der Dollar aber nach meinen Unterlagen eine untere Spitze bzw. der Euro eine Überteuerung. Das wird in den nächsten 2 - 3 Tagen entschieden sein.

Was soll man heute tun? Am Freitag würde ich keine neuen Investments eingehen. Denn am Montag beginnt - siehe oben - die Saison der Gewinnberichte. Warten Sie eher bis Montag. Ihnen läuft heute nichts davon. Auch dann nicht, wenn der Index weitere 2 oder 3 % zulegt. Wenn es wirklich eine Wende war, haben Sie genügend Zeit, in Ruhe die Weichen zu stellen. In 8 Tagen läßt sich das schon näher definieren. Denn: Der gestrige Verlauf ist ein wirklich brauchbarer Ansatz, weil er die Folge eines Skandal-Schocks war, der in der Regel auch der Auslöser für die vorgelaufene Marktschwäche war, die im DAX auf der Basis 3950/4050 abgefangen wurde. Für Chartisten interessant: Schneidet man das September-Tief, welches nur Intraday galt, ab, so ergibt sich ein Boden für den DAX um die genannte Größenordnung. Das gleiche gilt für den Dow Jones, und die Brücke zum S&P 500 bzw. Nasdaq ist noch interessanter: Beide haben die September-Tiefs bis auf 0,5 % getroffen, gebilligt und mithin bestätigt. Mithin schauen Sie auf den Nasdaq 100 Tracking Stock, wie oft beschrieben, der dafür die beste Ausgangsspekulation überhaupt ist. Ich wünsche Ihnen damit ein schönes Wochenende und begleite Sie: Es gibt zwei Tage, deretwegen man sich keine Sorgen machen sollte: Gestern und morgen.

Herzlichst Ihr

Hans A. Bernecker
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