Start-up-Porträt: Netskill, Düsseldorf

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Start-up-Porträt: Netskill, Düsseldorf

 
21.01.03 13:58
Tritt auf die Kostenbremse brachte Umsatz erst in Fahrt

Netskill, Düsseldorf, baut „Betriebssystem der Wissensgesellschaft“ – Plattform für Experten aus den Bereichen Management, IT und Recht  

VDI nachrichten, 17.1.2003
Auf der „Competence Site“ tauschen sich Fachleute aus und erweitern das Wissen aller. Die Idee wurde prämiert. Geld aber warf sie kaum ab. Netskill erweiterte das Geschäftsmodell um „Competence Solutions“ und hostet nun zusätzlich Foren für Firmen und Verbände. Die sind zufrieden – wie die 65 Aktionäre des Start-ups.

Wenn Winfried Felser dieser Tage in seine Geschäftsbücher schaut, wird ihm ganz warm ums Herz. Denn seit einigen Wochen entdeckt er dort kleine schwarze Zahlen. „Laut Business Plan wollten wir den Break-even zum Ende dieses Geschäftsjahres schaffen. Jetzt sind wir schon zu Beginn am Ziel“, freut sich der 35-Jährige.
Das Erfolgsgeheimnis des Unternehmens: Flexibilität. „Wir haben nicht stur am Business Plan geklebt, sondern von Anfang an geschaut, was der Markt will.“ Im vergangenen Geschäftsjahr setzte Netskill 940 000 " um, im laufenden sollen es 1,5 Mio. " werden.

Doch der Weg in die Gewinnzone verlief anders, als der Informatiker und sein Mitgründer, Betriebswirt Arnd Kah (38), gedacht haben. Ursprünglich wollte Netskill ausschließlich Kasse machen mit einer virtuellen Informationsplattform für Führungskräfte. Das Projekt ging im August 2000 unter dem Namen „Competence Site“ online – und zählt heute mit monatlich 200 000 Besuchern zu den beliebtesten Angeboten seiner Art. „Unser Ziel war es, in virtuellen Kompetenzzentren alle Branchen-, Management-, Rechts- und IT-Themen abzudecken“, erklärt Felser. Ein Teil der Inhalte stammt von Experten aus den jeweiligen Gebieten, den anderen stellen Sponsoren ein. Die User, die das werbe- und sponsorenfinanzierte Angebot kostenlos nutzen, können jedoch klar zwischen redaktionellen Inhalten und PR trennen. Ein schönes Konzept – für das das Start-up sogar den Multimediapreis des Bundeswirtschaftsministeriums einheimste. Aber Geld ließ sich damit erst mal nicht verdienen. „Anfangs konnten wir nicht einmal die Fixkosten decken“, erinnert sich Felser. „Ohne zweites Standbein wären wir längst nicht mehr im Markt.“

Dieses zweite Standbein heißt „Competence Solution“ und erblickte im Mai 2001 das Licht der Welt. „Wir bieten maßgeschneiderte Lösungen für Unternehmen und Verbände, die ihre Kompetenzen besser managen wollen“, erklärt Felser. „Dabei bringen wir sowohl die Technologie als auch organisatorische Konzepte und redaktionelle Beiträge ein.“ So konzipierte das Team beispielsweise zusammen mit dem Bundesverband Logistik (BVL) und anderen Partnern im Auftrag des Wirtschaftministeriums die Integrationsplattform Logistik (www.ipl-online.de). Ziel dieses Projekts ist es, Nutzer und Anbieter von Logistikwissen zusammenzubringen. Die Site bietet neben Informationen und Marktplätzen auch die Möglichkeit, eigene Beiträge einzustellen und die Chance, mit Experten ins Gespräch zu kommen.

Im Endeffekt machen die Gründer mit Competence Solution dasselbe wie mit der Competence Site – aber auf die Bedürfnisse ihrer Kunden abgestimmt. „Wir verkaufen quasi ein Produkt, das wir aus dem eigenen Tagesgeschäft kennen“, erklärt Felser. „Dadurch unterscheiden wir uns von anderen.“ Die Competence Site sei dabei die bestmögliche Eigenwerbung. Besonders erfreulich: Inzwischen wirft auch die Competence Site Gewinn ab und erwirtschaftet rund ein Drittel des Umsatzes.

Hinzu kommt: Das Netskill-Team blickt auf einige Jahre Management- und Consulting-Erfahrung zurück. Felser war vor der Gründung stellvertretender Leiter beim Fraunhofer Anwendungszentrum für Logistikorientierte Betriebswirtschaft (ALB) in Paderborn. Kah verdiente seine Brötchen als Geschäftsführer einer Unternehmensberatung.

Ein weiterer – fast paradoxer – Erfolgsfaktor von Netskill: In der kurzen Geschichte des Start-up herrschte meist Ebbe in der Geschäftskasse – und zwang die Gründer von Anfang an zu dem, was Buchhalter „rigides Kostenmanagement“ nennen. „Geld war eigentlich immer knapp“, erinnert sich Felser. Verhandlungen mit zwei großen Investoren scheiterten. „Im Nachhinein war das aber vielleicht unser Glück“, glaubt er. „Wir waren nie von einem vermeindlich starken Partner abhängig.“ Statt mit Wagniskapital finanziert sich das Unternehmen über ca. 65 Privatpersonen – darunter ehemalige Kollegen, Verwandte und Geschäftspartner des Gründerduos. Zusammen zahlten diese Investoren rund 3 Mio. " ein.

Auch heute ist bei Netskill Sparen angesagt. „Wir leisten uns zum Beispiel keine aufwändigen Werbekampagnen, sondern setzen auf Kooperationen und Mund-zu-Mund-Propaganda“, sagt Felser. „Bei uns gibt es keine Ressourcen, die nicht direkt in die Wertschöpfung fließen.“ Dementsprechend lautet sein Ziel für die Zukunft: „Kosten runter, Umsätze rauf.“
Von einigen Träumen hat sich das Unternehmen, das 15 feste und freie Mitarbeiter beschäftigt, erst mal verabschiedet. So liegen alle Auslandspläne derzeit auf Eis. Doch trotz aller Vorsicht: Die Competence Site soll weiter wachsen. Von 80 geplanten virtuellen Kompetenzzentren existieren erst 25.  
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