Spitzenkräfte rechnen mit Abschwung
Von Frauke Niemeyer, Berlin
Mehr als zwei Drittel der deutschen Führungskräfte rechnen laut einer Umfrage des Allensbach-Instituts mit einem weiteren Abschwung der Konjunktur. Dennoch erwarten sie eine zweite Amtszeit von Bundeskanzler Gerhard Schröder.
Nur zwölf Prozent der Elite aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik glaubt, dass das Wirtschaftswachstum sich im nächsten halben Jahr verstärkt. Eine ähnlich schlechte Prognose hatte das Institut in den vergangenen fünf Jahren nicht ermittelt.
"Die Mehrheit der Entscheider, 78 Prozent, hält die Ursachen für die schlechte Wirtschaftsentwicklung für hausgemacht", sagte Allensbach-Chefin Elisabeth Noelle-Neumann am Mittwoch bei der Vorstellung der Studie in Berlin. So meinten 91 Prozent der Befragten, die Reform des Betriebsverfassungsgesetzes habe die Wirtschaft geschwächt. Negativ wirkten nach Meinung der Elite auch die Ökosteuer (90 Prozent) und die Verschärfung des Kündigungsschutzes (85 Prozent).
18 Prozent waren der Ansicht, die allgemeine Weltwirtschaftslage bremse das deutsche Wachstum. Als ökonomisch positiv lobten die meisten Führungskräfte die Greencard-Regelung (58 Prozent). Jeweils 52 Prozent meinten, die Steuerreform und die Ausweitung der Altersteilzeit stärkten die Wirtschaft.
Schröder unpopulär bei Führungselite
Das Allensbach-Institut erhebt die Umfrage dreimal jährlich im Auftrag des Wirtschaftsmagazins "Capital". Sie gilt als anerkanntes Meinungsbild der deutschen Spitzenkräfte. Über die Hälfte der 600 im Juli Befragten waren Geschäftsführer. Weiter gehörten zu der Gruppe 26 Ministerpräsidenten und Minister, 48 Staatssekretäre und 86 Leiter einer Bundes- oder Landesbehörde.
Zwei Drittel der Führungskräfte sind mit der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung nicht zufrieden. "Schröders Popularität in der Bevölkerung wird von der Elite überhaupt nicht geteilt", sagte Noelle-Neumann dazu. Obgleich fast die gesamte Führungselite den Kanzler als machtorientiert einschätzt, nennt eine Mehrheit seine Regierung schwach. 58 Prozent der Befragten meinten, sie sei nicht stark genug. 60 Prozent sind der Ansicht, sie mache keine Politik für die Mitte. Dennoch rechnen 83 Prozent mit einer zweiten Amtszeit des Kanzlers.
Die Führungselite verspricht sich von einer zweiten Legislaturperiode allerdings kaum grundsätzliche Änderungen. Nur 27 Prozent erwarten Reformen auf dem Arbeitsmarkt oder in der Gesundheitspolitik.
Konjunkturbelebung durch Steuersenkungen
"Die SPD hat es fertiggebracht, ihren stolzen Zugewinn in der Wirtschaftskompetenz wieder zu verlieren", sagte Noelle-Neumann. Laut ihrer Umfrage halten nur 20 Prozent der Elite die SPD für kompetent. Die CDU bekommt ihre 40 Prozent laut Noelle-Neumann "aus Kummer über die negative Entwicklung".
Trotz ihrer schlechten kurzfristigen Wirtschaftsprognose halten die Führungskräfte bei optimaler Entwicklung in den nächsten Jahren ein Wirtschaftswachstum von 2,3 Prozent für möglich. Politik und Manager stimmten hier überein. Differenzen ergab das Meinungsbild in der Frage der Steuersenkung. Während 81 Prozent der Wirtschaftsleute dafür stimmten, die schwache Konjunktur durch eine sofortige Steuersenkung ankurbeln, wollten unter Politikern nur 57 Prozent die Steuern sofort stärker senken.
Die Hälfte der Spitzenmanager erwartet immer noch eine Konjunkturstärkung durch die New Economy. Für 42 Prozent ist der Boom vorbei. Die Krise in der Bauwirtschaft beurteilt eine große Mehrheit als normale Marktbereinigung. Nur 21 Prozent wünschen sich, dass die Politik eingreift.
© 2001 Financial Times Deutschland
Von Frauke Niemeyer, Berlin
Mehr als zwei Drittel der deutschen Führungskräfte rechnen laut einer Umfrage des Allensbach-Instituts mit einem weiteren Abschwung der Konjunktur. Dennoch erwarten sie eine zweite Amtszeit von Bundeskanzler Gerhard Schröder.
Nur zwölf Prozent der Elite aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik glaubt, dass das Wirtschaftswachstum sich im nächsten halben Jahr verstärkt. Eine ähnlich schlechte Prognose hatte das Institut in den vergangenen fünf Jahren nicht ermittelt.
"Die Mehrheit der Entscheider, 78 Prozent, hält die Ursachen für die schlechte Wirtschaftsentwicklung für hausgemacht", sagte Allensbach-Chefin Elisabeth Noelle-Neumann am Mittwoch bei der Vorstellung der Studie in Berlin. So meinten 91 Prozent der Befragten, die Reform des Betriebsverfassungsgesetzes habe die Wirtschaft geschwächt. Negativ wirkten nach Meinung der Elite auch die Ökosteuer (90 Prozent) und die Verschärfung des Kündigungsschutzes (85 Prozent).
18 Prozent waren der Ansicht, die allgemeine Weltwirtschaftslage bremse das deutsche Wachstum. Als ökonomisch positiv lobten die meisten Führungskräfte die Greencard-Regelung (58 Prozent). Jeweils 52 Prozent meinten, die Steuerreform und die Ausweitung der Altersteilzeit stärkten die Wirtschaft.
Schröder unpopulär bei Führungselite
Das Allensbach-Institut erhebt die Umfrage dreimal jährlich im Auftrag des Wirtschaftsmagazins "Capital". Sie gilt als anerkanntes Meinungsbild der deutschen Spitzenkräfte. Über die Hälfte der 600 im Juli Befragten waren Geschäftsführer. Weiter gehörten zu der Gruppe 26 Ministerpräsidenten und Minister, 48 Staatssekretäre und 86 Leiter einer Bundes- oder Landesbehörde.
Zwei Drittel der Führungskräfte sind mit der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung nicht zufrieden. "Schröders Popularität in der Bevölkerung wird von der Elite überhaupt nicht geteilt", sagte Noelle-Neumann dazu. Obgleich fast die gesamte Führungselite den Kanzler als machtorientiert einschätzt, nennt eine Mehrheit seine Regierung schwach. 58 Prozent der Befragten meinten, sie sei nicht stark genug. 60 Prozent sind der Ansicht, sie mache keine Politik für die Mitte. Dennoch rechnen 83 Prozent mit einer zweiten Amtszeit des Kanzlers.
Die Führungselite verspricht sich von einer zweiten Legislaturperiode allerdings kaum grundsätzliche Änderungen. Nur 27 Prozent erwarten Reformen auf dem Arbeitsmarkt oder in der Gesundheitspolitik.
Konjunkturbelebung durch Steuersenkungen
"Die SPD hat es fertiggebracht, ihren stolzen Zugewinn in der Wirtschaftskompetenz wieder zu verlieren", sagte Noelle-Neumann. Laut ihrer Umfrage halten nur 20 Prozent der Elite die SPD für kompetent. Die CDU bekommt ihre 40 Prozent laut Noelle-Neumann "aus Kummer über die negative Entwicklung".
Trotz ihrer schlechten kurzfristigen Wirtschaftsprognose halten die Führungskräfte bei optimaler Entwicklung in den nächsten Jahren ein Wirtschaftswachstum von 2,3 Prozent für möglich. Politik und Manager stimmten hier überein. Differenzen ergab das Meinungsbild in der Frage der Steuersenkung. Während 81 Prozent der Wirtschaftsleute dafür stimmten, die schwache Konjunktur durch eine sofortige Steuersenkung ankurbeln, wollten unter Politikern nur 57 Prozent die Steuern sofort stärker senken.
Die Hälfte der Spitzenmanager erwartet immer noch eine Konjunkturstärkung durch die New Economy. Für 42 Prozent ist der Boom vorbei. Die Krise in der Bauwirtschaft beurteilt eine große Mehrheit als normale Marktbereinigung. Nur 21 Prozent wünschen sich, dass die Politik eingreift.
© 2001 Financial Times Deutschland