Die Pleite des amerikanischen Ernergiehaenders Enron war die
bislang groeßte Pleite der amerikanischen Geschichte. Volumen
und Rasanz des Abstiegs waren atemberaubend. Die Untersuchungen,
die sich nun durch den "Nachlass" des Unternehmen wuehlen,
erweisen sich allerdings als ebenso spektakulaer. Es zeigt sich,
dass waehrend des gesamten, letzten Jahres offenbar der Gewinn
des Konzern um 20 Prozent zu hoch ausgewiesen worden ist. Gleich-
zeitig tauchten Schulden in Milliardenhoehe erst gar nicht in
den Buechern auf. Und all das geschah, waehrend die renommierte
Unternehmensberatung Arthur Andersen ueber die Geschicke des
Unternehmens wachte.
Die Ermittlungen in der Sache foerderten nun noch Ungeheuer-
licheres zu Tage. So sollen ueber einen Zeitraum von zwei Wochen
im Auftrag eines Andersen-Angestellten Dokumente vernichtet
worden sein, die belegen konnten, dass man bei Andersen schon
fruehzeitig ueber die zunehmende Schieflage des Unternehmen
unterrichtet war. Aus Gruenden der Schadensbegerenzung wurden
bereits mehrere hochrangige Experten bei Andersen beurlaubt. Am
Donnerstag Abend schließlich trennten sich die Wege von Enron
und Arthur Andersen. Der ehemals siebtgroesste Konzern der USA
kuendigte den Auditoren-Vertrag.
Waehrend man sich am Neuen Markt seit Monaten Gedanken ueber
bessere Transparenz und Berichterstattung macht, liefern hier
zwei der "Großen" ein Musterbeispiel an Verschleierung. Wie
viele "Leichen" man in diesem "Keller" noch finden wird, ist
noch unklar. Es gibt jedoch schon erste Stimmen, die fordern,
auch den "Keller" des Weißen Hauses in die Untersuchung mit
einzubeziehen. Denn viele Mitarbeiter im engsten Kreis um
den Praesidenten George W. Bush hatten Aktien von Enron im Depot
und haben teilweise massive Spenden von Enron erhalten. Es
mehren sich die Hinweise, dass in Washington einige viel
frueher als die Oeffentlichkeit von der Schieflage von
Enron wussten.
Nur zwei Wochen nachdem George W. Bush mit 90 Prozent die
hoechste Quote der Zustimmung bei seinem Volk während seiner
Amtszeit erreicht hatte, droht ihm nun die Konfrontation mit
einer Affaere, die sich leicht zu einem handfesten Skandal
entwickeln koennte.
Je nachdem, wer wann wieviel wusste...