Hans Blix geht Blair massiv an
Der britische Premier sieht sich wegen seiner Haltung im Irak-Konflikt plötzlich einem wahren Hagel von Kritik ausgesetzt.
Der frühere UN-Chefwaffeninspekteur warf Tony Blair am Wochenende vor, die von Saddams Reich ausgehende Gefahr übertrieben zu haben.
Blair habe die vorliegenden Informationen über Saddam Husseins Waffenarsenal „überinterpretiert“, kritisierte Blix. In einem Interview des „Independent on Sunday“ äußerte er sich besonders kritisch über die in einem „Beweis-Dossier“ der Regierung Blair aufgestellte Behauptung, Saddam Hussein könne binnen 45 Minuten mit seinen Massenvernichtungswaffen zuschlagen. „Ich glaube, das war ein fundamentaler Fehler“, sagte Blix. „Ich weiß nicht, wie sie diese Zahl von 45 Minuten berechnet haben. Das scheint mir ziemlich weit hergeholt.“ Die Zeitangabe war zuvor schon von einem Untersuchungsausschuss des britischen Unterhauses bemängelt worden.
In einem am Sonntag ausgestrahlten Interview forderte Blairs ehemalige Entwicklungsministerin Clare Short, er solle gehen, bevor alles noch „schlimmer“ für ihn werde. Sie sei sicher, „dass er das Land hereingelegt“ habe, sagte Short.
Der Labour-Abgeordnete Brian Donohoe sagte, wenn nicht bald Massenvernichtungswaffen gefunden würden, sei Blairs Position unhaltbar. Die konservative und liberaldemokratische Opposition wiederholte ihre Forderung, die Angaben Blairs vor dem Krieg müssten richterlich untersucht werden.
Der konservative britische Oppositionsführer Iain Duncan Smith forderte Blair auf, sich für seine „enttäuschende“ Informationspolitik vor dem Irak-Krieg zu entschuldigen. Alles in allem sei der Krieg gegen den Irak gerechtfertigt gewesen, sagte Smith der Prager Zeitung „Lidove noviny“. Es sei aber „beunruhigend“, dass nicht bekannt sei, welche Geheimdienst-Informationen die Regierung veröffentlicht habe und welche nicht.
Zoff mit dem Kanzler?
Der deutsche Bundeskanzler soll sich heftig gegen einen Entwurf Blairs gewehrt haben, in dem der Irak-Krieg auch ohne ABC-Waffen-Fund gerechtfertigt wird. Der Premier habe dieses Dokument den Vertretern der Mitte-Links-Regierungen vorgestellt, die an einer Konferenz in London teilnehmen, berichtete „The Independent on Sunday“. Wegen des Papiers sei es zu einem heftigen Streit zwischen Blair und Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) gekommen.
Die Sonntagszeitung zitiert eine Passage aus dem Dokument, wonach die internationale Gemeinschaft die Verpflichtung habe, ein Volk vor dem Versagen seines eigenen Staatswesens zu schützen. Sollte einem Volk „ernstes Unheil“ infolge eines Bürgerkrieges, eines Aufstandes oder staatlichen Versagens widerfahren und der betreffende Staat nicht willens oder in der Lage sein, dies abzuwenden, „dann weicht das Prinzip der Nicht-Einmischung der internationalen Verantwortung zum Schutz“, zitiert die Zeitung aus dem Dokument. Über diese Passage hätten sich Blair und Schröder gestritten.
Ein Sprecher der Downing Street sagte jedoch: „Zu keinem Zeitpunkt gab es irgendeine Uneinigkeit zwischen Großbritannien und Deutschland.“
13.07.03, 19:24 Uhr
Der britische Premier sieht sich wegen seiner Haltung im Irak-Konflikt plötzlich einem wahren Hagel von Kritik ausgesetzt.
Der frühere UN-Chefwaffeninspekteur warf Tony Blair am Wochenende vor, die von Saddams Reich ausgehende Gefahr übertrieben zu haben.
Blair habe die vorliegenden Informationen über Saddam Husseins Waffenarsenal „überinterpretiert“, kritisierte Blix. In einem Interview des „Independent on Sunday“ äußerte er sich besonders kritisch über die in einem „Beweis-Dossier“ der Regierung Blair aufgestellte Behauptung, Saddam Hussein könne binnen 45 Minuten mit seinen Massenvernichtungswaffen zuschlagen. „Ich glaube, das war ein fundamentaler Fehler“, sagte Blix. „Ich weiß nicht, wie sie diese Zahl von 45 Minuten berechnet haben. Das scheint mir ziemlich weit hergeholt.“ Die Zeitangabe war zuvor schon von einem Untersuchungsausschuss des britischen Unterhauses bemängelt worden.
In einem am Sonntag ausgestrahlten Interview forderte Blairs ehemalige Entwicklungsministerin Clare Short, er solle gehen, bevor alles noch „schlimmer“ für ihn werde. Sie sei sicher, „dass er das Land hereingelegt“ habe, sagte Short.
Der Labour-Abgeordnete Brian Donohoe sagte, wenn nicht bald Massenvernichtungswaffen gefunden würden, sei Blairs Position unhaltbar. Die konservative und liberaldemokratische Opposition wiederholte ihre Forderung, die Angaben Blairs vor dem Krieg müssten richterlich untersucht werden.
Der konservative britische Oppositionsführer Iain Duncan Smith forderte Blair auf, sich für seine „enttäuschende“ Informationspolitik vor dem Irak-Krieg zu entschuldigen. Alles in allem sei der Krieg gegen den Irak gerechtfertigt gewesen, sagte Smith der Prager Zeitung „Lidove noviny“. Es sei aber „beunruhigend“, dass nicht bekannt sei, welche Geheimdienst-Informationen die Regierung veröffentlicht habe und welche nicht.
Zoff mit dem Kanzler?
Der deutsche Bundeskanzler soll sich heftig gegen einen Entwurf Blairs gewehrt haben, in dem der Irak-Krieg auch ohne ABC-Waffen-Fund gerechtfertigt wird. Der Premier habe dieses Dokument den Vertretern der Mitte-Links-Regierungen vorgestellt, die an einer Konferenz in London teilnehmen, berichtete „The Independent on Sunday“. Wegen des Papiers sei es zu einem heftigen Streit zwischen Blair und Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) gekommen.
Die Sonntagszeitung zitiert eine Passage aus dem Dokument, wonach die internationale Gemeinschaft die Verpflichtung habe, ein Volk vor dem Versagen seines eigenen Staatswesens zu schützen. Sollte einem Volk „ernstes Unheil“ infolge eines Bürgerkrieges, eines Aufstandes oder staatlichen Versagens widerfahren und der betreffende Staat nicht willens oder in der Lage sein, dies abzuwenden, „dann weicht das Prinzip der Nicht-Einmischung der internationalen Verantwortung zum Schutz“, zitiert die Zeitung aus dem Dokument. Über diese Passage hätten sich Blair und Schröder gestritten.
Ein Sprecher der Downing Street sagte jedoch: „Zu keinem Zeitpunkt gab es irgendeine Uneinigkeit zwischen Großbritannien und Deutschland.“
13.07.03, 19:24 Uhr