Solaranlagen breiten sich ausSolarkraftwerk bei Leipzig. Bei Leipzig entsteht das weltgrößte Solarstrom-Kraftwerk. Die Protagonisten der Solarwirtschaft haben den Ehrgeiz, den Anteil des Solarstroms an der gesamten Erzeugung rasch nach oben zu treiben. Doch im Ausland sind größere Projekte in Planung.In
DÜSSELDORF. Ein Areal mit einer Fläche von einer Million Quadratmetern haben die Projektentwickler der rheinland-pfälzischen Juwi-Gruppe in Sachsen gepachtet, um einen Weltrekord aufzustellen. Der ehemalige Militärflughafen in Brandis bei Leipzig bietet ihnen so viel Platz wie 200 aneinander grenzende Fußballfelder. Dort soll bis Ende 2009 eine gigantische Photovoltaik-Anlage errichtet werden und Strom produzieren. Etwa 550 000 Dünnschicht-Module des Herstellers First Solar will Juwi auf dem Gelände aufstellen. Mit 40 Megawatt Leistung wird die Anlage das größte Solarstrom-Kraftwerk der Welt sein.
Dabei schlägt der „Solarpark Waldpolenz“ – so der Name – den bisherigen Rekordinhaber um 28 Megawatt. Auf dem 77 Hektar großen Gut Erlasee in Bayern hat der Berliner Modulhersteller Solon im vergangenen Jahr einen Solarpark mit einer Leistung von zwölf Megawatt eröffnet. Nach Ansicht von Solon-Vorstandschef Thomas Krupke wird aber auch Brandis nicht lange den Weltrekord für sich beanspruchen können. „In den USA werden bereits Projekte mit 100 Megawatt Leistung geplant“, sagt Krupke.
Aber welche Vorteile bringen derartige Megaprojekte? Die Größenvorteile der großflächigen Objekte schätzt Krupke zwar nur als gering ein. Dennoch hält er Projekte wie Brandis oder Erlasee für wichtig. „Die Tür zur Energiewirtschaft ist aufgestoßen worden. Es kann auf Dauer nicht das Ziel sein, nur Dachanlagen mit drei Kilowatt zu errichten“, sagt der Solon-Vorstand.
Die Protagonisten der Solarwirtschaft haben den Ehrgeiz, den Anteil des Solarstroms an der gesamten Erzeugung rasch nach oben zu treiben. Derzeit dümpelt er bei 0,3 Prozent. „Für die Photovoltaik müssen wir Zielwerte von 20 bis 30 Prozent im Auge haben“, meint Günther Ebert, Leiter der Abteilung elektrische Energiesysteme im Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg. Solche Ziele sind allein mit kleinen, dezentralen Anlagen nicht zu schaffen. „Dazu müssen wir auf Freiflächen gehen und Gelände finden, auf denen die Anlagen nicht stören.“ Schließlich bleibt abzuwarten, wie die Reaktionen der Bürger auf die Großanlagen sein werden. Sie haben aber einen Vorteil: Anders als die Windparks sind die Solarparks nicht von weitem sichtbar und werden – so die Hoffnung der Branche – daher auch nicht als störend im Landschaftsbild empfunden.
Daher sieht auch Solon-Chef Krupke beim Aufbau großer Anlagen kein Flächenproblem. Er hat errechnet, dass 0,6 Prozent der Fläche Deutschlands ausreichen würde, um den gesamten Haushaltsstrom mit Solarmodulen erzeugen zu können. Mit drei Prozent der Fläche würde die Leistung für den gesamten Strombedarf – inklusive dem industriellen – aus Sonnenenergie gewonnen werden können.
Das ist natürlich nur ein theoretisches Rechenbeispiel. Niemand strebt die 100-Prozent-Versorgung aus Sonnenenergie an. Die Solaranlagen können den Strom auch nicht ununterbrochen liefern. Die Rechnung zeigt aus Sicht von Krupke aber, dass die Flächen nicht so schnell knapp werden. „Es gibt genug Gelände, die nicht gebraucht werden“, betont er. Das Gut Erlasee sei zehn Jahre nicht genutzt worden, bevor es zum Solarpark wurde. Heute nehmen die Module 0,6 Prozent der Fläche der Gemeinde Arnstein in Anspruch und könnten damit die 9 000 Einwohner versorgen.
Auch die Juwi-Gruppe glaubt, dass in den kommenden Jahren immer mehr Großprojekte realisiert werden. Die meisten werden nach Einschätzung von Sprecher Christian Hinsch aber in den Leistungsbereich von zwei bis zehn Megawatt fallen. Sehr große Flächen zu finden – wie den ehemaligen Militärflughafen Brandis – sei in Deutschland nämlich schwierig.
Aus Sicht der Branche helfen die Großanlagen, die Produktionskosten von Solarstrom weiter zu senken. „Damit steigen die Stückzahlen der Industrie – und das hilft langfristig, zu geringeren Stückpreisen zu produzieren“, sagt Solon-Chef Krupke. Derzeit sieht er aber aufgrund der hohen Nachfrage nach Solarmodulen kaum Chancen für Investoren von Großprojekten, die Einkaufsmacht auszuspielen.
In das Projekt in Brandis werden insgesamt 130 Mill. Euro investiert. Umgerechnet auf die Gesamtleistung von 40 Megawatt sind das 3 250 Euro pro Kilowatt. Nach Angaben des Projektentwicklers Juwi bleiben die Kosten damit um 20 bis 40 Prozent unter dem üblichen Marktpreis. Das wurde möglich, weil die Juwi-Gruppe sich für Dünnschicht-Module entschieden hat, die nicht von der Silizium-Knappheit betroffen sind und daher vergleichsweise günstig angeboten werden. Juwi-Sprecher Christian Hinsch begründet die geringen Kosten außerdem mit Skaleneffekten. „Vom Zaunbau über die Montage der Anlage bis hin zu der Anschaffung der Wechselrichter und Unterkonstruktionen sind die Effekte erheblich. Solche Großprojekte tragen immens dazu bei, dass Solarstrom immer günstiger wird“, sagt Hinsch.
Allerdings gibt es für Solarstrom, der auf Freiflächen produziert wird, nicht die gleiche Einspeisevergütung, die für den Strom aus kleinen Dachanlagen gezahlt wird. Für diejenigen Module, die schon in diesem Jahr ans Netz gehen, wird Juwi 37,96 Cent pro Kilowattstunde für die nächsten 20 Jahre erhalten. Für die Module, die erst nächstes Jahr ihre Arbeit aufnehmen, werden es nur noch 35,49 Cent sein. Zum Vergleich: Für kleine Dachanlagen, die 2007 in Betrieb genommen werden, beträgt die für 20 Jahre garantierte Einspeisevergütung 49,21 Cent.
[20.06.2007] Von Michael Gneuss
Quelle: www.wiwo.de/pswiwo/fn/ww2/sfn/buildww/id/...depot/0/index.html
DÜSSELDORF. Ein Areal mit einer Fläche von einer Million Quadratmetern haben die Projektentwickler der rheinland-pfälzischen Juwi-Gruppe in Sachsen gepachtet, um einen Weltrekord aufzustellen. Der ehemalige Militärflughafen in Brandis bei Leipzig bietet ihnen so viel Platz wie 200 aneinander grenzende Fußballfelder. Dort soll bis Ende 2009 eine gigantische Photovoltaik-Anlage errichtet werden und Strom produzieren. Etwa 550 000 Dünnschicht-Module des Herstellers First Solar will Juwi auf dem Gelände aufstellen. Mit 40 Megawatt Leistung wird die Anlage das größte Solarstrom-Kraftwerk der Welt sein.
Dabei schlägt der „Solarpark Waldpolenz“ – so der Name – den bisherigen Rekordinhaber um 28 Megawatt. Auf dem 77 Hektar großen Gut Erlasee in Bayern hat der Berliner Modulhersteller Solon im vergangenen Jahr einen Solarpark mit einer Leistung von zwölf Megawatt eröffnet. Nach Ansicht von Solon-Vorstandschef Thomas Krupke wird aber auch Brandis nicht lange den Weltrekord für sich beanspruchen können. „In den USA werden bereits Projekte mit 100 Megawatt Leistung geplant“, sagt Krupke.
Aber welche Vorteile bringen derartige Megaprojekte? Die Größenvorteile der großflächigen Objekte schätzt Krupke zwar nur als gering ein. Dennoch hält er Projekte wie Brandis oder Erlasee für wichtig. „Die Tür zur Energiewirtschaft ist aufgestoßen worden. Es kann auf Dauer nicht das Ziel sein, nur Dachanlagen mit drei Kilowatt zu errichten“, sagt der Solon-Vorstand.
Die Protagonisten der Solarwirtschaft haben den Ehrgeiz, den Anteil des Solarstroms an der gesamten Erzeugung rasch nach oben zu treiben. Derzeit dümpelt er bei 0,3 Prozent. „Für die Photovoltaik müssen wir Zielwerte von 20 bis 30 Prozent im Auge haben“, meint Günther Ebert, Leiter der Abteilung elektrische Energiesysteme im Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg. Solche Ziele sind allein mit kleinen, dezentralen Anlagen nicht zu schaffen. „Dazu müssen wir auf Freiflächen gehen und Gelände finden, auf denen die Anlagen nicht stören.“ Schließlich bleibt abzuwarten, wie die Reaktionen der Bürger auf die Großanlagen sein werden. Sie haben aber einen Vorteil: Anders als die Windparks sind die Solarparks nicht von weitem sichtbar und werden – so die Hoffnung der Branche – daher auch nicht als störend im Landschaftsbild empfunden.
Daher sieht auch Solon-Chef Krupke beim Aufbau großer Anlagen kein Flächenproblem. Er hat errechnet, dass 0,6 Prozent der Fläche Deutschlands ausreichen würde, um den gesamten Haushaltsstrom mit Solarmodulen erzeugen zu können. Mit drei Prozent der Fläche würde die Leistung für den gesamten Strombedarf – inklusive dem industriellen – aus Sonnenenergie gewonnen werden können.
Das ist natürlich nur ein theoretisches Rechenbeispiel. Niemand strebt die 100-Prozent-Versorgung aus Sonnenenergie an. Die Solaranlagen können den Strom auch nicht ununterbrochen liefern. Die Rechnung zeigt aus Sicht von Krupke aber, dass die Flächen nicht so schnell knapp werden. „Es gibt genug Gelände, die nicht gebraucht werden“, betont er. Das Gut Erlasee sei zehn Jahre nicht genutzt worden, bevor es zum Solarpark wurde. Heute nehmen die Module 0,6 Prozent der Fläche der Gemeinde Arnstein in Anspruch und könnten damit die 9 000 Einwohner versorgen.
Auch die Juwi-Gruppe glaubt, dass in den kommenden Jahren immer mehr Großprojekte realisiert werden. Die meisten werden nach Einschätzung von Sprecher Christian Hinsch aber in den Leistungsbereich von zwei bis zehn Megawatt fallen. Sehr große Flächen zu finden – wie den ehemaligen Militärflughafen Brandis – sei in Deutschland nämlich schwierig.
Aus Sicht der Branche helfen die Großanlagen, die Produktionskosten von Solarstrom weiter zu senken. „Damit steigen die Stückzahlen der Industrie – und das hilft langfristig, zu geringeren Stückpreisen zu produzieren“, sagt Solon-Chef Krupke. Derzeit sieht er aber aufgrund der hohen Nachfrage nach Solarmodulen kaum Chancen für Investoren von Großprojekten, die Einkaufsmacht auszuspielen.
In das Projekt in Brandis werden insgesamt 130 Mill. Euro investiert. Umgerechnet auf die Gesamtleistung von 40 Megawatt sind das 3 250 Euro pro Kilowatt. Nach Angaben des Projektentwicklers Juwi bleiben die Kosten damit um 20 bis 40 Prozent unter dem üblichen Marktpreis. Das wurde möglich, weil die Juwi-Gruppe sich für Dünnschicht-Module entschieden hat, die nicht von der Silizium-Knappheit betroffen sind und daher vergleichsweise günstig angeboten werden. Juwi-Sprecher Christian Hinsch begründet die geringen Kosten außerdem mit Skaleneffekten. „Vom Zaunbau über die Montage der Anlage bis hin zu der Anschaffung der Wechselrichter und Unterkonstruktionen sind die Effekte erheblich. Solche Großprojekte tragen immens dazu bei, dass Solarstrom immer günstiger wird“, sagt Hinsch.
Allerdings gibt es für Solarstrom, der auf Freiflächen produziert wird, nicht die gleiche Einspeisevergütung, die für den Strom aus kleinen Dachanlagen gezahlt wird. Für diejenigen Module, die schon in diesem Jahr ans Netz gehen, wird Juwi 37,96 Cent pro Kilowattstunde für die nächsten 20 Jahre erhalten. Für die Module, die erst nächstes Jahr ihre Arbeit aufnehmen, werden es nur noch 35,49 Cent sein. Zum Vergleich: Für kleine Dachanlagen, die 2007 in Betrieb genommen werden, beträgt die für 20 Jahre garantierte Einspeisevergütung 49,21 Cent.
[20.06.2007] Von Michael Gneuss
Quelle: www.wiwo.de/pswiwo/fn/ww2/sfn/buildww/id/...depot/0/index.html