Software-Markt ist hart umkämpft
Zu viele Anbieter, zu große Konkurrenz: Die Branche von SAP, Oracle & Co. gerät zunehmend unter Druck. Das lässt die Aktienkurse purzeln
von Torsten Schubert
Ein führender Softwareanbieter meldet einen höheren Gewinn als erwartet - und die Anleger müssen zusehen, wie die Aktie stark unter Druck gerät. So geschehen am vergangenen Dienstag.
Der amerikanische Softwarekonzern und SAP-Konkurrent Oracle hatte in seinem vierten Geschäftsquartal den Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent gesteigert. Der Umsatz verbesserte sich um knapp neun Prozent auf 3,08 Milliarden Dollar. Gerechnet hatten die Analysten im Durchschnitt mit einem Gewinn von 18 Cent je Aktie (tatsächlich 19 Cent) und einem Umsatz von 3,07 Milliarden Dollar. Das eigentlich hätte reichen müssen, um der Aktie zumindest etwas Schwung zu verleihen. Doch das Gegenteil war der Fall. Die Oracle-Aktie verlor.
So erstaunlich diese Reaktion ist - sie ist dieser Tage nicht ungewöhnlich. Andere Softwareanbieter erleiden ein ähnliches Schicksal. So hat SAP zwar nach Ansicht einiger Analysten das Zeug, in diesem Jahr die eigenen Prognosen zu übertreffen. Doch für Kurssprünge reicht das nicht. Und der Hardware-Hersteller IBM erhöht seine vierteljährlichen Dividende um 12,5 Prozent auf 18 Cent, doch die Anleger honorieren auch dies nicht.
Software-Aktien hinken derzeit hinter dem Gesamtmarkt hinterher. Und damit geraten als logische Konsequenz auch die auf Software spezialisierten Investmentfonds weiter unter Druck. In Deutschland ist der Dit-Softwarefonds zwar der einzige unter den 227 zugelassen Technologiefonds, der ausschließlich auf Softwareaktien setzt, aber er bestätigt den Trend auch eindrucksvoll mit einem Minus von 66 Prozent im Dreijahreszeitraum. Doch auch die übrigen Techfonds haben kaum Chancen, im Kampf um den Titel der besten Geldanlage auf den vorderen Plätzen mitzuspielen. Die aktuellen Resultate: minus 50 Prozent bei einem Betrachtungszeitraum von fünf Jahren und minus 47 Prozent bei drei Jahren. Nur im Zwölfmonatszeitraum brachten Technologiewerte rund 17 Prozent in die Kasse der Anleger. Doch selbst auf dieser niedrigen Basis bleibt Vorsicht angesagt. Denn weitere Verluste bei Softwaretiteln werden mit Sicherheit auch Auswirkungen auf die gesamte High-Tech-Szene haben.
Die Chancen auf nachhaltige Besserung der Lage sind derzeit gering. Oracle-Chef Larry Ellison selbst hält Software für eine "reife Branche". "Das heißt, die Kurs-Gewinn-Verhältnisse werden sich denen etablierter Branchen anpassen", meint Max Otte, Experte für Unternehmen aus dem EDV-Sektor und Wirtschaftsprofessor an den Hochschulen Würzburg und Worms. Derzeit kosten Softwareaktien im Durchschnitt den 25- bis 30fachen Gewinn. "Angemessen wäre ein KGV von zehn bis 20", so Ottes Rechnung.
Die zweite Erkenntnis ist, dass sowohl Neuentwicklung als auch Aktualisierung von Software immer komplexer werden - und dadurch immer höhere Investitionen erfordern. Für neue Unternehmen wird die Barriere zum Eintritt in den Markt damit immer höher. Etablierte Unternehmen wie Oracle, SAP oder Microsoft müssen mittelfristig dagegen mit verstärktem Druck auf ihre Erträge rechnen.
Eine Konsolidierung der Branche ist unausweichlich, so die Konsequenz daraus. Kaum jemand bezweifelt jedenfalls, dass sich heute zu viele Softwareanbieter am Markt tummeln. Zudem benötigt der Markt dringend neue Geschäftsmodelle. Der Trend geht dabei ganz klar in Richtung Software-Kaufhäuser.
Die Spekulationen, wer zukünftig zu den Gewinnern gehören wird, sind breit. "Sicher ist nur, dass einige Unternehmen ihre Position werden ausbauen können, andere dagegen verschwinden vom Markt", sagt Otte. Manche sagen, die Zeit von Microsoft sei abgelaufen und dessen Geschäftsmodell am Ende. Alle Versuche von Gründer Bill Gates innerhalb der vergangenen fünf Jahre, neue Geschäftsfelder zu erschließen, sind schließlich fehlgeschlagen. Vor diesem Hintergrund ist es wohl auch kein Wunder, dass die Aktie augenblicklich auf dem Stand von 1998 notiert.
Trotzdem wird Microsoft den Konsolidierungsprozess überstehen. Das gilt nach Ansicht der meisten Analysten auch für Big Blue IBM, Peoplesoft und Oracle. Nur bei SAP sind sie im Zweifel. In den kommenden fünf Jahren dürfte sich die Erfolgsgeschichte noch fortsetzen. "Ich würde mich aber nicht wundern, wenn SAP dann geschluckt wird", orakelt Otte und kann sich am besten IBM als potenziellen SAP-Käufer vorstellen. Kaum für möglich hält der EDV-Experte aber, dass Microsoft noch einmal in eine Bieterschlacht einsteigt.
Bei der Frage, welche Softwareaktie er jetzt am liebsten kaufen würde, fällt Ottes Antwort dann aber wieder wissenschaftlich kurz und präzise aus: keine.
Wams.de
Zu viele Anbieter, zu große Konkurrenz: Die Branche von SAP, Oracle & Co. gerät zunehmend unter Druck. Das lässt die Aktienkurse purzeln
von Torsten Schubert
Ein führender Softwareanbieter meldet einen höheren Gewinn als erwartet - und die Anleger müssen zusehen, wie die Aktie stark unter Druck gerät. So geschehen am vergangenen Dienstag.
Der amerikanische Softwarekonzern und SAP-Konkurrent Oracle hatte in seinem vierten Geschäftsquartal den Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent gesteigert. Der Umsatz verbesserte sich um knapp neun Prozent auf 3,08 Milliarden Dollar. Gerechnet hatten die Analysten im Durchschnitt mit einem Gewinn von 18 Cent je Aktie (tatsächlich 19 Cent) und einem Umsatz von 3,07 Milliarden Dollar. Das eigentlich hätte reichen müssen, um der Aktie zumindest etwas Schwung zu verleihen. Doch das Gegenteil war der Fall. Die Oracle-Aktie verlor.
So erstaunlich diese Reaktion ist - sie ist dieser Tage nicht ungewöhnlich. Andere Softwareanbieter erleiden ein ähnliches Schicksal. So hat SAP zwar nach Ansicht einiger Analysten das Zeug, in diesem Jahr die eigenen Prognosen zu übertreffen. Doch für Kurssprünge reicht das nicht. Und der Hardware-Hersteller IBM erhöht seine vierteljährlichen Dividende um 12,5 Prozent auf 18 Cent, doch die Anleger honorieren auch dies nicht.
Software-Aktien hinken derzeit hinter dem Gesamtmarkt hinterher. Und damit geraten als logische Konsequenz auch die auf Software spezialisierten Investmentfonds weiter unter Druck. In Deutschland ist der Dit-Softwarefonds zwar der einzige unter den 227 zugelassen Technologiefonds, der ausschließlich auf Softwareaktien setzt, aber er bestätigt den Trend auch eindrucksvoll mit einem Minus von 66 Prozent im Dreijahreszeitraum. Doch auch die übrigen Techfonds haben kaum Chancen, im Kampf um den Titel der besten Geldanlage auf den vorderen Plätzen mitzuspielen. Die aktuellen Resultate: minus 50 Prozent bei einem Betrachtungszeitraum von fünf Jahren und minus 47 Prozent bei drei Jahren. Nur im Zwölfmonatszeitraum brachten Technologiewerte rund 17 Prozent in die Kasse der Anleger. Doch selbst auf dieser niedrigen Basis bleibt Vorsicht angesagt. Denn weitere Verluste bei Softwaretiteln werden mit Sicherheit auch Auswirkungen auf die gesamte High-Tech-Szene haben.
Die Chancen auf nachhaltige Besserung der Lage sind derzeit gering. Oracle-Chef Larry Ellison selbst hält Software für eine "reife Branche". "Das heißt, die Kurs-Gewinn-Verhältnisse werden sich denen etablierter Branchen anpassen", meint Max Otte, Experte für Unternehmen aus dem EDV-Sektor und Wirtschaftsprofessor an den Hochschulen Würzburg und Worms. Derzeit kosten Softwareaktien im Durchschnitt den 25- bis 30fachen Gewinn. "Angemessen wäre ein KGV von zehn bis 20", so Ottes Rechnung.
Die zweite Erkenntnis ist, dass sowohl Neuentwicklung als auch Aktualisierung von Software immer komplexer werden - und dadurch immer höhere Investitionen erfordern. Für neue Unternehmen wird die Barriere zum Eintritt in den Markt damit immer höher. Etablierte Unternehmen wie Oracle, SAP oder Microsoft müssen mittelfristig dagegen mit verstärktem Druck auf ihre Erträge rechnen.
Eine Konsolidierung der Branche ist unausweichlich, so die Konsequenz daraus. Kaum jemand bezweifelt jedenfalls, dass sich heute zu viele Softwareanbieter am Markt tummeln. Zudem benötigt der Markt dringend neue Geschäftsmodelle. Der Trend geht dabei ganz klar in Richtung Software-Kaufhäuser.
Die Spekulationen, wer zukünftig zu den Gewinnern gehören wird, sind breit. "Sicher ist nur, dass einige Unternehmen ihre Position werden ausbauen können, andere dagegen verschwinden vom Markt", sagt Otte. Manche sagen, die Zeit von Microsoft sei abgelaufen und dessen Geschäftsmodell am Ende. Alle Versuche von Gründer Bill Gates innerhalb der vergangenen fünf Jahre, neue Geschäftsfelder zu erschließen, sind schließlich fehlgeschlagen. Vor diesem Hintergrund ist es wohl auch kein Wunder, dass die Aktie augenblicklich auf dem Stand von 1998 notiert.
Trotzdem wird Microsoft den Konsolidierungsprozess überstehen. Das gilt nach Ansicht der meisten Analysten auch für Big Blue IBM, Peoplesoft und Oracle. Nur bei SAP sind sie im Zweifel. In den kommenden fünf Jahren dürfte sich die Erfolgsgeschichte noch fortsetzen. "Ich würde mich aber nicht wundern, wenn SAP dann geschluckt wird", orakelt Otte und kann sich am besten IBM als potenziellen SAP-Käufer vorstellen. Kaum für möglich hält der EDV-Experte aber, dass Microsoft noch einmal in eine Bieterschlacht einsteigt.
Bei der Frage, welche Softwareaktie er jetzt am liebsten kaufen würde, fällt Ottes Antwort dann aber wieder wissenschaftlich kurz und präzise aus: keine.
Wams.de