Quelle: http://www.dax-vestor.de
Über zu wenige Neuigkeiten kann man sich derzeit an der Börse nicht beklagen. Zinsentscheid in den USA, BIP-Zahlen und jede Menge Unternehmensergebnisse gibt es zu verdauen. Letztere kamen nun auch vermehrt von DAX-Unternehmen. Bei den Schwergewichten Siemens und SAP wurden die Erwartungen mehr als enttäuscht.
Siemens versinkt im Korruptionssumpf
Nicht sonderlich angenehm ist die Aufgabe des derzeitigen Siemens-Chefs Peter Löscher. Der zum Aufräumen geholte Löscher sieht Siemens immer tiefer im Korruptionssumpf versinken. Das liegt auch daran, dass die Zahl der Mitarbeiter, die unrechtmäßige Machenschaften aufdecken sollen, von 86 (2006) auf bis zu 450 (Zielvorgabe bis Oktober) aufgestockt wird. Trotz aller Anstrengungen dürfte es jedoch noch Monate dauern, bis ein umfassender Überblick erstellt ist. Inzwischen werden sogar Schadensersatzansprüche an frühere Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder geprüft. Doch auch das operative Geschäft läuft nicht mehr so wie gewohnt. Probleme bei Großprojekten wie dem Kraftwerksbau und die Umstrukturierung der zum Verkauf stehenden Telefonsparte SEN führten zu einem massiven Gewinneinbruch im zweiten Geschäftsquartal von Siemens. Nur noch 412 Mio. Euro wurden netto verdient. Im Vorjahresquartal waren es 1,26 Mrd. Euro. Auch beim Umsatz wurde mit 18,1 Mrd. Euro die Analystenerwartung um rund eine Mrd. Euro verfehlt. Besser als erwartet fiel dagegen mit 23,4 Mrd. Euro der Auftragseingang aus. Dies und die Hoffnung, dass bei Siemens nun aufgeräumt wird, ließ die Aktie dennoch steigen.
SAP-Zahlen schocken Anleger
Auch Europas größter Softwarekonzern gehört auf einmal zu den Sorgenkindern. Der Überschuss schrumpfte auf 242 (310) Mio. Euro und lag damit deutlich unter den Prognosen von 289 Mio. Euro. Der wichtige Lizenzumsatz verbesserte sich zwar auf 622 (563) Mio. Euro, blieb jedoch klar hinter den Analystenvorhersagen von 678 Mio. Euro zurück. Besonders die Verzögerung bei der Mietsoftware Business ByDesign, offene Fragen bei der Integration von Business Objects und das flaue US-Geschäft wurde von den Analysten angekreidet.
Vorerst letzte Zinssenkung?
Keine wesentlichen neuen Erkenntnisse lieferten die Zahlen für das US-BIP-Wachstum im abgelaufenen Quartal. Mit einem Plus von 0,6 Prozent wurden die Erwartungen fast genau getroffen. Interessanterweise scheint die Konsumbereitschaft der Haushalte weiterhin ungebrochen, da Einkommenszuwächse fast 1:1 in den Konsum weitergeleitet wurden. Besorgnis erregten zudem einzelne BIP-Komponenten, die sehr schwach ausfielen. Gut möglich, dass auch die Hoffnung, dass es die US-Notenbank Fed schon richten werde, hier eine Rolle spielt. Wie erwartet haben die US-Notenbanker am Mittwoch den Leitzins nochmals um 25 Basispunkte auf nun 2,0 Prozent gesenkt. Über weitere Zinsschritte ließ die Fed die Anleger im Unklaren. Wir denken, dass die US-Notenbank nun erst einmal eine Zinspause einlegen wird. Grund für unsere Annahme ist nicht etwa eine optimistische Einschätzung für die US-Konjunktur, sondern der wachsende Preisdruck, den auch die Fed nicht ignorieren kann. Sollte die US-Konjunktur in den nächsten Wochen jedoch weitere deutliche Schwächezeichen von sich geben, kann es gut sein, dass die Fed im zweiten Halbjahr nochmals nachlegt.
DAX über 7.000 Punkte-Marke
Die Bärenmarktrallye – noch muss man sie so nennen – führte den DAX über die obere Begrenzung seiner Trading-Range bei 7.000 Punkten. Der gelungene Break ist aus charttechnischer Sicht ein positives Signal. Die jüngsten Unternehmenszahlen haben aber gezeigt, dass Wachstumsträume auch platzen können. Zudem ist die Zinsphantasie in den USA erst einmal verflogen. Die Aktienmärkte dürften daher nur mit großer Mühe vorankommen.
Erfolgreiche Investments wünscht
Ihr
Stefan Böhm
Chefredakteur DaxVestor