SEC: US-Topmanager-Gehälter steigen mehr als Aktionärsrendite
Washington, 4. Juli (Bloomberg) - Laura Unger, Interims- Vorsitzende der amerikanischen Wertpapier- und Börsenaufsichtsbehörde SEC, prangerte in einer Rede Missstände bei der Vergütung mancher amerikanischer Spitzenmanager an. Sie forderte die Aufsichtsräte der Unternehmen auf, hier ihre Kontrollfunktion wahrzunehmen, denn im letzten Jahr wuchsen die Gehälter der Topmanager stärker als die Renditen der Aktionäre. Während die gesamten direkten Bezüge der Spitzenmanager im letzten Jahr um 8,2 Prozent auf durchschnittlich 2,9 Mio. Dollar stiegen, erhielten die Aktionäre nur 5,3 Prozent mehr an Rendite, zeigt eine Untersuchung von William M. Mercer bei 350 großen Aktiengesellschaften.
"Es gehört nicht zu den Aufgaben eines Aufsichtsrates, vor den Spitzenmanagern zu buckeln und ihnen ohne weiteres fette Gehälter zu genehmigen," äußerte sich Unger unverblümt in ihrer Rede vor Wertpapierjuristen. Die Rede wurde auch auf der Internetseite der SEC veröffentlicht. Die Aufsichtsräte sollten es ablehnen, über die Bezüge des Vorstands zu befinden, wenn sie "zu ängstlich oder schüchtern sind, unangenehme Fragen zu stellen" und die Interessen der Aktionäre zu vertreten, wetterte Unger. Zum ersten Mal seit Jahren äußert sich ein SEC-Vorsitzender zu dieser Problematik, erklärt Brian Lane, früher Corporation Finance Direktor bei der Aufsichtsbehörde.
Spitzenverdiener im Jahr 2000 war Steve Jobs, der Chef von Apple Computer Inc. mit insgesamt 381 Mio. Dollar im Salär, die sich aus Gehalt, Bonuszahlungen, verbilligten Aktienkäufe, sonstigen Bezügen und Optionen zusammensetzten. Der Top-Verdiener 1999 war Charles Wang, Vorstandsvorsitzender von Computer Associates International, der sogar 507 Mio. Dollar mit nach Hause nehmen konnte. Bei derartigen Summen gingen jedoch die Aktionäre auf die Barrikaden und reichten Klage ein. Um die Prozesse beizulegen, erklärten sich Wang und zwei weitere Spitzenmanager der Software-Schmiede im letzten Jahr bereit, Aktien im Wert von 263 Mio. Dollar wieder zurückzugeben.
Ein Spezialist zum Thema Aktienkultur, der auch Aktiengesellschaften berät, ist jedoch mit der Darstellung von Unger nicht einverstanden. "Die meisten Genehmigungsausschüsse nehmen ihre Pflicht sehr ernst und schütten nicht das Füllhorn über die Spitzenmanager aus," erklärt Scott Spector, Juririst aus Palo Alto. "Sie wägen ab, was am besten für das Unternehmen und seine Aktionäre ist und was den Mann an der Spitze am besten motivieren kann." Beifall für die deutlichen Worte von Unger kam hingegen von Nell Minor, Redakteur bei Corporate Library.com, einer Internetseite, die die Verträge von über 500 Vorstandsvorsitzenden unter die Lupe nimmt. "Sie hat bei der Bezahlung absolut recht," bestätigt Minow.
Zwar sind Spector und Minor über das Ausmaß des Problems unterschiedlicher Meinung, einig sind sie sich jedoch, dass die Rede von Unger die Aufsichtsräte bewegen könnte, ihre Kontrollfunktion bei den Gehältern der Spitzenmanager stärker wahrzunehmen. Unger nannte Beispiele aus einem Bericht des Magazins Fortune, in dem anonym mehrere Direktoren aus derartigen Genehmigungsausschüssen zitiert wurden. Diese Direktoren sagten, sie fühlten sich hilflos "im Räderwerk eines Systems, dass die Gehälter der Spitzenmanager unaufhaltsam in immer größere Höhen treibe."
Die Studie von Mercer fand heraus, dass bei dem obersten Drittel der befragten Unternehmen, gemessen an den Aktienkurssteigerungen, das durchschnittliche Salär eines Vorstandsvorsitzenden zwischen 1998 und 2000 um 46 Prozent pro Jahr gestiegen ist. Die Renditen der Aktionäre verbesserten sich in diesem Zeitraum um 24 Prozent pro Jahr. Bei dem unteren Drittel kamen die Aktionäre in dem Zeitraum auf ein Minus von 11 Prozent, während die durchschnittlichen Bezüge der Firmenchefs um 21 Prozent sanken.
Die Aktiengesellschaften versuchen die Entlohnung der Manager mit den Interessen der Aktionäre zu verknüpfen, so dass ein wachsenden Anteil ihrer Gehälter die Form von langfristigen, aktienbezogenen Vergütungen hat. Dieser Anteil stieg bei den Vorstandsvorsitzenden insgesamt von 55 Prozent 1996 auf 65 Prozent im letzten Jahr, berichtet die Mercer-Studie.
Nach einer Vorschrift der SEC müssen die Unternehmen jährlich Zahlen zur Entlohnung der Spitzenmanager und der Wertentwicklung der Aktie veröffentlichen. Die Genehmigungsausschüsse müssen auch erläutern, warum sie diese Beträge zahlen. Einige Experten fordern jedoch weitere Maßnahmen. "Viele dieser Berichte geizen mit Informationen," erklärt Spector. "Die SEC könnte hier mehr Informationen verlangen." Charles Elson, der an der Universität von Delaware das Center for Corporate Governance leitet, ist der Ansicht, die Mitglieder solcher Ausschüsse sollten unabhängige Direktoren sein, die mit Aktien bezahlt werden. "Die SEC- Vorsitzende hat schon zu recht die Missstände hier kritisiert, und es ist äußerst wichtig, dass für die Mitglieder der Ausschüsse bei ihren Entscheidungen etwas auf dem Spiel steht," erklärt Elson.
Washington, 4. Juli (Bloomberg) - Laura Unger, Interims- Vorsitzende der amerikanischen Wertpapier- und Börsenaufsichtsbehörde SEC, prangerte in einer Rede Missstände bei der Vergütung mancher amerikanischer Spitzenmanager an. Sie forderte die Aufsichtsräte der Unternehmen auf, hier ihre Kontrollfunktion wahrzunehmen, denn im letzten Jahr wuchsen die Gehälter der Topmanager stärker als die Renditen der Aktionäre. Während die gesamten direkten Bezüge der Spitzenmanager im letzten Jahr um 8,2 Prozent auf durchschnittlich 2,9 Mio. Dollar stiegen, erhielten die Aktionäre nur 5,3 Prozent mehr an Rendite, zeigt eine Untersuchung von William M. Mercer bei 350 großen Aktiengesellschaften.
"Es gehört nicht zu den Aufgaben eines Aufsichtsrates, vor den Spitzenmanagern zu buckeln und ihnen ohne weiteres fette Gehälter zu genehmigen," äußerte sich Unger unverblümt in ihrer Rede vor Wertpapierjuristen. Die Rede wurde auch auf der Internetseite der SEC veröffentlicht. Die Aufsichtsräte sollten es ablehnen, über die Bezüge des Vorstands zu befinden, wenn sie "zu ängstlich oder schüchtern sind, unangenehme Fragen zu stellen" und die Interessen der Aktionäre zu vertreten, wetterte Unger. Zum ersten Mal seit Jahren äußert sich ein SEC-Vorsitzender zu dieser Problematik, erklärt Brian Lane, früher Corporation Finance Direktor bei der Aufsichtsbehörde.
Spitzenverdiener im Jahr 2000 war Steve Jobs, der Chef von Apple Computer Inc. mit insgesamt 381 Mio. Dollar im Salär, die sich aus Gehalt, Bonuszahlungen, verbilligten Aktienkäufe, sonstigen Bezügen und Optionen zusammensetzten. Der Top-Verdiener 1999 war Charles Wang, Vorstandsvorsitzender von Computer Associates International, der sogar 507 Mio. Dollar mit nach Hause nehmen konnte. Bei derartigen Summen gingen jedoch die Aktionäre auf die Barrikaden und reichten Klage ein. Um die Prozesse beizulegen, erklärten sich Wang und zwei weitere Spitzenmanager der Software-Schmiede im letzten Jahr bereit, Aktien im Wert von 263 Mio. Dollar wieder zurückzugeben.
Ein Spezialist zum Thema Aktienkultur, der auch Aktiengesellschaften berät, ist jedoch mit der Darstellung von Unger nicht einverstanden. "Die meisten Genehmigungsausschüsse nehmen ihre Pflicht sehr ernst und schütten nicht das Füllhorn über die Spitzenmanager aus," erklärt Scott Spector, Juririst aus Palo Alto. "Sie wägen ab, was am besten für das Unternehmen und seine Aktionäre ist und was den Mann an der Spitze am besten motivieren kann." Beifall für die deutlichen Worte von Unger kam hingegen von Nell Minor, Redakteur bei Corporate Library.com, einer Internetseite, die die Verträge von über 500 Vorstandsvorsitzenden unter die Lupe nimmt. "Sie hat bei der Bezahlung absolut recht," bestätigt Minow.
Zwar sind Spector und Minor über das Ausmaß des Problems unterschiedlicher Meinung, einig sind sie sich jedoch, dass die Rede von Unger die Aufsichtsräte bewegen könnte, ihre Kontrollfunktion bei den Gehältern der Spitzenmanager stärker wahrzunehmen. Unger nannte Beispiele aus einem Bericht des Magazins Fortune, in dem anonym mehrere Direktoren aus derartigen Genehmigungsausschüssen zitiert wurden. Diese Direktoren sagten, sie fühlten sich hilflos "im Räderwerk eines Systems, dass die Gehälter der Spitzenmanager unaufhaltsam in immer größere Höhen treibe."
Die Studie von Mercer fand heraus, dass bei dem obersten Drittel der befragten Unternehmen, gemessen an den Aktienkurssteigerungen, das durchschnittliche Salär eines Vorstandsvorsitzenden zwischen 1998 und 2000 um 46 Prozent pro Jahr gestiegen ist. Die Renditen der Aktionäre verbesserten sich in diesem Zeitraum um 24 Prozent pro Jahr. Bei dem unteren Drittel kamen die Aktionäre in dem Zeitraum auf ein Minus von 11 Prozent, während die durchschnittlichen Bezüge der Firmenchefs um 21 Prozent sanken.
Die Aktiengesellschaften versuchen die Entlohnung der Manager mit den Interessen der Aktionäre zu verknüpfen, so dass ein wachsenden Anteil ihrer Gehälter die Form von langfristigen, aktienbezogenen Vergütungen hat. Dieser Anteil stieg bei den Vorstandsvorsitzenden insgesamt von 55 Prozent 1996 auf 65 Prozent im letzten Jahr, berichtet die Mercer-Studie.
Nach einer Vorschrift der SEC müssen die Unternehmen jährlich Zahlen zur Entlohnung der Spitzenmanager und der Wertentwicklung der Aktie veröffentlichen. Die Genehmigungsausschüsse müssen auch erläutern, warum sie diese Beträge zahlen. Einige Experten fordern jedoch weitere Maßnahmen. "Viele dieser Berichte geizen mit Informationen," erklärt Spector. "Die SEC könnte hier mehr Informationen verlangen." Charles Elson, der an der Universität von Delaware das Center for Corporate Governance leitet, ist der Ansicht, die Mitglieder solcher Ausschüsse sollten unabhängige Direktoren sein, die mit Aktien bezahlt werden. "Die SEC- Vorsitzende hat schon zu recht die Missstände hier kritisiert, und es ist äußerst wichtig, dass für die Mitglieder der Ausschüsse bei ihren Entscheidungen etwas auf dem Spiel steht," erklärt Elson.