Schwerer Insider-Skandal in Japan

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Schwerer Insider-Skandal in Japan

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05.06.06 11:44
HANDELSBLATT, Montag, 05. Juni 2006, 10:49 Uhr

„Ich habe ein Verbrechen begangen“

Schwerer Insider-Skandal in Japan

Von Nicole Bastian

In vielen der großen japanischen Übernahmeschlachten der vergangenen Jahre hatte er irgendwo seine Hände im Spiel: Fondsaktivist Yoshiaki Murakami. Der 46-Jährige bewegte zuletzt fast 3 Mrd. Euro mit einen Fonds (400 Mrd. Yen).

HB TOKIO. Und dieses Geld setzte er aggressiv ein, um Druck auf Unternehmen auszuüben, deren Aktienkurs seiner Meinung nach deutlich unter den Möglichkeiten lag. Die gerade erst verkündete Milliardenfusion zweier Eisenbahngesellschaften – Hankyu und Hanshin – hätte es zum Beispiel ohne Murakami nicht gegeben. Doch heute gestand der charismatische Finanzier ein, Insiderhandel betrieben zu haben.

Damit fällt nach dem Chef der Internetfirma Livedoor, Takafumi Horie, eine zweite japanische Symbolfigur für die neuen Wege einer jüngeren Generation in der japanischen Wirtschaft. Und letztlich war es der lange Schatten Livedoors, der Murakami zu Fall brachte, denn der Fondsmanager hat nach eigenen Worten 2004 Aktien der Radiogesellschaft Nippon Broadcasting System gekauft, nachdem er gehört hatte, dass Livedoor plante, den Radiobetreiber zu übernehmen. Dies verstößt gegen das japanische Wertpapiergesetz.

„Ich habe ein Verbrechen begangen“, sagte Murakami heute bei einer eilig zusammengerufenen Pressekonferenz und verbeugte sich zur Entschuldigung tief. Er habe ein Geständnis unterschrieben und werde sich aus der Investmentwelt zurückziehen. Sein Fonds, der in einem guten Dutzend japanischer Firmen mit mehr als 5 Prozent investiert ist und in dem unter anderem zahlreiche US-Universitätsfonds Geld angelegt haben, werde jedoch weiter laufen.

Murakami hatte seine Karriere im Handelsministerium Ende der neunziger Jahre an den Nagel gehängt und im Sommer 1999 den Murakami-Fonds gegründet. Unter diesem Namen werden heute eine Vielzahl von Fonds verstanden, für die die Firma MAC Asset Management spricht. Erst vor zwei Wochen hatte Murakami bekannt gegeben, den Großteil des Fonds nach Singapur zu verlagern und wollte auch selbst dorthin ziehen. Murakamis Fall kommt zu einer Zeit, in der eigentlich auf dem Höhepunkt seiner Fondskarriere stand. Im ver-gangenen Herbst hatte er sich bei der Eisenbahngesellschaft Hanshin Electric Railway eingekauft und das Managment zu Schritten gedrängt, um den Börsenwert zu erhöhen: den Verkauf wertvoller Grundstücke etwa. Selbst den Börsengang der Baseballmannschaft Hanshin Tigers schlug er – zur Entrüstung so manchen Fans – vor.

Das Hanshin Management wollte dem Fondsaktivisten entfliehen und suchte Rivalen Hankyu Holdings um eine Fusion an. Der Aktienkurs von Hanshin stieg kräftig – und mit den 930 Yen (6,54 Euro) pro Aktie, die Hankyu bietet, macht MAC Asset Management, bei denen mittlerweile 46,8 Prozent der Aktien liegen, einen Riesengewinn. Im Laufe von Murakamis Druck auf Hanshin war der Ruf in der Politik lauter geworden, Investmentfonds in Japan stärker zu kontrollieren. Die Behörden hätten ein Zeichen setzen wollen, kommentierte ein Finanzexperte entsprechend.

Dass ausgerechnet der japanische Verfechter für mehr Unternehmenskontrolle und -transparenz nun Insiderhandel eingesteht, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Noch im Laufe des Tages wird in Tokio mit der Verhaftung des Finanziers gerechnet.


HANDELSBLATT, Montag, 05. Juni 2006, 10:49 Uhr
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Unsicherheit wegen Murakami-Skandals

 
05.06.06 11:46
HANDELSBLATT, Montag, 05. Juni 2006, 11:12 Uhr

Unsicherheit wegen Murakami-Skandals

Sorge um US-Konjunktur drückt Tokioter Börse ins Minus


Sorgen über die Entwicklung der US-Wirtschaft haben die Tokioter Börse am Montag deutlich ins Minus gedrückt. Händler sprachen zudem von einer allgemeinen Unsicherheit nach den inzwischen zugegebenen Insider-Vorwürfen gegen den Fondsmanager Yoshiaki Murakami, was Gewinnmitnahmen ausgelöst habe.
HB TOKIO. Auch ein Anstieg des Öl-Preises belastete die Kurse. Andere Börsen in Asien zeigten sich ebenfalls schwach. Der Euro legte zum Dollar etwas zu.
Die meisten Teilnehmer sagten, dass der Einfluss des Murakami-Skandals auf den Aktienmarkt begrenzt sein dürfte. Einige sagten aber auch, dass sie abwarten wollten, wie das Ausland darauf reagiere. Mehr als 100 Unternehmen und Organisationen sind im 400-Mrd-JPY Murakami-Fonds investiert.
Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index beendete den Handel 0,77 Prozent niedriger bei 15 668 Punkten. Der breiter gefasste TOPIX-Index verlor 0,7 Prozent auf 1594 Zähler. Die Börsen in Taiwan, Singapur und Südkorea lagen ebenfalls im Minus. Nur Hongkong legte zu.

Die US-Börsen hatten am Freitag leichte Kursverluste hinnehmen müssen. Hintergrund war, dass die Zahl der in den USA neu geschaffenen Stellen schwächer ausfiel als erwartet. Auf der einen Seite dämpfte dies die Sorge, die US-Notenbank Fed werde längere Zeit an ihrer Politik der Zinserhöhungen festhalten. Allerdings deuten die Arbeitsmarktdaten möglicherweise auch auf eine Abkühlung der Konjunktur hin.

„Im Moment scheint sich jeder Sorgen über eine Verlangsamung der US-Wirtschaft zu machen“, sagte Yoku Ihara von Retela Crea Securities. „Es wäre eine Sache, wenn wir einen langsamen Rückgang sehen, aber Investoren befürchten, dass es einen Schlag mit einem plötzlichen Rückgang des Wachstums geben wird.“ Auch könnten höhere Energiepreise belasten. Nach der erstmaligen Andeutung des Iran, im Atomstreit mit dem Westen möglicherweise doch Öl als Waffe einzusetzen, stieg der Ölpreis. Leichtes US-Öl verteuerte sich im frühen Handel am Montag um etwa einen Dollar auf 73,20 Dollar je Barrel.

In Japan waren insbesondere Exportwerte die Leidtragenden. Die Aktien des zweitgrößten Autoherstellers der Welt, Toyota, verloren um 1,3 Prozent auf 6040 Yen. Der Konkurrent Nissan Motor muss bei seinen Papieren einen Rückgang von 1,75 Prozent auf 1348 Yen hinnehmen.

Der Euro stieg auf 1,2954 Dollar nach 1,2912 Dollar im späten US-Handel vom Freitag. Der Dollar lag bei 111,61 Yen nach 111,73 Yen. Mit besonderem Interesse dürften die Finanzmärkte auf eine geldpolitische Konferenz in Washington blicken, an der im Tagesverlauf US-Notenbankchef Ben Bernanke, EZB-Präsident Jean-Claude Trichet und der japanische Vize-Zentralbankchef Toshiro Muto teilnehmen sollten.
shaker:

Nur 3 Jahre Gefängnis - Gibts sowas?

 
05.06.06 17:20
Japans bekanntester Fonds-Manager verhaftet

Japans bekanntester Fonds-Manager, Yoshiaki Murakami, ist Medienberichten zufolge wegen Insiderhandels im Zuge des Skandals um das Internet-Unternehmen Livedoor verhaftet worden.

Er war kurz zuvor heute zurückgetreten. Dem 46 Jahre alten Manager drohen bis zu drei Jahre Gefängnishaft oder eine Geldstrafe von bis zu drei Millionen Yen (rund 21.000 Euro).

"Rote Karte bekommen"
Nach Gesprächen mit der Staatsanwaltschaft über seine Vorgehensweise bei einem Übernahmekampf habe er entschieden, dass diese als Verstoß gegen die entsprechenden Gesetze gewertet werden könnte, sagte der Manager auf einer Pressekonferenz an der Tokioter Börse.

"Dieses Mal habe ich eine Rote Karte bekommen. Ich werde den Platz verlassen und nachdenken", sagte Murakami. "Ich weiß nicht, was als nächstes passiert, aber ich glaube, es wäre richtig, mich zurückzuziehen."

"Profi unter Profis"
Murakami betonte, er habe nicht beabsichtigt, gegen das Gesetz zu verstoßen. "Ich sehe mich als Profi unter Profis in diesem Wertpapiermarkt", sagte er. Als solcher müsse er volle Verantwortung für sein Fehlverhalten übernehmen, auch wenn er sich dessen nicht bewusst gewesen sei.

Murakami zeigte sich dennoch weiter stolz auf seine Leistung. Seit der Gründung des MAC-Asset-Management-Fonds habe dieser seinen Wert auf etwa 400 Milliarden Yen verdoppelt.
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