Untersuchungsverlauf die US-Börsenaufsicht SEC aus Anlegersicht
leider viel zu lasch vorgeht, verunsichert immer mehr Anleger, ob
denn der Finanzmarkt der USA tatsaechlich in den letzten Jahren
ein so viel sichererer Platz geworden ist, wie vielfach
behauptet. Es scheint sich abzuzeichnen, dass trotz zunehmender
Ausweitung des Skandals immer leichter aussergerichtliche
Einigungen zwischen Brokern und der SEC getroffen werden können.
Aber es gab einige weitere Meldungen, die Einfluss auf die
Börsenentwicklung nahmen:
Die Auslandsinvestitionen in den USA sind im September auf $4,2
Mrd. gefallen. Im August betrugen sie noch $50 Mrd. Wie kommt
das? Sollten auslaendische Investoren plötzlich Angst vor einem
fallenden US-Dollar haben?
Nun, wie eine selbsterfuellende Prognose ist der US-Dollar in den
letzten Tagen auf ein Rekordtief bei $1,195 je € gefallen. Sie
erinnern sich, dass ich Ihnen vor einigen Monaten (im Juni) die
japanischen Investitionen in US-Dollar als Hauptgrund fuer die
starke Nachfrage nach Anleihen genannt hatte. Warum also notieren
die Anleihen nun wieder fest (T-Bond ist wieder bei knapp 4 %),
waehrend doch der Strom von auslaendischen Geldern plötzlich
abgerissen ist?
Der Grund dafuer liegt in den Fondsskandalen, die hier in
Deutschland kaum Beachtung finden. Seit ich letzten Freitag die
Liste der unter Beschuss stehenden Finanzinstitute noch bis nach
dem Redaktionsschluss aktualisiert habe, ist bis heute die Liste
der betroffenen Unternehmen so lang, dass ich bald nur noch die
nicht betroffenen Unternehmen auflisten werde.
Die Ausweitung des Skandals fuehrte zu einer Zunahme der
Abfluesse, die Fonds zu beklagen hatten. In der letzten Woche
hatte ich noch behauptet, dass diese Fondsabfluesse zwar zu
Aktienverkaeufen von den Fonds zur Generierung der notwendigen
liquiden Mittel fuer die Auszahlungen fuehren wuerden, jedoch
anschliessend, nach Auszahlung an den Kunden, wuerden diese
Gelder wieder in den Aktienmarkt zurueckfliessen, da die
Privatanleger nun selber ihre Aktien kaufen.
Offensichtlich lag ich damit nicht ganz richtig: So schnell
funktioniert der Wechsel nicht. Wie am Absturz der Aktienbörse in
dieser Woche zu sehen, sind die Gelder nicht so schnell in Aktien
zurueck geflossen. Vielmehr haben verunsicherte Anleger ihre
Gelder zunaechst einmal geparkt – zu einem grossen Teil in
Anleihen.
Anders kann ich mir die aktuellen Vorgaenge nicht erklaeren. Die
US-Wirtschaft erlebt einem Aufschwung (wenn auch nur
liquiditaetsgetrieben und daher nicht nachhaltig, wie
regelmaessige Leser des iWatch wissen). Dies sollte zumindest zu
einer Bestaetigung der Aktienkurse zum Zeitpunkt der letzten
Berichtssaison fuehren. Stattdessen jedoch erfolgt ein
Ausverkauf.
Somit ist also in der letzten Woche der US-Dollar gefallen. In
Deutschland wird wie immer gejubelt, dass der Euro gestiegen sei,
und dies wird hierzulande als Zeichen des Vertrauens in unsere
Papierwaehrung verkauft. In meinen Augen ist in dieser Woche der
US-Dollar jedoch lediglich schneller gefallen als der Euro. Beide
Waehrungen werden inflationaer unters Volk gestreut und muessen
meiner Einschaetzung nach langfristig an Wert verlieren.
Die Aktienbörse hat kraeftig Federn lassen muessen. Insbesondere
der Nasdaq ist mit einem Minus von ueber 4 % stark betroffen. Und
grössere Summen sind in den Anleihenmarkt geflossen, so dass die
Rendite des T-Bonds wieder auf 4,2 % gefallen ist. Zusaetzlich zu
den oben genannten Anlegern, die ihre Anlagegelder erst einmal in
den Anleihen parken, sollten auch die Milliarden der japanischen
Bank of Japan (BoJ) in den Anleihenmarkt geflossen sein: Japan
hat Geruechten zufolge nach dem Absturz des US-Dollars wieder
einmal den US-Dollar gestuetzt. Die gekauften US-Dollar muessen
anschliessend angelegt werden: Meist eben in Anleihen.
Und noch ein Thema nimmt mehr und mehr an Bedeutung zu: Der
Handelskrieg zwischen den USA und China. Die USA bezuschussen die
heimische Stahlproduktion beziehungsweise legen extrahohe
Einfuehrzölle auf Stahl. Dadurch verspricht sich die Bush-
Administration eine Stuetzung der heimischen Stahlindustrie.
Zu kurz gedacht, sagt die Börse: Subventionen fuehrt meist zu
Verzerrungen, die sich an anderer Stelle raechen. Die Stahlzölle
fuehren beispielsweise zu erhöhten Produktionskosten in der
Automobilindustrie, so dass General Motors (GM) und Ford (F) dem
Preiswettbewerb der Japaner nicht standhalten können. Die
Arbeitsplaetze, die vielleicht in der Stahlindustrie gehalten
werden, gehen in der Automobilindustrie verloren.
Und Bush sprach nun auch noch von einer Ausweitung der Zölle,
insbesondere gegen China. An der Börse werden solche Eingriffe in
den freien Wettbewerb sofort als kurzsichtig entlarvt und fuehren
zu ernsthaften Bedenken ueber die Nachhaltigkeit des derzeitigen
Aufschwungs, Entschuldigung: Aufschwuengchens.
Wie Sie sehen, es gibt ausreichend Gruende fuer die Korrektur in
dieser Woche. Ob die Gruende fuer eine Trendumkehr und anhaltend
fallende Kurse ausreichen, wird im naechsten Kapitel besprochen.
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