Dow und Dax im freien Fall
Der Einkaufsmanager-Index Chicago sorgt für einen Schock an den Märkten. Der Dow bricht ein, und der Dax rauscht weiter abwärts. Infineon und Epcos verlieren zweistellig, TUI notiert auf Zehnjahrestief. Für den Dax ist es der schwärzeste September seit zehn Jahren.
New York / Frankfurt am Main – Schwache US-Börsen, schwache Konjunkturdaten, die Irak-Krise und der Steuerstreit in Deutschland treiben Anleger in Scharen aus dem Markt. Der Deutsche Aktienindex Dax notierte eine halbe Stunde nach Handelsbeginn in New York mit einem Minus von mehr als sechs Prozent auf Tagestief und deutlich unter 2800 Punkten: Finanz- und Technologietitel werden massiv verkauft.
Talfahrt an Wall Street beschleunigt
Der Dow Jones gab bis 16 Uhr um mehr als 230 Punkte (3,0 Prozent) auf 7469 Zähler nach, während der Nasdaq Composite um 3,2 Prozent auf 1160 Punkte rutschte. Bereits am Freitag hatten die amerikanischen Börsen die fünfte Woche in Folge mit Verlusten abgeschlossen.
Die nur mimal gestiegenen Einkommen und Ausgaben der US-Verbraucher verstärkten die Unsicherheit an den Märkten: Vor Handelsbeginn in New York wurde gemeldet, dass die Einkommen der US-Privathaushalte im August um 0,4 Prozent gestiegen sind. Die Ausgaben stiegen lediglich um 0,3 Prozent, nach einem Plus von 1,0 Prozent im Juli. Inflationsbereinigt waren es sogar nur 0,1 Prozent.
Einkaufsmanager-Index schockiert die Märkte
Der Chicagoer Einkaufsmanager-Index für September sorgte um 16 Uhr für einen Schock an den Märkten. Der Index stürzte auf 48,1 Punkte gegenüber 54,9 Punkten im August. In New York und Frankfurt löste dies eine neue Verkaufswelle aus: Ein Indexstand unter 50 Punkten deutet auf eine Abschwächung der Wirtschaftskraft und damit auf einen "Double Dip" hin. Am morgigen Dienstag wird dann der nationale Einkaufsmanager-Index (ISM) bekannt gegeben.
Analystenschelte für General Electric
Da die Nachrichtenlage seitens der Unternehmen dünn ist, schlägt die schlechte Stimmung umso stärker durch. Die Aktie des Index-Schwergewichtes General Electric gab zum Handelsbeginn nach, da nun auch Merrill Lynch sich den negativen Analystenkommentaren der Vorwoche angeschlossen und die Gewinnschätzung für die Jahre 2002 und 2003 gesenkt hat.
Auch für Technologietitel sieht es schlecht aus. Die Gewinnwarnung von Extreme Networks wirkt nach. Wachovia Securities hat außerdem das IT-Sicherheitsunternehmen Network Associates von "Strong buy" auf "Buy" herabgestuft. Die Analysten schätzen, dass sich Anti-Virussoftware-Geschäft schlechter als bei der Konkurrenz (Symantec und Trend Micro) entwickeln werde, da die beiden Marktanteile gewonnen hätten.
Dax mit größtem Monatsverlust seit 10 Jahren
Der Dax fiel unmittelbar nach Handelsbeginn in New York mit einem Minus von 5,1 Prozent auf ein Tagestief bei 2777 Punkten. Der Nemax 50, Auswahlindex des gescheiterten Wachstumsmarktes der Deutschen Börse, gab um 5,4 Prozent auf 338 Punkte ab. Bis 16 Uhr baute der Dax sein Minus auf sechs Prozent aus und notierte bei 2744 Zählern.
Im September hat der Dax somit ein Viertel seines Wertes eingebüßt, der größte Monatsverlust seit einem Jahrzehnt. Zusammen haben die 30 Dax-Firmen dabei 131 Milliarden Euro ihrer Marktkapitalisierung verloren, was in etwa dem Bruttoinlandsprodukt Norwegens entspricht.
Hoher Ölpreis Gift für die Konjunktur
"Es gibt weiterhin keinen guten Grund, Aktien zu kaufen", sagte Analyst Alfred Kaiser vom Bankhaus Nols. Der Ölpreis bleibe angesichts eines drohenden Irak-Krieges hoch. " Wenn er so hoch bleibt, können wir die Wachstumserwartungen weiter runternehmen", ergänzte Kaiser. Der Preis für die führende europäische Ölmarke Brent stieg am Montag leicht auf rund 29 Dollar pro Barrel (rund 159 Liter). Die Diskussion um mögliche Steuererhöhungen in Deutschland bezeichneten Marktteilnehmer unterdessen als nicht hilfreich für den Standort Deutschland.
Verkaufsorgie bei Technologie- und Finanztiteln
In Frankfurt standen besonders die Papiere der Technologie- und Finanzbranche unter Druck. Anteile der Münchener Rück verloren neun Prozent, HypoVereinsbank mehr als sieben Prozent.
Commerzbank: Müller dementiert Gerüchte
Unterdessen hat der Chef der Commerzbank , Klaus-Peter Müller, Marktgerüchte dementiert, wonach Deutschlands drittgrößte börsennotierte Geschäftsbank Liquiditätsprobleme habe. Damit reagierte er auf entsprechende Spekulationen vergangener Woche, die den Commerzbank-Kurs deutlich belastet hatten. Dennoch fiel das Papier auch am Montag um fast acht Prozent auf 6,75 Euro. "Die Gerüchte halten sich hartnäckig", sagte ein Händler. Belastend wirkte sich außerdem aus, dass Müller keine Prognose für 2002 gegeben hat.
Zweistellige Verluste bei Infineon und Epcos
Die schwankungsanfälligen Titel des Chip-Produzenten Infineon gaben um mehr als elf Prozent nach. Auch Epcos verlor zeitweise zweistellig: Die Epcos-Aktie führte die Verliererliste mit einem Minus von annähernd zehn Prozent auf 7,21 Euro an. Die Commerzbank hat Händlern zufolge das Preisziel radikal von zehn auf fünf Euro reduziert. "Weltweit gibt es Signale, dass bei Investitionen in Telekommunikations-Infrastruktur weiter gespart wird. Das trifft natürlich auch Epcos", sagte Analyst Jürgen Wagner von Sal. Oppenheim.
TUI-Aktie auf Zehnjahrestief
Die Aktien des Reisekonzerns TUI fielen um mehr als sieben Prozent auf 15,86 Euro und zeitweise auf den tiefsten Stand seit Ende 1992. Analyst Hans Huff von der Bankgesellschaft Berlin sagte, Anleger fürchteten eine Senkung der Geschäftsprognosen bei TUI, nachdem der britische Konkurrent MyTravel mitgeteilt hatte, das Jahresergebnis werde schlechter als die Erwartungen des Marktes ausfallen. Die TUI bekräftigte hingegen, dass der Konzern an seiner Prognose für 2002 festhalte. Die Investmentbank UBS Warburg stufte dennoch die TUI-Aktie von "Halten" auf "Reduzieren" herab.
Neuer Markt: Achterbahnfahrt bei Mobilcom
Am Neuen Markt stiegen die Titel der angeschlagenen Mobilcom zeitweise um elf Prozent. Zuletzt notierten die Aktien auf 2,24 Euro, ein Plus von 4,2 Prozent. Es heißt, ausländische Investoren hätten Interesse an dem mit sieben Milliarden Euro verschuldeten Büdelsdorfer Konzern. Insbesondere das Hongkonger Telekom-Unternehmen Hutchison Whampoa beobachte die Entwicklungen und sei möglicherweise an einer Übernahme interessiert.
Euro weiter über 0,98 Dollar
Der Euro-Kurs hat am Montag weiter zugelegt. Gegen 15 Uhr kostete die Gemeinschaftswährung in Frankfurt 0,9877 Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs bei 0,9860 (Freitag: 0,9779) US-Dollar fest.