Schlussbericht Dax: MLP debütiert mit Kurssturz
Von Thorsten Kramer und Annette Entreß, Hamburg
Der Dax hat im Sog einer schwachen Wall Street seine Tagesgewinne größtenteils abgegeben. Während der Finanzdienstleister MLP bei seiner Blue-Chip-Premiere eine schlechte Figur machte, avancierten Versicherungstitel zu den Lieblingen der Anleger.
Der Dax schloss bei einem Stand von 5791 Punkten. Das war ein Plus von 0,48 Prozent gegenüber Freitag. Der MDax stand bei 4646 Zählern und gewann 0,34 Prozent. Zwischenzeitlich war der Dax bis auf 5844 Zähler geklettert. Als dann aber die New Yorker Börsen in die Verluszone drehten, schmolzen auch die Kursgewinne in Frankfurt zusammen.
Händler in Frankfurt sagten, es würden verhältnismäßig wenig Aktien umgesetzt. Vor der Veröffentlichung wichtiger Unternehmsdaten aus Deutschland und den USA hielten sich die Anleger zurück. "Momentan sind wieder die konservativen Werte gesucht. Nach den eingetrübten Prognosen von Microsoft oder Ericsson möchte man gegen weitere negative Überraschungen gefeit sein", sagte Christian Schmidt, Händler bei der Helaba mit Blick auf die in dieser Woche anstehenden Geschäftszahlen von Siemens und Epcos. Zudem würden am Abend Zahlen unter anderem von Amazon.com oder AT&T erwartet.
Allianz an der Spitze
Die Aktien der Versicherer machten den Anlegern Freude, nachdem sie jüngst Kursverluste hinnehmen mussten. Allianz schoben sich an die Spitze der Kursgewinner im Dax und verteuerten sich um 2,76 Prozent auf 316 Euro. Gleich dahinter belegte das Papier der Münchener Rück Rang zwei. Die Aktie stieg 2,56 Prozent auf 325,50 Euro. Händler meinten, der Grund für die Gewinne sei nicht nur eine technische Reaktion nach den Kursverlusten der Vergangenheit. Die erfolgreich beendeten Übernahmen der Dresdner Bank und der Ergo-Versicherung würden den Assekuranz-Aktien Auftrieb geben.
Ergo muss MDax verlassen
Die Ergo -Versicherungsgruppe verschwindet bereits in dieser Woche aus dem Aktienindex MDax. Das bis 19. Juli befristete Tauschangebot der Münchener Rück sei erfolgreich gewesen, sagte ein Ergo-Sprecher der dpa am Montag. Die Ergo-Aktie notierte bei 170 Euro und damit 3,34 Prozent im Plus.
Tech-Titel uneinheitlich
Für Aufmerksamkeit sorgten auch die Titel des Halbleiterherstellers Infineon . Im dritten Quartal war der Chiphersteller tief in die roten Zahlen gerutscht. Das Unternehmen erwartet im gesamten Geschäftsjahr einen Verlust. Die Infineon-Aktie erholte sich von ihren anfänglichen Verlusten und kletterte bis Handelsschluss um 1,83 Prozent auf 27,80 Euro. "Die Zahlen waren keine große Überraschung", sagte ein Händler. Auch Siemens gewannen 0,91 Prozent auf 60,90 Euro. Epcos- Aktien rutschten dagegen nach einem kurzen Ausflug in die Gewinnzone wieder tief ins Minus. Die Papiere litten unter einer Herabstufung durch Analysten der Dresdner Bank und verbilligten sich um 2,02 Prozent auf 52,92 Euro.
Die Aktie von SAP gewann 2,56 Prozent auf 159,99 Euro. Das Papier war mit Abschlägen in den Handel gestartet, nachdem der Softwarehersteller am Wochenende mitgeteilt hatte, seinen Halbjahresüberschuss nach unten revidieren zu müssen. Grund waren Verluste beim US-Softwareanbieter Commerce One, an dem SAP beteiligt ist. Analysten meinten aber, die Maßnahme sei rein buchhalterischer Natur. Die Profitabilität der Gruppe sei nicht beeinflusst.
MLP-Aktie bricht ein
Schwächster Wert im Dax war Index-Neuling MLP. Das Papier brach 7,36 Prozent auf 98,20 Euro ein. Händler meinten, die MLP-Aktie sei überbewertet. Außerdem würden Anleger Gewinne mitnehmen, nachdem MLP jetzt im Schwergewichte-Index gelistet sei. "Bei dem derzeitigen Kurs-Gewinnverhältnis könnte die Aktie vielleicht sogar noch in dieser Woche auf rund 80 Euro fallen", sagte ein Händler. Das Papier des Finanzdienstleisters ersetzt seit Montag die Aktien der Dresdner Bank, die durch die Allianz übernommen wurde. MLP-Anteilsscheine hatten seit Januar 1997 einen Wertzuwachs von 1200 Prozent verbucht.
Die Aktien des Versorgers Eon tendierten kaum verändert bei 63,73 Euro, nachdem der Freistaat Bayern mitgeteilt hatte, dass er 7,5 Mio. Aktien des Unternehmens an die Deutsche-Bank-Tochter Karu Beteiligungsgesellschaft mbH verkauft habe.
Gewinnmitnahmen drücken DaimlerChrysler
Auch die Aktie von DaimlerChrysler fielen 1,82 Prozent auf 56,75 Euro. Am Freitag hatte die Euphorie über die jüngste Quartalsbilanz das Papier stark ins Plus gezogen. Auf den ersten Blick hätten die Quartalszahlen sehr gut ausgesehen, sagte ein Händler. Aber nun würden die Marktteilnehmer merken, dass die Wende noch nicht geschafft sei.
Deutsche Post gaben 1,07 Prozent auf 18,50 Euro ab. Zwischenzeitlich hatte das Papier Abschläge von mehr als zwei Prozent hinnehmen müssen. Der Bund will die gesetzlichen Voraussetzungen für den Verkauf weiterer Post-Anteile schaffen. Händler meinten, dies sei der Grund für die Kursverluste. Zurzeit hält der Bund 69 Prozent der Anteile an dem Unternehmen.
Euro billiger
Der Euro gab gegenüber dem Dollar nach. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 0,8676 (Freitag: 0,8776) $ fest. Ein Dollar kostete damit 2,2543 (2,2286) DM. Händler sahen in dem Verlust eine Korrektur der sehr starken Euro-Entwicklung aus der vergangenen Woche.