Böhler: Kleinaktionäre für dumm verkauft?
Androsch warnt vor Kontrollverlust über österreichische Industrie
Beruhigende Worte von Unternehmenschef Claus Raidl und eine heftige Replik von Aktionärsvertreter Wilhelm Rasinger prägten am Dienstag die Diskussion um die geplante Übernahme des Edelstahlkonzerns Böhler-Uddeholm durch den britische Fonds CVC. Im Mittelpunkt standen die Kursbewegungen vom Freitag und die Vereinbarungen rund um die Übernahme.
Die Aktien von Böhler-Uddeholm haben am Dienstag Vormittag an der Wiener Börse neuerlich Kursverluste hinnehmen müssen. Die Titel des Edelstahlkonzerns verloren bis 11:15 Uhr 2,69 Prozent und notierten bei 68,41 Euro. Die Umsätze hinter den Abschlägen bezeichnete ein Marktteilnehmer als "ganz ordentlich".
Den großen Kurssprung von Böhler-Uddeholm vom vergangenen Freitag wollte Unternehmenschef Claus Raidl auf einen "Zufall" zurückführen. Er habe mit "Leuten von der Börse und mit österreichischen Banken" gesprochen. Dabei scheine die Ursache für den Kurssprung darin zu liegen, dass "erstens ein Termingeschäftsverfall war, weil es einen Stichtag gab, und zweitens größere Bewegungen ausgelöst wurden, in amerikanischen Dividendenfonds". Dabei sei es dort, wo hohe Dividenden bezahlt würden, zu "Umschichtungen gekommen. Und Böhler Uddeholm wurde verstärkt nachgefragt", so Raidl in der "ZIB 2" des ORF Montag abend.
Dem widerspricht Privataktionärsvertreter Wilhelm Rasinger vehement. Einen plötzlichen Kursausschlag von 30 Prozent könne man nicht mit einer "technischen Reaktion" erklären. "Man soll die Leute nicht für dümmer verkaufen, als sie sind", betonte Rasinger und forderte mehr Transparenz ein. "Der Seriosität und der Glaubwürdigkeit würde das helfen."
Wichtig wäre laut Rasinger auch, dass die Kleinanleger den gleichen Kurs für ihre Anteilsscheine bekommen wie der Investor und Rechtsanwalt Rudolf Fries, dessen Anteil (20,95 Prozent) nun zum Verkauf steht. "Sonst kommt sich der Privatanleger unfair behandelt vor", so Rasinger. Immerhin befanden sich bis vor kurzem fast 80 Prozent der Böhler-Uddeholm-Anteile im Streubesitz. Die Gleichbehandlung zwischen den Aktionären der BU-Holding rund um Fries und dem restlichen Streubesitz müsse sichergestellt werden.
Androsch will österreichischen Investmentfonds
Die geplante Übernahme des Edelstahlkonzerns Böhler-Uddeholm durch den britische Fonds CVC hat zu einer Diskussion über einen Ausverkauf inländischer Unternehmen geführt. Der Industrielle Hannes Androsch und der oberösterreichische Raiffeisenbankchef Ludwig Scharinger schlagen einen österreichischen Investmentfonds vor, um weitere Übernahmen durch ausländische Konzerne zu verhindern. Denn laut Androsch seien auch andere Konzerne, wie etwa die voestalpine, der Verbund oder die OMV nicht vor einer Übernahme sicher.
Hannes Androsch sprach im Ö1-"Morgenjournal" von weiteren Übernahmekandidaten: "Vor einer solchen Entwicklung wäre auch die Voest nicht absolut sicher, auch nicht der Verbund, auch nicht OMV, die Wienerberger, wer immer. Wenn man die größte europäische Stahlindustrie durch Herrn Mittal übernehmen kann und es andere Beispiele gibt, wo Gazprom oder Inder oder Chinesen oder Japaner oder arabische Ölexporteure über riesige Geldmittel verfügen oder amerikanische, britische Fonds, dann ist niemand davor sicher."
Für einen Österreich-Fonds wäre genügend Kapital vorhanden, ist RLB-OÖ-Chef Scharinger überzeugt. Und auch wenn Böhler ans Ausland verkauft wird gebe es noch genügend Betätigungsfelder für einen solchen Fonds, meint Androsch.