HANDELSBLATT, Sonntag, 27. Januar 2008, 15:53 Uhr
Energiekonzerne
RWE erneut Ziel von Übernahmegerüchten
Der Essener Energiekonzern RWE rückt erneut in das Zentrum von Übernahmespekulationen. Der französische Energieriese EdF soll an einer Übernahme des zweitgrößten deutschen Versorgers interessiert sein. RWE-Chef Großmann dementierte die Gerüchte. Grundsätzlich sei er jedoch offen für ausländische Unternehmen – auch eine Beteilung der russischen Gazprom an RWE wäre möglich.
B DÜSSELDORF. Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy habe Bundeskanzlerin Angela Merkel vor wenigen Wochen gefragt, ob mit größeren Widerständen zu rechnen sei, wenn ein französischer Versorger RWE kapern würde, berichtete das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" unter Berufung auf "hochrangige Strommanager".
RWE-Vorstandsvorsitzender Jürgen Großmann sagte nach einem Treffen mit EdF-CEO Pierre Gaddoneix: „Grundsätzlich freut mich natürlich, dass RWE in der europäischen Energiewirtschaft hohe Anerkennung und Wertschätzung genießt. Gaddoneix hat mir aber versichert, dass es kein aktuelles Interesse gibt.“ EdF lege Wert auf eine konstruktive Zusammenarbeit und „lehnt unfreundliche Übernahmen grundsätzlich ab“, so Großmann.
Ähnliche Spekulationen hatten im Mai vergangenen Jahres für Wirbel gesorgt. Damals hatte ein Rundfunkbericht über angebliches EdF -Interesse den Aktienkurs des Essener Unternehmens in die Höhe getrieben.
n einem Interview der "Welt am Sonntag" sagte RWE -Chef Jürgen Großmann, er sehe keinen Anlass zu der Sorge, dass RWE in ausländische Hände fallen könnte. Das Interview führte Großmann nach RWE-Angaben Mitte vergangener Woche - also vor dem "Spiegel"-Bericht. Der Konzernchef zeigte sich darin offen für eine Beteiligung ausländischer Unternehmen wie etwa der russischen Gazprom an RWE. "Solange RWE eine deutsche Aktiengesellschaft mit Sitz in Deutschland bleibt, ist mir jeder Aktionär recht. Mit einer Sitzverlegung hätte ich aber Probleme."
Großmann sagte, er heiße jeden Aktionär willkommen. Einen besonderen staatlichen Schutz lehnte der seit Oktober amtierende Unternehmenschef ab. "Warum? Vattenfall ist als viertgrößter deutscher Energieerzeuger doch auch in schwedischer Hand. Warum heißen wir die Schweden willkommen, die Russen aber nicht?" Vattenfall Europe gehört dem schwedischen Vattenfall -Konzern.
Gazprom will erklärtermaßen sein Geschäft in Westeuropa ausbauen. Berichte über eine geplante Übernahme von RWE haben die Russen mehrfach vehement zurückgewiesen. Ähnlich klare Worte hatte EdF nach den Berichten im Mai vergangenen Jahres nicht gefunden. Der staatlich kontrollierte Konzern dementierte zwar jeglichen Kontakt mit deutschen Behörden, nahm jedoch keine Stellung, ob er grundsätzlich an RWE interessiert sei. EdF ist in Deutschland schon mit 45 Prozent an dem Karlsruher Energiekonzern EnBW beteiligt.
Gruss Ice
Börsengewinne sind Schmerzengeld. Erst kommen die Schmerzen, dann das Geld...(A.K.)