Franzosen stehen Schlange für den Euro
Der Euro ist da - in Frankreich, Holland und Irland werden die ersten Münzen ausgegeben.
Der Euro entwickelt sich wenige Stunden nach dem Einsetzen der Münzausgabe in drei westeuropäischen Staaten zu einem Verkaufsschlager.
„Wir haben um halb sieben geöffnet - und schon 20 Minuten später waren 200 Päckchen weg“, erzählte am Freitagmorgen ein Kioskbetreiber in Paris. „Die Leute wollen zehn oder zwanzig Päckchen kaufen, wir haben den Verkauf auf ein Päckchen pro Person beschränken müssen.“
Nach Angaben des Verbands der französischen Kioskbetreiber kamen besonders viele ältere Menschen zu den Tabakgeschäften, um „für ihre Enkel ein Geschenk“ zu erwerben.
Die so genannten Starter Kits mit den ersten Euro-Münzen sind seit Mitternacht in Frankreich, Irland und den Niederlanden im Handel.
In Deutschland können die Bürger die ersten Euro-Münzen ab Montag erwerben.
Aus dem Elsass wurde gemeldet, trotz Kälte von minus sieben Grad hätten sich in Straßburg vor einigen Tabakläden und der Hauptpost bereits gegen 06.30 Uhr lange Schlangen von Menschen gebildet, die die Euro-Münzen für 100 Franc pro Säckchen oder umgerechnet 30 Mark kaufen wollten.
Bis zum Vormittag wurden allerdings nur wenige Deutsche gesehen, die für die Euro- Ausgabe über die Grenze fuhren.
Die neuen Münzen zogen auch die ersten Räuber an. So seien am Vormittag allein in Straßburg schon drei Tabakläden überfallen worden, teilte die Polizei mit. Die Täter entkamen mit Hunderten von Euro-Säckchen.
Der französische Finanzminister Laurent Fabius freute sich über das rege Interesse der Verbraucher an der Euro-Währung. Die Bürger wollten die neue Währung endlich „sehen und berühren“, sagte Fabius dem Rundfunksender France Info. Aber es gebe „keine Panik an Bord“.
Die französischen Startsammlungen werden für 100 Franc ausgegeben und enthalten Münzen mit einem Wert von 15,25 Euro - Fabius macht damit jedem Käufer ein Geschenk von einer Centime. Insgesamt werden von den Münz-Päckchen in Frankreich 50 Millionen ausgegeben, in Irland kommen nur eine Million Päckchen mit 6,35 Euro in Umlauf.
Das Interesse der Bürger für den Euro habe verschiedene Stadien durchlaufen, sagte Fabius. Am Anfang habe die neue Währung „Beunruhigung“ ausgelöst, inzwischen könnten die Bürger die Umstellung am 1. Januar kaum noch erwarten.
Anders als in Frankreich stieß der Verkauf der ersten Euro-Münzen in Irland am Freitagmorgen zunächst nur auf wenig Interesse.
In Verkaufsstellen wie Postämtern und Banken hieß es übereinstimmend, es habe keine Schlangen wartender Käufer gegeben.
Die so genannten Starter Kits im Wert von fünf irischen Punt (6,35 Euro/12,4 DM) enthalten Münzen aller Größenordnungen. Die irische Zentralbank hat rund 1,1 Milliarden Euromünzen im Wert von insgesamt 285 Millionen Euro hergestellt.
Schon Mitte Januar würden 95 Prozent aller Käufe in Euro erledigt, sagte Fabius voraus. Am Samstag beginnt der Verkauf der Münzen in Belgien, Luxemburg, Italien, Spanien, Finnland und Österreich. Deutschland gehört mit Griechenland und Portugal am Montag zur Schlussgruppe.
Auch der Wert des Euro schien sich am Freitag der positiven Stimmung gegenüber der neuen Währung anzupassen. Der Euro überschritt zum ersten Mal seit einem Monat wieder die psychologisch wichtige Marke von 90 US-Cents.
Händler führten dies auf den Rückgang der US-Aktien am Donnerstag und den einbrechenden Yen zurück. „Es gibt drei Dinge: Die schwachen US-Einzelhandelszahlen von gestern, schlechte Nachrichten vom Technologiesektor und das generelle Angebotsverhältnis Euro-Yen“, sagte ein Händler am Freitag. Devisenspekulanten verkauften Yen gegen Euro, wodurch sich der Euro auch im Vergleich zum Dollar verteuere.
Quelle: Süddeutsche Zeitung