1. Teil
ROHSTOFFE - Wenn schöne Schätze locken (EurAmS) 14.09.2003
11:26
Gold, Platin, Kupfer, Nickel – angetrieben durch die Hoffnung auf ein Anspringen der Weltkonjunktur und den schier unstillbaren Hunger Chinas nach Rohstoffen erleben Metallpreise und Minenwerte ein Comeback. Für Anleger gibt es zahlreiche Möglichkeiten, von diesem Aufschwung zu profitieren
von Peter Gewalt und Joachim Spiering, Euro am Sonntag 37/03
Ein neues Luxushotel in der spanischen Stadt Marbella dürfte das künftige Dorado für urlaubshungrige Goldfans werden. Bis 2005 soll die Herberge der Extraklasse fertiggestellt sein, deren Fassade komplett mit 24-karätigem Gold beschichtet ist und in der dem Gast mit goldenem Besteck diniert. Kostenpunkt für die zwölf Tonnen des gelben Edelmetalls, die laut spanischer Zeitung „El Mundo“ das Domizil an der Costa del Sol verzieren werden: 144 Millionen Euro.
Wenn dieser Kostenvoranschlag angesichts der Goldpreisrally denn einzuhalten ist. Allein seit Jahresanfang schoss die Notierung für eine Unze (31,1 Gramm) um 20 Prozent nach oben. Vergangene Woche scheiterte das Edelmetall mit rund 381 Dollar nur knapp an einem neuen Sieben-Jahres-Hoch. Damit notiert Gold rund 50 Dollar über dem Durchschnittspreis des vergangenen Jahrzehnts.
Auch die Aktien der Goldminenbetreiber laufen glänzend. Newmont Mining aus den USA bringt es seit Januar auf einen Kurssprung von knapp 25 Prozent, genauso wie die Aktie des kanadischen Konkurrenten Barrick Gold . Und ob Evy Hambro von Merrill Lynch oder Johann Fürstenberger von Activest – die Mehrheit der Fondsmanager setzt in ihren Rohstoff-Fonds weiter auf Goldaktien.
Aber nicht nur mit Goldwerten stehen Anleger glänzend da. Andere Metalle haben sich dem Aufwärtstrend angeschlossen. Kupfer, Platin und Silber notieren so hoch wie seit drei Jahren nicht mehr. „Als Frühzykliker profitieren Metalle nun von den auflebenden Konjunkturhoffnungen“, erklärt Fürstenberger. Und Hambro, dessen Fonds in den vergangenen drei Jahren über 70 Prozent an Wert gewonnen hat, verspricht angesichts der stetig wachsenden Nachfrage aus China: „Die Rahmenbedingungen bleiben auf Jahre für die Branche extrem günstig.“
Optimistisch für Goldinvestments ist auch Fondsmanager Henry Littig, der mit seinem HPM Golden Dynamic Plus in diesem Jahr schon über 20 Prozent Plus erzielt hat. Littig rechnet für 2003 mit einem Anstieg des Goldpreises auf bis zu 450 Dollar pro Unze. Langfristig könnte Gold seiner Meinung nach die 850-Dollar-Marke brechen, die noch Anfang der 80er- Jahre bestand.
Littig zufolge gewinnt Gold angesichts niedriger Zinsen und globaler Unsicherheiten als werthaltiges Investmentobjekt wieder deutlich an Interesse seitens der Anleger. „Was wir derzeit erleben, ist eine Goldhausse, die sich wahrscheinlich erst im Anfangsstadium befindet. Neben Spekulanten decken sich immer mehr institutionelle Anleger wie Banken mit Goldwerten ein“, so Littig. Einen wichtigen Indikator für eine Trendwende sehen Experten darin, dass der Goldpreis nicht wie gewohnt nachgegeben hat, obwohl die Aktienmärkte derzeit in guter Verfassung sind.
Es gibt genug fundamentale Faktoren, die den Trend zum Gold stützen. So liegt die Produktion schon seit Jahren niedriger als der Verbrauch. Derzeit werden nur 67 Prozent der jährlich benötigten Goldmenge gefördert, der Rest muss von Zentralbanken oder aus recycelten Goldprodukten zugeschossen werden. Auch der schwächelnde Dollar hilft. Einerseits greifen Anleger dann auf Gold als Ersatzwährung zurück. Andererseits hilft der sinkende Dollar der Nachfrage kräftig auf die Sprünge. Denn die Konsumenten in Indien, dem größten Abnehmerland für den in Dollar gehandelten Goldschmuck, reagieren sehr sensibel auf Preisänderungen. Faktoren, die den Greenback weiter drücken könnten, wie etwa die steigende Staatsverschuldung der USA, gelten daher als Triebfedern für einen Goldpreisanstieg.
Das Abkommen zur Begrenzung der Goldverkäufe durch die Notenbanken stützt die Notierungen ebenfalls. Lange Zeit konnten die Notenbanken ihre goldenen Reserve nach Lust und Laune auf den Markt werfen, was die Preise drückte. 1999 einigten sich die Banken darauf, jährlich nicht mehr als 400 Tonnen zu verkaufen. Bei einem weltweiten Angebot von 3500 Tonnen im Jahr stellt dies nur eine geringe Belastung dar. Zwar läuft dieser Vertrag 2004 aus, aber Experten wie Ian Henderson, Rohstoff-Fondsmanager bei JP Morgan Fleming, sind sich sicher, dass das Abkommen verlängert wird. Einleuchtender Grund: Ohne diese Abmachung werden die Preise wohl nachgeben und die Schätze in den Tresoren schnell an Wert verlieren.
Auch die Goldförderer tragen ihr Scherflein zum Boom bei. Es klingt paradox: Die Minenbetreiber treten derzeit selbst als Nachfrager am Goldmarkt auf und treiben so die Preise nach oben. Hintergrund: Die Förderer haben in Zeiten der Not mittel- bis langfristige Lieferverträge zu festen Preisen mit ihren Abnehmern geschlossen. Heute setzen die Firmen dagegen auf langfristig steigende Marktpreise. Von denen profitieren sie aber nur, wenn es gelingt, aus den alten Sicherungsgeschäften herauszukommen. Sie lösen daher die bestehenden Terminverträge auf, indem sie das zugesicherte Gold vorzeitig liefern. Um allerdings das noch nicht geförderte Edelmetall sofort liefern zu können, müssen die Gesellschaften selbst am Goldmarkt aktiv werden, was derzeit zusätzlich dem Preis zugute kommt. Umgekehrt gilt aber auch: Das Ende dieses so genannten Dehedging könnte in den kommenden Jahren die Preise noch einmal unter Druck bringen.
ROHSTOFFE - Wenn schöne Schätze locken (EurAmS) 14.09.2003
11:26
Gold, Platin, Kupfer, Nickel – angetrieben durch die Hoffnung auf ein Anspringen der Weltkonjunktur und den schier unstillbaren Hunger Chinas nach Rohstoffen erleben Metallpreise und Minenwerte ein Comeback. Für Anleger gibt es zahlreiche Möglichkeiten, von diesem Aufschwung zu profitieren
von Peter Gewalt und Joachim Spiering, Euro am Sonntag 37/03
Ein neues Luxushotel in der spanischen Stadt Marbella dürfte das künftige Dorado für urlaubshungrige Goldfans werden. Bis 2005 soll die Herberge der Extraklasse fertiggestellt sein, deren Fassade komplett mit 24-karätigem Gold beschichtet ist und in der dem Gast mit goldenem Besteck diniert. Kostenpunkt für die zwölf Tonnen des gelben Edelmetalls, die laut spanischer Zeitung „El Mundo“ das Domizil an der Costa del Sol verzieren werden: 144 Millionen Euro.
Wenn dieser Kostenvoranschlag angesichts der Goldpreisrally denn einzuhalten ist. Allein seit Jahresanfang schoss die Notierung für eine Unze (31,1 Gramm) um 20 Prozent nach oben. Vergangene Woche scheiterte das Edelmetall mit rund 381 Dollar nur knapp an einem neuen Sieben-Jahres-Hoch. Damit notiert Gold rund 50 Dollar über dem Durchschnittspreis des vergangenen Jahrzehnts.
Auch die Aktien der Goldminenbetreiber laufen glänzend. Newmont Mining aus den USA bringt es seit Januar auf einen Kurssprung von knapp 25 Prozent, genauso wie die Aktie des kanadischen Konkurrenten Barrick Gold . Und ob Evy Hambro von Merrill Lynch oder Johann Fürstenberger von Activest – die Mehrheit der Fondsmanager setzt in ihren Rohstoff-Fonds weiter auf Goldaktien.
Aber nicht nur mit Goldwerten stehen Anleger glänzend da. Andere Metalle haben sich dem Aufwärtstrend angeschlossen. Kupfer, Platin und Silber notieren so hoch wie seit drei Jahren nicht mehr. „Als Frühzykliker profitieren Metalle nun von den auflebenden Konjunkturhoffnungen“, erklärt Fürstenberger. Und Hambro, dessen Fonds in den vergangenen drei Jahren über 70 Prozent an Wert gewonnen hat, verspricht angesichts der stetig wachsenden Nachfrage aus China: „Die Rahmenbedingungen bleiben auf Jahre für die Branche extrem günstig.“
Optimistisch für Goldinvestments ist auch Fondsmanager Henry Littig, der mit seinem HPM Golden Dynamic Plus in diesem Jahr schon über 20 Prozent Plus erzielt hat. Littig rechnet für 2003 mit einem Anstieg des Goldpreises auf bis zu 450 Dollar pro Unze. Langfristig könnte Gold seiner Meinung nach die 850-Dollar-Marke brechen, die noch Anfang der 80er- Jahre bestand.
Littig zufolge gewinnt Gold angesichts niedriger Zinsen und globaler Unsicherheiten als werthaltiges Investmentobjekt wieder deutlich an Interesse seitens der Anleger. „Was wir derzeit erleben, ist eine Goldhausse, die sich wahrscheinlich erst im Anfangsstadium befindet. Neben Spekulanten decken sich immer mehr institutionelle Anleger wie Banken mit Goldwerten ein“, so Littig. Einen wichtigen Indikator für eine Trendwende sehen Experten darin, dass der Goldpreis nicht wie gewohnt nachgegeben hat, obwohl die Aktienmärkte derzeit in guter Verfassung sind.
Es gibt genug fundamentale Faktoren, die den Trend zum Gold stützen. So liegt die Produktion schon seit Jahren niedriger als der Verbrauch. Derzeit werden nur 67 Prozent der jährlich benötigten Goldmenge gefördert, der Rest muss von Zentralbanken oder aus recycelten Goldprodukten zugeschossen werden. Auch der schwächelnde Dollar hilft. Einerseits greifen Anleger dann auf Gold als Ersatzwährung zurück. Andererseits hilft der sinkende Dollar der Nachfrage kräftig auf die Sprünge. Denn die Konsumenten in Indien, dem größten Abnehmerland für den in Dollar gehandelten Goldschmuck, reagieren sehr sensibel auf Preisänderungen. Faktoren, die den Greenback weiter drücken könnten, wie etwa die steigende Staatsverschuldung der USA, gelten daher als Triebfedern für einen Goldpreisanstieg.
Das Abkommen zur Begrenzung der Goldverkäufe durch die Notenbanken stützt die Notierungen ebenfalls. Lange Zeit konnten die Notenbanken ihre goldenen Reserve nach Lust und Laune auf den Markt werfen, was die Preise drückte. 1999 einigten sich die Banken darauf, jährlich nicht mehr als 400 Tonnen zu verkaufen. Bei einem weltweiten Angebot von 3500 Tonnen im Jahr stellt dies nur eine geringe Belastung dar. Zwar läuft dieser Vertrag 2004 aus, aber Experten wie Ian Henderson, Rohstoff-Fondsmanager bei JP Morgan Fleming, sind sich sicher, dass das Abkommen verlängert wird. Einleuchtender Grund: Ohne diese Abmachung werden die Preise wohl nachgeben und die Schätze in den Tresoren schnell an Wert verlieren.
Auch die Goldförderer tragen ihr Scherflein zum Boom bei. Es klingt paradox: Die Minenbetreiber treten derzeit selbst als Nachfrager am Goldmarkt auf und treiben so die Preise nach oben. Hintergrund: Die Förderer haben in Zeiten der Not mittel- bis langfristige Lieferverträge zu festen Preisen mit ihren Abnehmern geschlossen. Heute setzen die Firmen dagegen auf langfristig steigende Marktpreise. Von denen profitieren sie aber nur, wenn es gelingt, aus den alten Sicherungsgeschäften herauszukommen. Sie lösen daher die bestehenden Terminverträge auf, indem sie das zugesicherte Gold vorzeitig liefern. Um allerdings das noch nicht geförderte Edelmetall sofort liefern zu können, müssen die Gesellschaften selbst am Goldmarkt aktiv werden, was derzeit zusätzlich dem Preis zugute kommt. Umgekehrt gilt aber auch: Das Ende dieses so genannten Dehedging könnte in den kommenden Jahren die Preise noch einmal unter Druck bringen.