Rohstoffe bieten mehr als vage Hoffnungen

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EinsamerSam.:

Rohstoffe bieten mehr als vage Hoffnungen

 
29.03.05 07:11
Rohstoffe bieten mehr als vage Hoffnungen

Tutanchamun verkörpert die wahren Werte. „Wahr“ ist für den langfristigen Anleger, was über die Zeiten seinen Wert behält. Bis Mai werden Hunderttausende in die Bundestkunsthalle nach Bonn pilgern. Sie wollen einen Blick auf die Grabbeilagen des ägyptischen Pharaos werfen. Den balsamierten Ägypter umglänzt viel Gold – ein Rohstoff, der über Jahrtausende seinen Wert behalten hat. Das kann man von den Produkten der immer komplexer werdenden Finanzwelt nicht behaupten. Die Börsenblase platzte zwar schon vor fünf Jahren. Doch der Glaube an Wertpapiere hat sich fest in die Köpfe eingegraben.

Wie schwer die Geisteshaltung zu verändern ist, zeigt eine lange Zeit übersehene Hausse. Da läuft ein Aufschwung seit rund fünf Jahren – und wenige reagieren. Erst seit kurzer Zeit wird mehr Anlegern bewusst, dass Rohstoffe die Aktien als ertragreichste Vermögensform abgelöst haben. Motor ist die steigende Nachfrage nach Energie und Industriemetallen, vor allem aus dem boomenden China.

Angekommen ist die Botschaft bei vielen Anlegern noch nicht. Zaghaft werden die ersten Seminare und Konferenzen zu „Commodities“ organisiert. Bei den jüngsten Veranstaltungen in München und Zürich zeigte sich aber: Fast alle Teilnehmer waren 50 Jahre „plus x“. Diese Generation hat den letzten Boom in den Siebzigern noch bewusst erlebt und kann die laufende Hausse verstehen. Doch die Jungen denken weiter in Wertpapier-Schablonen.

Auch bei der wichtigsten Investorengruppe beginnt das Umdenken nur im Zeitlupenthempo. Zwei von drei großen institutionellen Anlegern sind in dem Bereich noch gar nicht vertreten. Das ergab eine Konferenz von Barclays Capital in London. Die spannendste Nachricht dieser Veranstaltung aber war: Zwei Drittel wollen in den nächsten zwei Jahren Engagements von fünf Prozent oder mehr ihres Vermögens aufbauen. Das ist die Treibkraft für zukünftige Preisaufschwünge.

Die ganz Cleveren waren übrigens schon immer dabei. Zum Beispiel David Swensen. Seit zwei Jahrzehnten managt er den jetzt zwölf Mrd. Dollar schweren Stiftungsfonds der US-Universität Yale. Im Schnitt spielte Swensen 16 Prozent Rendite pro Jahr ein, war sogar in den Baissejahren nie im Minus. Wie er das macht? Als der Amerikaner bei einem Vortrag vor deutschen Großanlegern die Antwort gab, wurden die Gesichter aschfahl. Zwei Drittel der Yale-Gelder stecken in alternativen Investments, darunter Öl und Waldbestände. Das ist für deutsche Großinvestoren unvorstellbar.

Inzwischen vermarkten einige Anbieter ihre Rohstoffprodukte ganz offensiv. Zertifikate sind der letzte Schrei. Vor allem die kreativen Köpfe der ABN Amro Bank machen Dampf. Inzwischen gibt es Produkte auf fast alles – von Öl, Gold und Kupfer über Sojabohnen bis zu Exotika wie Rinderhälften.

Zweifler werden jetzt einwerfen, auch Zertifikate seien Wertpapiere. Und sie könnten die Frage stellen: „Wenn Sie auf der Titanic sind und wählen dürfen zwischen einem Rettungsring und einem Wertpapier, dass Ihnen die Lieferung von Rettungsringen verbrieft – wie würden Sie entscheiden?“

Sicher, ein bisschen Vertrauen gehört dazu. Niemand, der in Rohstoffen anlegen will, würde sich Tonnen von Baumwolle oder Rinderhälften vor die Haustür kippen lassen. Trotzdem sind auch verbriefte Rohstoffe realere Werte als viele Wertpapiere, die nur vage Zukunftshoffnungen versprechen.

Möglicherweise ist es nur eine Frage des Marketings: Wie wäre es mit Werbung für dot.com(modities)? Für die, die immer noch dem Dot.Com-Bubble nachtrauern...

Quelle: HANDELSBLATT, Dienstag, 29. März 2005, 07:00 Uhr

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Der Einsame Samariter

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