Rennen um Nachfolge eröffnet

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sir charles:

Rennen um Nachfolge eröffnet

 
07.02.02 14:44
Rennen um Nachfolge eröffnet

Bereits seit Wochen gibt es Spekulationen um den EZB-Spitzenjob in Frankfurt. Mehrere Personen sind im Gespräch.

 
Frankreich hält an Trichet fest


Frankfurt (ag.). Mit dem für Juli 2003 angekündigten Ausscheiden des EZB-Chefs Wim Duisenberg ist der Startschuß für das Rennen um die Nachfolge Duisenbergs eröffnet. Als Nachfolger dürften die Franzosen ihren Notenbankchef Jean-Claude Trichet ins Rennen schicken. Trichet droht aber noch eine Anklage im der Affäre um die Pariser Großbank Credit Lyonnais.

Um die Spitze der EZB hatte es in den vergangenen Wochen vermehrt Spekulationen gegeben, weil Duisenbergs Vize Christian Noyer aus Frankreich Ende Mai turnusgemäß ausscheidet. Die Finnin Sirkka Hämäläinen räumt ihren Platz im EZB-Direktorium im kommenden Jahr, der Italiener Tomasso Padoa Schiopa und der Spanier Domingo Solans zwei Jahre später. Neben Duisenberg hat im ersten Direktorium der Zentralbank nur der Deutsche Otmar Issing eine volle Amtszeit von acht Jahren. Er ist EZB-Chefvolkswirt.

Duisenberg hatte seine Entscheidung bereits am Mittwoch dem derzeitigen EU-Ratspräsidenten Jose Maria Aznar und dem Präsidenten der EU-Finanzminister, Rodrigo de Rato y Figaredo, mitgeteilt. Außerdem informierte er die Mitglieder der drei EZB-Beschlußorgane.

Die EU-Staats- und Regierungschefs hatten sich 1998 darauf verständigt, daß der Niederländer seine achtjährige Amtszeit nicht voll ausschöpft. Konkrete Termine waren jedoch nicht festgelegt worden.


sir charles:

Frankreich hält an Trichet fest

 
07.02.02 14:46
Frankreich hält an Trichet fest

Die Grand Nation will den französischen Notenbankchef Jean-Claude Trichet an der Spitze der Europäischen Zentralbank sehen.
 
PARIS (ag.). Frankreich hält nach der Rücktrittsankündigung von EZB-Präsident Wim Duisenberg an seiner Forderung fest, den französischen Notenbankchef Jean-Claude Trichet an die Spitze der Europäischen Zentralbank zu wählen.

Aus französischen Regierungskreisen hieß es heute, mit der Ankündigung der EZB, wonach Duisenberg im Juli 2003 sein Amt abgeben werde, habe sich für die Regierung von Präsident Jacques Chirac nichts geändert. Die Ankündigung zu Duisenberg beende die Unsicherheit an den Finanzmärkten, hieß es weiter.

Brummer:

Porträt: Nachfolgekandidat Jean-Claude Trichet

 
07.02.02 14:49
Der Franzose Jean-Claude Trichet will EZB-Chef Duisenberg beerben. Ein Bankenskandal könnte die Pläne des 59-Jährigen allerdings durchkreuzen.
Seit Jahren steht Jean-Claude Trichet in den Startlöchern, um EZB-Chef Wim Duisenberg als obersten Währungshüter in Europa zu beerben.

Jetzt, wo die Katze aus dem Sack ist und Duisenberg für den Juli 2003 seinen Rücktritt bekanntgab, könnte der 59-Jährige Trichet zum Endspurt ansetzen.

Aber seine Kandidatur steht auf wackligen Beinen, denn sein Name ist nicht nur mit dem harten Franc, sondern auch mit dem größten Bankenskandal der französischen Nachkriegsgeschichte verbunden: der Milliardensanierung der Großbank Crédit Lyonnais durch den französischen Steuerzahler.

Seit 1993 steht Trichet an der Spitze der Banque de France, der französischen Notenbank. In seine Amtszeit fallen ein deutlicher Rückgang der Inflation, die Politik der Währungsstabilität sowie die Vorbereitung und schließlich der Übergang zur Euro-Währung.

Großer Ärger in Paris

Beim EU-Gipfel im Mai 1998 wurde ausgehandelt - so stellt es jedenfalls die französische Seite dar -, dass Duisenberg nach der Hälfte der Amtszeit von Trichet abgelöst werden würde. Als der Niederländer jedoch vor kurzem erklärte, er denke gar nicht daran, in diesem Sommer aufzuhören, war der Ärger in Paris groß.

Andererseits ist Trichet ein angeschlagener Kandidat. Erst vor einer Woche entschied der Pariser Kassationsgerichtshof, dass die Ermittlungen um mutmaßliche Milliarden-Schiebereien bei der Crédit-Lyonnais-Privatisierung weitergeführt würden. Für die Sanierung der Großbank waren rund hundert Milliarden Franc (rund 15,2 Milliarden Euro/29,8 Milliarden Mark) Steuergelder ausgegeben worden, bevor das Institut 1999 privatisiert wurde.

Den politisch Verantwortlichen soll die Finanzkrise der Staatsbank schon sehr früh klar gewesen sein. Trichet und sein Vorgänger Jacques de Larosière werden zusammen mit anderen Beamten verdächtigt, Anfang der 90er Jahre manipulierte Bilanzen abgesegnet zu haben, um die dramatischen Verluste bei der Großbank zu vertuschen. Die Entscheidung über eine Anklageerhebung soll in den kommenden Monaten fallen.

Absolvent der Elite-Akademie ENA

Trichet, in Lyon geboren, studierte zunächst Bergbau an der Universität von Nancy, bevor er nach Paris wechselte und dort die Elite-Verwaltungshochschule ENA absolvierte.

Dann kletterte Trichet rasch die politische Karriere-Leiter hinauf: Er gehörte zum Beraterstab des rechtsliberalen Präsidenten Valéry Giscard d'Estaing, verhandelte in den 80-er Jahren für den Pariser Club Umschuldungsabkommen für Länder der Dritten Welt.

1986 und 1987 war Trichet Kabinettsdirektor unter dem damaligen Wirtschaftminister Edouard Balladur, anschließend wurde er zum Direktor der Finanzverwaltung ernannt - eine der angesehensten Funktionen in der französischen Verwaltung.

„Frankreichs kultiviertester Beamter“

Seit Mitte der 80er Jahre zählt „Frankreichs kultiviertester Beamter“, wie Trichet gelobt wird, zu den wichtigsten Köpfen bei der Vereinheitlichung der Währungspolitik in den Euro-Ländern. Er beteiligte sich an der Ausarbeitung des Maastricht-Vertrages und drückte immer wieder Leitzins-Erhöhungen durch, um den französischen Franc zu einer harten Währung zu machen.

Quelle: sueddeutsche.de
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