Anlagestrategie
Anlageexperte Roche: „Raus aus Aktien“
20. Mai 2003 Es ist wieder an der Zeit, die Anlageempfehlung für Aktien auf „untergewichten“ zu stellen. Diesen Entschluß hat David Roche, Gründer und Leiter der unabhängigen Research-Gesellschaft Independent Strategy, gefaßt.
Für den Querdenker unter den Börsenstrategen, der immer wieder mit unkonventionellen, aber häufig zutreffenden Thesen aufwartet, ist die jüngste Bärenmarktrally weitgehend gelaufen. Die Kurse könnte zwar möglicherweise noch etwas weiter nach oben laufen, aber die beste Zeit dürfte schon wieder vorbei sein. Die vor Beginn des Irak-Kriegs auf „neutral“ angebobene Empfehlung für die Aktienmärkte hat er deswegen jetzt wieder nach unten korrigiert.
Den Dollar sieht Roche weiter auf dem absteigenden Ast
Gleichzeitig bestätigt Roche seine pessimistische Haltung zum Dollar und seine positive Einstellung zum Goldpreis und zu anderen Rohstoffen. Zu seinen Favoriten zählt er auf der Devisenseite den Euro und vor allem den australischen und den kanadischen Dollar.
Anleihen hält er dagegen für „langweilig“. Die amerikanische Notenbank, und in ihrem Gefolge auch die Europäische Zentralbank, werden die Leitzinsen zwar weiter senken und Inflation ist überhaupt kein Thema. Doch die Renditen befänden sich bereits auf Rekordtiefs, obwohl die Staatsdefizite boomten und somit eine steigende Zahl an Anleiehemissionen zu befürchten sei. Wer Anleihen halten möchte, sollte sich laut Roche auf australische und südafrikanische Titel konzentrieren.
Fundamentale Probleme rücken wieder in den Fokus
Seine neuerdings wieder sehr vorsichtige Haltung zu den Aktienmärkten begründet der Anlageexperte mit den aus seiner Sicht sehr hohen Bewertungen und der bereits wieder sehr niedrigen Risikoaversion. So schätzt er, daß das Verhältnis zwischen den Aktienkursen und der Dividendenrendite am amerikanischen Aktienmarkt schon wieder um 50 Prozent über dem historischen Durchschnitt liegt. Die wieder zunehmende Risikobereitschaft zeige sich zudem am deutlich gesunkenen Renditeabstand zwischen Unternehmensanleihen und Staatsanleihen.
Doch es gibt nach Ansicht von Roche Anzeichen dafür, daß sich die Marktakteure wieder auf die langfrsitigen fundamentalen Probleme zu konzentrieren beginne. Dazu zählt er die Gefahr fallender Preise, für dieses Phänomen er mit der Bezeichnung „Neue Deflation“ einen eigene Definition geschaffen hat. Dieses Problem werde flankiert durch das doppelte Defizit, welches es in Amerika in der Handelsbilanz und im Staatshaushalt zu beklagen gibt. Und auf Unternehmensebene werde versucht, die Gewinnmargen zu Lasten der Löhne auf einem gewissen Niveau zu verteidigen, was letztlich aber in weniger Konsum münde müsse, da die Konsumenten deshalb weniger Geld zur Verfügung hätten.
Schließlich rücke auch wieder die Tatsache in den Mittelpunkt, daß sich die geopolitische und wirtschafltiche Vorherrschaft Amerikas langsam ihrem Ende zuneige. Ein erster Vorbote dieser Entwicklung ist laut Roche der fallende Dollar. In einem späteren Stadium sei zudem ein zunehmender Protektionismus zu befürchten.
Auch am deutschen Aktienmarkt ist das Spiel aus
Schlechte Nachrichten hat Roche auch für den deutschen Aktienmarkt parat. Nach dem schweren Kurseinbruch sei er für die deutschen Aktien wegen der dadurch günstigen Bewertung bisher zuversichtlich gewesen. Doch nachdem die Bewertungen zuletzt wieder deutlich gestiegen sind, ziehe dieses Argument nun nicht mehr. „Das Spiel ist aus“, lautet daher das Fazit von Roche.
Ähnlich wie an den übrigen Weltbörsen dürften sich auch am deutschen Markt die Anleger wieder auf die fundamentalen Daten konzentrieren. Und diese gesalten sich laut Roche nun einmal nicht gerade vorteilhaft. Im Gegenteil drohe der in Europa aufgeblähte Lebensstandard ausgerechnet zu einem Zeitpunkt zu platzen, in dem die Arbeitslosigkeit ohnehin steigt und die Löhne sinken. Das sei nicht nur ein denkbar ungünstiges Timing, sondern berge auch viel sozialen und damit politischen Zündstoff.
Text: @JüB
es grüßt
Anlageexperte Roche: „Raus aus Aktien“
20. Mai 2003 Es ist wieder an der Zeit, die Anlageempfehlung für Aktien auf „untergewichten“ zu stellen. Diesen Entschluß hat David Roche, Gründer und Leiter der unabhängigen Research-Gesellschaft Independent Strategy, gefaßt.
Für den Querdenker unter den Börsenstrategen, der immer wieder mit unkonventionellen, aber häufig zutreffenden Thesen aufwartet, ist die jüngste Bärenmarktrally weitgehend gelaufen. Die Kurse könnte zwar möglicherweise noch etwas weiter nach oben laufen, aber die beste Zeit dürfte schon wieder vorbei sein. Die vor Beginn des Irak-Kriegs auf „neutral“ angebobene Empfehlung für die Aktienmärkte hat er deswegen jetzt wieder nach unten korrigiert.
Den Dollar sieht Roche weiter auf dem absteigenden Ast
Gleichzeitig bestätigt Roche seine pessimistische Haltung zum Dollar und seine positive Einstellung zum Goldpreis und zu anderen Rohstoffen. Zu seinen Favoriten zählt er auf der Devisenseite den Euro und vor allem den australischen und den kanadischen Dollar.
Anleihen hält er dagegen für „langweilig“. Die amerikanische Notenbank, und in ihrem Gefolge auch die Europäische Zentralbank, werden die Leitzinsen zwar weiter senken und Inflation ist überhaupt kein Thema. Doch die Renditen befänden sich bereits auf Rekordtiefs, obwohl die Staatsdefizite boomten und somit eine steigende Zahl an Anleiehemissionen zu befürchten sei. Wer Anleihen halten möchte, sollte sich laut Roche auf australische und südafrikanische Titel konzentrieren.
Fundamentale Probleme rücken wieder in den Fokus
Seine neuerdings wieder sehr vorsichtige Haltung zu den Aktienmärkten begründet der Anlageexperte mit den aus seiner Sicht sehr hohen Bewertungen und der bereits wieder sehr niedrigen Risikoaversion. So schätzt er, daß das Verhältnis zwischen den Aktienkursen und der Dividendenrendite am amerikanischen Aktienmarkt schon wieder um 50 Prozent über dem historischen Durchschnitt liegt. Die wieder zunehmende Risikobereitschaft zeige sich zudem am deutlich gesunkenen Renditeabstand zwischen Unternehmensanleihen und Staatsanleihen.
Doch es gibt nach Ansicht von Roche Anzeichen dafür, daß sich die Marktakteure wieder auf die langfrsitigen fundamentalen Probleme zu konzentrieren beginne. Dazu zählt er die Gefahr fallender Preise, für dieses Phänomen er mit der Bezeichnung „Neue Deflation“ einen eigene Definition geschaffen hat. Dieses Problem werde flankiert durch das doppelte Defizit, welches es in Amerika in der Handelsbilanz und im Staatshaushalt zu beklagen gibt. Und auf Unternehmensebene werde versucht, die Gewinnmargen zu Lasten der Löhne auf einem gewissen Niveau zu verteidigen, was letztlich aber in weniger Konsum münde müsse, da die Konsumenten deshalb weniger Geld zur Verfügung hätten.
Schließlich rücke auch wieder die Tatsache in den Mittelpunkt, daß sich die geopolitische und wirtschafltiche Vorherrschaft Amerikas langsam ihrem Ende zuneige. Ein erster Vorbote dieser Entwicklung ist laut Roche der fallende Dollar. In einem späteren Stadium sei zudem ein zunehmender Protektionismus zu befürchten.
Auch am deutschen Aktienmarkt ist das Spiel aus
Schlechte Nachrichten hat Roche auch für den deutschen Aktienmarkt parat. Nach dem schweren Kurseinbruch sei er für die deutschen Aktien wegen der dadurch günstigen Bewertung bisher zuversichtlich gewesen. Doch nachdem die Bewertungen zuletzt wieder deutlich gestiegen sind, ziehe dieses Argument nun nicht mehr. „Das Spiel ist aus“, lautet daher das Fazit von Roche.
Ähnlich wie an den übrigen Weltbörsen dürften sich auch am deutschen Markt die Anleger wieder auf die fundamentalen Daten konzentrieren. Und diese gesalten sich laut Roche nun einmal nicht gerade vorteilhaft. Im Gegenteil drohe der in Europa aufgeblähte Lebensstandard ausgerechnet zu einem Zeitpunkt zu platzen, in dem die Arbeitslosigkeit ohnehin steigt und die Löhne sinken. Das sei nicht nur ein denkbar ungünstiges Timing, sondern berge auch viel sozialen und damit politischen Zündstoff.
Text: @JüB
es grüßt
€ $ ¥ das Zentrum der Macht