Terror in den USA: Aktienaufsicht überprüft Kursbewegungen
Nach den Terroranschlägen auf die USA und den dramatischen Verlusten an den Börsen untersucht die deutsche Aktienaufsicht den Handelsverlauf. In Zentrum steht die Frage, ob die Drahtzieher der Anschläge bei Insider-Geschäften an den Kursverlusten profitiert haben.
Das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) hat eigenen Angaben zufolge nach den Terroranschlägen in den USA damit begonnen, deutsche Aktienkurse auf ungewöhnliche Bewegungen hin zu überprüfen. "Wir schauen uns routinemäßig die Kurse verschiedener Aktien an", sagte eine BAWe-Sprecherin. Von einer Insideruntersuchung könne aber nicht die Rede sein, fügte sie mit Blick auf Medienberichte hinzu, wonach es vor den Attentaten zu auffälligen Kursbewegungen etwa bei Versicherungs-Titeln gekommen sein könnte. Für Insidergeschäfte gebe es bisher "keine konkreten Hinweise", betonte die BAWe-Sprecherin. Bisher handele es sich um eine "normale Marktbeobachtung" aller Bereiche.
Erst wenn der Handelsverlauf der Aktie auffällig abweiche und sich keine gängige Interpretation und Erklärung hierfür ergebe, wolle das BAWe entscheiden, ob konkrete Untersuchungen vorgenommen werden. Die Sprecherin sagte, die Papiere werden "durch die Bank weg" untersucht. "Natürlich drängen sich einige mehr auf als andere." Die ersten Untersuchungen sollen "in ein paar Tagen" abgeschlossen sein.
Gelder Bin Ladens?
In verschiedenen Presseberichten kursieren seit Ende vergangener Woche Spekulationen darüber, dass es vor den Angriffen mit entführten Flugzeugen in New York und Washington zu auffälligen Kursbewegungen etwa bei Versicherungs-Aktien gekommen sei, und dass dahinter möglicherweise Geschäfte mit Insider-Wissen stecken könnten. So würde unter anderem untersucht, ob sich vor Dienstag so genannte Short-Verkäufe gehäuft hätten, bei denen Marktteilnehmer Aktien verkaufen, die sie gar nicht besitzen, sondern sich vorübergehend leihen, um sie später zu günstigeren Kursen am Markt zu erwerben. Dabei könne es sich möglicherweise auch um Gelder des von den USA als wahrscheinlichen Drahtzieher hinter den Attentaten verdächtigten Multimillionärs Osama bin Laden handeln.
Nach den Anschlägen in Amerika waren die deutschen Aktien massiv unter Verkaufsdruck geraten, wobei direkt betroffene Unternehmen wie die Versicherer Münchener Rück, Allianz oder auch die Deutsche Lufthansa besonders starke Verluste verbuchten. Die japanischen Marktaufsichtsbehörden hatten bereits in den vergangenen Wochen Untersuchungen zu möglicherweise irregulären Kursbewegungen aufgenommen.
© 2001 Financial Times Deutschland