Die Bären haben ihre Chance nicht genutzt und den Bullen eine kräftige Gegenreaktion gestattet. Diese Entwicklung deutete sich in den vergangenen Tagen und dürfte den DAX zunächst vor weiteren krassen Abstürzen absichern. Friede, Freude, Eierkuchen ist mit dem gestrigen Tagesgewinn aber auch noch langst nicht beim deutschen Leitindex, denn wie ich schon im Falle dieser Entwicklung gestern bemerkte, stehen nun umgehend die Bullen wieder unter Druck, ihre Fähigkeit nachzuweisen, weitere Käufer anzuziehen. Aus dem Chart lässt sich entnehmen, dass die Aufwärtsbewegung sehr dynamisch und kraftvoll vollzogen wurde, der Schlusskurs nicht nur über 4.800 und dem Widerstand bei 4.818 Punkten lag, sondern auch nahe am Tageshoch. Das deutet darauf hin, dass nach einer kleinen Konsolidierung zum Handelsbeginn weitere Kursgewinne zu erwarten sind. Das Sitzungsergebnis der US-Notenbank brachte keine neuen Erkenntnisse und wurde vom Markt praktisch als Non-Event bewertet. Ob es zu Handelsbeginn tatsächlich nochmal zu einer erkennbaren Konsolidierung kommt, ist aber nicht sicher. Der Blick auf den Chart von Sorgenkind und Schwergewicht VW lässt nämlich vermuten, dass nach der Unsicherheit der vergangenen Tage in Sachen VW-Optionen das Pendel wieder deutlich nach oben ausschlägt. Ein Ergebnis der übertriebenen Absicherungen wegen möglicher Kurseinbrüche im Bezug auf die Porsche-Optionen.
OECD gegen Weltbank
Zu den stärkeren Schwankungen an den Aktienmärkten tragen jetzt nicht nur die nationalen Wirtschaftsforschungsinstitute bei, sondern auch die Ökonomen der Weltbank und der OECD. Erwartet die OECD für dieses Jahr einen Rückgang des weltweiten Wirtschaftswachstums um 4,1 Prozent und im nächsten Jahr eine Zunahme um 0,7 Prozent, glaubt die Weltbank eher an einen Rückgang um 5 Prozent in diesem und eine Stagnation im nächsten Jahr. Das daraus entstandene heitere Konjunkturraten trägt nicht gerade zur Sicherheit bei den Investoren bei. Haben sich schon die Rating-Agenturen nicht als ausgesprochene Experten für die Bewertung von Schuldnern erwiesen, bringen sich nun die bisher noch in gutem Ruf stehende internationalen Forschungsinstitute durch eine fortlaufende Korrektur ihrer mittelfristigen Prognosen in Verruf. Es steht zwar außer Frage, dass die aktuelle Konstellation in der Weltwirtschaft nicht gerade einfache Prognosen zulässt. Die Geschwindigkeit der Anpassung entsprechender Vorhersagen an kurzfristige Entwicklungen gibt aber dann doch zu denken. Mit ein wenig mehr Weitblick könnten sich die Forscher die eine oder andere Änderung ersparen.
Jetzt sind die Bullen unter Zugzwang
Standen gestern die Bären unter Druck, müssen sich heute die Bullen beweisen. Im Chart ist klar erkennbar, der kurzfristige Abwärtstrend von deutlich durchbrochen. Noch geht der Anstieg aber nicht über die gewöhnliche charttechnische Reaktion auf die zuvor eingefahrenen Verluste hinaus. Bestätigen die Bullen ihren Erfolg von gestern und bleiben über 4.770 Punkten, sollten spätestens Morgen wieder Indexstände zwischen 4.900 und 4.950 Punkte möglich sein. Schwächeln die Bullen aber und gelingt den Bären ein Rebreak, schwebt über dem DAX wieder schnell die Gefahr einer raschen Fortsetzung der Baisse mit Kurszielen zwischen 4.511 und 4.551 Punkte. Aufgrund der schon geschilderten Aufwärtsdynamik des gestrigen Tages erscheint diese Variante für die nächsten Tage aber unwahrscheinlicher.
Maue Lage bei den EU-Auftragseingängen
Wie volatil sich die monatlichen Veränderungen bei den Auftragseingängen zeigen, konnte man gestern in den USA sehen. Hatte die Mehrzahl der Analysten einen Rückgang von 0,9 Prozent erwartet, schlug der Markt diese niedrig angesetzten Erwartungen mit einem Anstieg um 1,8 Prozent sehr deutlich. Darauf, dass dies den sehr exportlastigen europäischen Unternehmen auch gelingt, hoffen auch die befragten Ökonomen. Nach einem Minus von 0,6 Prozent im Vormonat gehen sie für den April von einem Null-Wachstum aus. Gemessen an den Einbrüchen des Frühjahres dürfte ein Nullwachstum dem Markt deutlichen Auftrieb geben, denn selbst daraus lässt sich eine Stabilisierung der Wirtschaft ablesen. Zu einer Diskussion, ob der europäische Wirtschaftsraum wieder früher aus der Rezession heraus findet als die USA, eignet sich der Indikator aber nicht. Es würde die bisherigen weltwirtschaftlichen Abläufe schon arg schnell durcheinander wirbeln, wenn die regelwütigen Europäer den Weg aus der Krise schneller finden würden als die sehr flexiblen Amerikaner. Die nächsten Monate werden das bestätigen.
US-BIP kann nur besser werden
Heute veröffentlicht das US-Finanzministerium die endgültige Wachstumszahl für das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal. Der Begriff „Wachstum" wird aber gleich wieder gestrichen, denn bereits die Schätzung ergab ein Minus von 5,7 Prozent. Der positive Akzent: Die Analysten erwarten, dass die endgültige Zahl nicht von der Schätzung nach unten abweicht. Im Endeffekt richtet sich die Hoffnung des Marktes aber auf die Verbesserung der Wachstumszahlen in den nächsten Quartalen. Nur wenn sich größere Abweichungen von der Schätzung nach unten oder oben ergeben, dürfte das eine Reaktion an den Märkten hervorrufen. Eine positive Überraschung wäre aber tendenziell wahrscheinlicher als eine Abweichung nach unten.
Konjunkturdaten: EU: 11.00 Uhr: Auftragseingänge USA: 14.30 Uhr: Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter Mai, 16.00 Uhr: Verkauf neuer Häuser Mai; 20.15 Uhr: Zinsentscheid der Federal Reserve
Unternehmenszahlen: Q4-Zahlen: Palm
Wichtige Marken:
Unterstützungen: 4.717; 4.761; 4.818
Widerstände: 4.919; 4.954; 4.989