DER AKTIONÄR hat mit Dr. Sven Hansen gesprochen. Der Chief Investment Officer des weltgrößten Solarinvestors Good Energies erwartet ein schlimmes erstes Quartal, sieht aber gleichzeitig historische Einstiegschancen bei Solarunternehmen.
Good Energies hat bereits mehr als fünf Milliarden Euro in alternative Energien investiert. Hauptbeteiligungen im Bereich Solar sind Q-Cells, Solarfun, Sunfilm und Trina Solar. DER AKTIONÄR hat mit Chief Investment Officer Dr. Sven Hansen gesprochen.
DER AKTIONÄR: Herr Dr. Hansen wie beurteilen Sie die aktuelle Situation?
Dr. Sven Hansen: Auf lange Sicht sind die Perspektiven der Solarenergie noch positiver geworden. Denn die globale Erwärmung ist akuter als bislang angenommen und eine künftige Energieknappheit wird aufgrund zurückgehender Investitionen wohl früher eintreffen als erwartet. Außerdem kommt die Grid Parity aufgrund rasch fallender Solarmodulpreise schneller, als viele erhofft hatten. Doch auf kurze Sicht, die nächsten zwei Jahre, wird es für Solarfirmen im operativen Geschäft hart. Das erste Quartal wird aufgrund des außerordentlich harten Winters und der Rezession sehr schlimm und im zweiten Quartal könnte einigen Firmen das Geld ausgehen. Es ist eine Liquiditätsfrage.
Ab wann zieht die Nachfrage nach Solarprodukten wieder spürbar an?
Wir gehen von einer beginnenden Erholung im dritten Quartal und einen erfreulichen Ausblick der Firmen für 2010 aus. Insbesondere die Amerikaner meinen es absolut ernst mit dem Thema erneuerbare Energien. Zwar wirken sich die Stimulation-Programme von Barack Obama erst 2010 richtig aus, aber die „grüne“ Aufbruchsstimmung in den USA ist heute schon besser als jemals zuvor. Viele US-Solarfirmen werden schon Ende 2009 wieder auf Wachstumskurs kommen.
Wie bewerten Sie das derzeitige Chance/Risiko-Verhältnis von Solaraktien?
Es gibt viele Solarunternehmen, die jetzt absurd niedrig bewertet sind. Es ist nicht so wichtig, ob man jetzt oder in ein paar Tagen einsteigt. Doch wer dieses Jahr nicht in Solarfirmen investiert, wird sehr gute Möglichkeiten verpassen. Und ich glaube nicht, dass solche historischen Einstiegschancen so schnell noch einmal kommen.
Nutzen Sie die aktuellen Chancen?
Wir sind zum Glück in der Lage, jetzt investieren zu können und haben Freude daran. Unser Investment-Budget beträgt rund 350 Millionen Euro pro Jahr. Damit sorgen wir jetzt natürlich primär dafür, dass es unseren bestehenden Portfolio-Unternehmen gut geht. Wir planen in den nächsten Wochen aber auch neue Investments.
Wie entwickeln sich angesichts der fallenden Preise die Gewinnmargen der Solarfirmen?
Die Margen werden unter Druck kommen. Das ist aber auch gut so. Wir müssen die Kosten für erneuerbare Energien senken. Nur die ganz großen und die starken Hersteller, die die Kosten immer weiter senken können, werden lang¬fristig das Rennen machen.
Welche Strategien empfehlen Sie Ihren Beteiligungen?
Wir empfehlen den Firmen, sich derzeit beim Wachstum nicht zu übernehmen. Es wäre dumm, wenn sich gute Solarfirmen selbst umbringen, weil sie zu aggressiv wachsen. Das Zweite ist: Wir raten, sehr schnell zu reagieren. Sehr rasch und entschlossen Kosten senken und gemeinsam mit den Kunden und Lieferanten Lösungen finden, um auf den raschen Preisverfall zu reagieren, ist jetzt sehr wichtig.
Glauben Sie, dass auch aus anderen Branchen große Player die günstigen Kurse für Übernahmen von Solarfirmen nutzen werden?
Ich hoffe doch! Wenn große, strategische Investoren diese Chance im Solarbereich jetzt nicht ergreifen, dann tun sie mir leid. Die potenziellen Großinvestoren mögen vielleicht noch ein paar Wochen oder Monate abwarten und analysieren, doch sie sollten nicht zu lange zögern. Bosch ist ja bei Ersol bereits eingestiegen und die Gerüchte, dass Samsung oder Intel stärker in die Branche einsteigen wollen, reißen nicht ab. Und es braucht solche namhaften Investoren. Denn die Solarbranche wird eine riesige Industrie werden. Diese wird von einigen wenigen Big Playern beherrscht werden und nicht von Tausenden Handwerksbetrieben.
Vielen Dank für das Gespräch!
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