Aus der FTD vom 20.1.2004
Kabel Deutschland steht vor Kauf kleinerer Rivalen
Von Kristina Spiller, Hamburg
Der größte deutsche TV-Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland (KDG) steht kurz davor, die kleineren Rivalen Kabel Baden-Württemberg und die hessische Iesy zu schlucken. Der Kaufvertrag steht in Grundzügen fest.
Wie Branchenkreise berichten, wollen die Eigentümer der beiden kleinen Firmen, die Beteiligungsfirmen Blackstone und Apollo, ihre Anteile an die KDG-Eigner Goldman Sachs, Apax und Providence verkaufen.
Der Kaufvertrag stünde in Grundzügen bereits fest. "Zu wesentlichen kommerziellen Punkten besteht Einigkeit", hieß es in Finanzkreisen. Das Vertragswerk liege nun bei den Anwälten der beiden Parteien.
Die lange erwartete Konsolidierung des Kabelmarktes ist damit in vollem Gang. Mit der Übernahme der beiden kleinsten TV-Kabelnetzbetreiber würde sich KDG deutlich ausdehnen. Und das zu einer Zeit, in der ebenfalls ein Bieterkampf um den mit vier Millionen angeschlossenen Haushalten zweitgrößten Kabelnetzbetreiber Ish tobt.
Börsengang geplant
"Dass Apollo und Blackstone verkaufen, kommt überraschend", sagte ein Branchenkenner am Montag. Ursprünglich hatten beide Investoren gemeinsam für Ish geboten. Ish-Chef James Bonsall kann nun auch seine Hoffnung begraben, seine Firma mit Kabel BW und Iesy zu fusionieren. Dafür hatte er offenbar geworben.
Die KDG-Eigentümer seien dagegen weiter an Ish interessiert, hieß es am Montag in Finanzkreisen. "Wir prüfen alle strategischen Optionen", sagte KDG-Chef Roland Steindorf am Montag lediglich zu geplanten Übernahmen. In gut informierten Kreisen hieß es, die KDG-Eigentümer planen, das Unternehmen im letzten Quartal dieses Jahres oder Anfang 2005 an die Börse zu bringen. "Mit Ish zusammen könnte KDG sogar ein Dax-Wert werden", hieß es.
Neben KDG hat auch der Finanzinvestor BC Partners für Ish geboten. Er hat schon den Kabelbetreiber Telecolumbus von der Deutschen Bank gekauft. Das Unternehmen hat seine Kabel bis direkt in die Wohnungen der Kunden verlegt, während die anderen Anbieter mit ihren TV-Kabeln an der Grundstücksgrenze enden.
Kabelmarkt wird wieder attraktiv
"Würde KDG noch Ish kaufen, wären sie ein Gigant in Deutschland", urteilte ein Branchenkenner. Nach dem vor Jahren vom Bundeskartellamt geforderten Verkauf der Kabeltöchter der Deutschen Telekom gilt der Markt als zu stark zersplittert. Die Anbieter haben sich mit den Kosten für den Ausbau der Kabelnetze überhoben und sind aus der Finanzkrise nur durch Investmentfirmen gerettet worden. Nun werden der Kabelmarkt und die Anbieter wieder attraktiv.
Während für Ish bisher rund 1,3 Mrd. Euro geboten wurden, gab es über den Kaufpreis für Kabel BW und Iesy am Montag keine Aussagen. Allerdings soll der Preis bereits ausgehandelt sein. Nun müsse die geplante Übernahme bei den Wettbewerbsbehörden angemeldet werden, hieß es.
KDGs Übernahmeplan schlägt auch auf den hoch verschuldeten Mainzer Kabelanbieter Primacom durch. Apollo hatte nach Brancheninformationen bereits Schulden der Firma aufgekauft, um eine Übernahme vorzubereiten. Nun habe Primacom, der wie Telecolumbus die letzte Meile zum Kabelkunden bedient, eine für Dienstag angesetzte Aufsichtsratssitzung zu diesem Thema verschoben. Ist Apollo nicht mehr im deutschen Kabelnetz präsent, würde die Übernahme von Primacom keinen Mehrwert einbringen.