PREISSTEIGERUNGEN: Die hässliche Seite des Euro

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PREISSTEIGERUNGEN: Die hässliche Seite des Euro

 
23.01.02 15:48
Während sich Servicekräfte und Kirchenmänner um ihre Einnahmen sorgen, laufen bei den Verbraucherzentralen die Telefone heiß. Vor allem bei Parkgebühren und Gemüse wird offenbar kräftig zugelangt.

Euro-Sünder in Hamburg: Klicke www.vzhh.de/~upload/vz/VZTexte/TexteRecht/EuroSuenderkartei.htm target="_new" rel="nofollow">hier

Hamburg - Man möchte es nicht glauben, doch es gibt Unternehmen, die einfach ihre ehemaligen Preise in Euro umgestellt haben - ohne den Wert zu halbieren. Die Verbraucherzentrale Hamburg hat derzeit sechs Anbieter in ihrer Sünderkartei, bei denen Preiserhöhungen von knapp 100 Prozent registriert wurden, insgesamt wurden bisher rund 150 Beschwerden über Preiserhöhungen nach der Euro-Umstellung in die Tabelle aufgenommen.
Auch das Euro-Beschwerdeforum der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen wird größer und größer. 673 Einträge wurden bisher veröffentlich, von erhöhten Kontengebühren bei der Aachener Bank bis zu falschen Preisschildern bei Zara Deutschland. Besonders bei den kleinen Beträgen fühlen sich offenbar viele Verbraucher über den Tisch gezogen. Bei 21 Bäckereien wurden bisher Preiserhöhungen moniert. In den Stellungnahmen zu den Beschwerden finden sich teils abenteuerliche Begründungen. So macht ein Bäcker die erhöhten Kosten für Mehl und Personal für die Preiserhöhung nach dem 1. Januar verantwortlich.

Mitarbeiter von Hotels und Gaststätten fürchten dagegen, Opfer der Euro-Verwirrung zu werden. "Das gute alte Fünfmarkstück ist passé", bedauert Karina von der Reith, Sprecherin des Hamburger Hotels Vier Jahreszeiten, den Wegfall einer Tradition: Hotelpagen und Servicekräfte bekämen mittlerweile höchstens zwei Euro für ihre Bemühungen um die Gäste. Nach der Erfahrung der Kellnerin Zofia Brinkmann, die in einer Düsseldorfer Kneipe bedient, hat sich das Trinkgeld seit der Euro-Einfühung etwa halbiert.

"Viele unserer Mitglieder erzählen, dass entweder äußerst großzügige Trinkgelder gegeben werden oder dass der Betrag auffällig niedrig ausfällt", sagt Karin Vladimirov von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. Viele der Gäste seien verunsichert und schwankten zwischen den alten Beträgen, die mittlerweile aber das Doppelte wert sind, und dem Aufrunden der Rechnung um lediglich einige Cents, um nicht Gefahr zu laufen, zu viel zugeben.

Joachim Püttmann, Chef des Landesverbands der Taxifahrer und -unternehmer in Hamburg, machte mehrere Phasen der Trinkgeldverwirrung aus: "In der ersten Zeit nach der Euro-Einführung haben viele der Taxigäste weiterhin Trinkgeld gegeben, wie sie es gewohnt waren, ohne zu merken, dass die Beträge nun doppelt so viel wert waren", berichtet er. Die Verunsicherung sei erst später gekommen. "Viele zeigten sich ein wenig schockiert über das viele Trinkgeld, das sie zuvor noch gegeben hatten, und spendierten äußerst vorsichtig."

Raffaele Russo, Pfarrer in der Kirche von Boscoreale in der Nähe von Neapel, trieb die Euro-Einführung und die neue Sparsamkeit seiner Kirchgänger offenbar schon zur Verzweiflung. "Liebe Gläubige, geht in euch, übt Umkehr und spendet uns dieselben Beiträge in Euro, die ihr uns vorher in Lire gespendet habt", verlangte er laut "Stuttgarter Zeitung" in der Sonntagsmesse.
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