by dpa-AFX und FIN ROUNDUP: Anklage gegen Phenomedia-Manager nach Moorhuhn-Bilanzskandal
04.11.03 13:26
BOCHUM (dpa-AFX) - Eineinhalb Jahre nach dem Bilanzschwindel beim Bochumer Moorhuhn-Erfinder Phenomedia AG hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben. Sechs Beteiligten aus der ehemaligen Unternehmensgruppe werden unter anderem Bilanzbetrug und Insiderhandel vorgeworfen.
Die Betroffenen, darunter der frühere Vorstandsvorsitzende Markus Scheer, seien teilweise geständig, bestätigte die Staatsanwaltschaft am Dienstag einen Bericht der " Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (WAZ). Durch Luftbuchungen waren die Bilanzen des einst am Neuen Markt hoch gehandelten Spieleentwicklers über Jahre hinweg um insgesamt 15 Millionen Euro geschönt worden.
HAUPTVERFAHREN WOHL FRÜHESTENS SOMMER 2004
Eine Eröffnung des Hauptverfahrens wird wegen der umfangreichen Anklage nicht vor Sommer 2004 erwartet. Insbesondere im Punkt Insiderhandel hat nach Auskunft des Sprechers der Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität, Bernd Bienioßek, keiner der Beschuldigten ein Fehlverhalten eingeräumt.
Neben Ex-Vorstandschef Scheer sieht die Staatsanwaltschaft den ehemaligen Finanzvorstand Björn Denhard als zweiten Hauptverdächtigen in Sachen Bilanzfälschung an. Angeklagt ist auch der Geschäftsführer einer Essener Phenomedia-Tochter, über die Luftgeschäfte organisiert worden sein sollen.
INSOLVENZVERWALTER
Die 1999 an die Börse gegangene Phenomedia AG wird derzeit von einem Insolvenzverwalter geführt. Die 17 Tochterunternehmen sind inzwischen verkauft oder liquidiert worden, die Belegschaft von über 100 auf 34 verringert worden. Phenomedia arbeite aber mit Gewinn, sagte Insolvenzverwalter Wulf-Gerd Joneleit. Im kommenden Jahr soll knapp eine Millionen Euro als Abschlagszahlung an die Gläubiger zurückgezahlt werden. Insgesamt belaufen sich die Forderungen auf 20 Millionen Euro, davon 8,5 Millionen anerkannte. Geplant sei weiterhin der Verkauf von Phenomedia,
allerdings nicht in der Form einer Aktiengesellschaft,
sagte Joneleit. Mit Interessenten werde bereits verhandelt.
In ihrem " produktivsten Jahr seit Bestehen" habe das Unternehmen 16 Titel produziert, darunter weitere Moorhuhnversionen, sagte Sprecher Tom Putzki. Vor Weihnachten soll noch ein Rätsel-Abenteuer mit dem virtuellen Huhn auf den Markt kommen. Der Aktienkurs lag am Mittag unter 40 Cent, vor der Krise notierte das Papier bei 14 Euro./wd/DP/sbi
Quelle: News (c) dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH.