PERFORMAXX-BIOTECH-KOLUMNE:

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tom68:

PERFORMAXX-BIOTECH-KOLUMNE:

 
28.04.01 16:08

PERFORMAXX-BIOTECH-KOLUMNE: Vom Gen zum Protein - Proteomics  
 
MÜNCHEN (Performaxx). Nachdem in den letzten 12 Monaten Biotech-Unternehmen wie Celera Genomics und Human Genome Science verstärkt in den Schlagzeilen durch ihre neuesten Fortschritten in der Entschlüsselung des menschlichen Genoms standen, ist die Proteomforschung zu einem der neuen Zugpferde der Biotechnologie avanciert. Während in den Genen die Informationen des Lebens gespeichert sind, sorgen Proteine für die Umsetzung der biologischen Baupläne in den Zellen. Vereinfacht gesagt, wird der codierende aktive DNA Abschnitt in die sogenannte Messenger-RNA (m-RNA) umgeschrieben und diese gemäß dem genetischen Code in Proteine übersetzt.
Proteine sind komplexe Biomoleküle, die aus 20 verschiedenen Aminosäurebausteinen aufgebaut sein können. Sie schaffen Strukturen und Funktionen von Zellen einzelliger Organismen bis hin zu Vielzellern wie dem Menschen. Jede Zelle eines Organismus besitzt zwar die selbe Erbinformation in Form der DNA, aber in den verschiedenen Zellen wie zum Beispiel in Leberzellen oder Nervenzellen werden unterschiedliche Erbinformationen abgerufen, so dass verschiedene Zellarten einen charakteristischen Proteinbestand aufweisen, um unterschiedliche Aufgaben im Organismus zu erfüllen. Unter dem Begriff Proteomics wird die Erforschung von Proteinen in Zellen, Geweben und in den verschiedenen Organismen verstanden. An der Analyse des Proteoms, die Gesamtheit aller Proteine in einer speziellen Zelle zu einem definierten Zeitpunkt, sind Wissenschaftler öffentlich geförderter Projekte und von Biotech-Unternehmen intensiv am arbeiten, mit dem Ziel, Therapien und Medikamente für Krankheiten, die auf defekten oder falsch regulierten körpereigenen Proteinen beruhen, zu entwickeln. Die Identifizierung krankmachender Proteine, können als Targets (Angriffspunkte) für neue maßgeschneiderte Wirkstoffe dienen. Fachleute schätzen, dass beim Menschen die Anzahl der codierten Proteine zwischen einer halben bis zwei Millionen beträgt. Vom menschlichen Proteom sind bislang jedoch erst weit weniger als ein Prozent bekannt.

Nach einer Studie der US-Unternehmensberatung Frost & Sullivan haben im Jahr 2000 mehr als 150 Unternehmen mehr als eine Milliarde USD durch Proteomics erwirtschaftet. Die US-amerikanische Unternehmensberatung schätzt den Proteomics-Markt in 2005 auf 5,8 Milliarden USD. Ähnlich wie beim Human Genome Project haben sich internationale Forschergruppen und Unternehmen wie Celera Genomics , Hofmann-La Roche und Proteome Science zur Human Proteome Organisation zusammengeschlossen (HUPO), um die Geheimnisse der Proteine zu lüften. Deutsche Forscher vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin haben vor zwei Jahren im Rahmen eines umfassenden Forschungsprojekts damit begonnen, die Struktur von Proteinen im großen Maßstab aufzuklären.

Das schweizerische Biotech-Unternehmen GeneProt Inc. gab am gestrigen Donnerstag bekannt, dass es in Genf das weltweit erste große Proteomic-Forschungszentrum gegründet hat, das von Proteom- und Bioinformatik-Experten geleitet wird. Technisches Herzstück des Proteomszentrums ist ein hochleistungsfähiger Supercomputer und eine der größten Serveranlagen von Compaq , um die Daten der Proteomanalysen aufzuzeichnen, zu verarbeiten und zu speichern.

Bereits in den nächsten sechs Monaten will GeneProt potentielle therapeutische Wirkstoffe durch die Ergebnisse der Proteomforschung entwickelt haben, gab Denis Hochstrasser, einer der Mitbegründer bekannt. Unter anderem soll dies mit 51 hochleistungsstarken Massenspektrometern, die rund um die Uhr laufen, erreicht werden.

Der Superrechner von Compaq enthält 1.420 Compaq Alpha-basierte Tru64 UNIX Computer Prozessoren, von dem jeder Prozessor in der Lage ist, mehr als eine Milliarde Sequenzen pro Stunde zu vergleichen. Derartige Prozessoren wurden bereits bei der Entschlüsselung des menschlichen Genoms erfolgreich eingesetzt. Compaq hat sich an dem Proteomforschungszentrum finanziell beteiligt, im Rahmen des 100 Millionen USD umfassenden "Genomics Investment Program", das im September 2000 von Compaq verabschiedet wurde. Nicht nur Compaq, sondern auch andere führende Hersteller von Computersystemen wie zum Beispiel IBM gehen strategische Kooperationen mit Unternehmen aus der Biotechindustrie ein, um potentielle lukrative Geschäftsfelder neu aufzuspannen. So vermeldete ebenso am 26. April 2001 IBM die Kooperation mit NetGenics, mit dem Ziel, technische Systeme und Programme Biotech- und Life-Science-Unternehmen zur Verfügung zu stellen, um die Datenflut bei der Entwicklung neuer Wirkstoffe und Medikamente optimal managen zu können. Man darf gespannt sein auf die Ergebnisse der Proteomforschung und auf deren Nutzungsmöglichkeiten, insbesondere bei der Entwicklung von neuen Therapien und Medikamenten.--- Ekaterina Atmatzidis, Biotechnologie Analystin bei Performaxx, Krefeld/München --- Die Performaxx-Biotech-Kolumne ist ein Service der Performaxx AG, Anbieter von unabhängigem Aktienresearch mit Schwerpunkt New Economy. Hauptprodukte von Performaxx sind Research-Studien im Auftrag institutioneller Kunden sowie die Website www.performaxx.de. Performaxx ist allein für die Inhalte der Kolumne verantwortlich. Informationen zu einzelnen Unternehmen stellen keine Aufforderung zum Kauf beziehungsweise Verkauf von Aktien dar. Die Kolumne erscheint in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.


28.04. - 09:45 Uhr  Artikel drucken | Artikel senden  
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