Klappern gehört zum Handwerk, auch im hartumkämpften Geschäft mit Investmentfonds. Wer verkaufen will, muß zwangsläufig Optimist sein. So darf sich der Sparer auch nicht darüber wundern, was er jetzt im Jahresbericht 2002 des Frankfurter Bundesverbandes der Investmentgesellschaften zu lesen bekommt. Dort wird - allen Widrigkeiten der Börse zum Trotz - lautstark die Werbetrommel fürs Fondssparen gerührt. Da heißt es: "Anhand der Statistik ist zu beweisen, daß der Kauf von Aktien über Investmentfonds in der Vergangenheit ein glänzendes Geschäft gewesen war."
Der Fondsverband rechnet den deutschen Investmentsparern vor: Über einen Zeitraum von 20 Jahren hätten Einmalanlagen in deutschen, europäischen und internationalen Aktienfonds durchschnittliche jährliche Renditen von gut acht Prozent gebracht. "Solche nachweisbaren Gewinne konnten nun den ausgeprägten Abschwung an den Börsen in den letzten drei Jahren recht gut abfedern." In die Zukunft hinein sparen, so kann man im Bericht lesen, werde sich weiter lohnen. Man müsse eben langfristig denken.
Der neue Fondsbericht wurde dieser Tage auch einem alten Investmentsparer ins Haus geschickt. Er hatte gerade das 65. Lebensjahr vollendet. Mit 45 Jahren hatte er begonnen - auf den Rat einer Frankfurter Großbank - in Fonds zu sparen. Monatlich kaufte er kontinuierlich mit einem bestimmten Betrag Anteile eines deutschen Investmentfonds. Anfänglich bekam er zehn Stück pro Monat, später nur noch drei für sein Geld. Dies war die Folge der rasant gestiegenen Kurse. Hochzufrieden ging er mit seinen Fonds ins neue Jahrhundert. Als die Börse sich im Jahre 2000 geradezu überschlug, fragte er besorgt seine Bank: "Soll man jetzt nicht doch lieber Kasse machen?" Er werde doch bald pensioniert, und dann wollte er sich einen alten Traum erfüllen: den Kauf eines Ferienhauses an einem schönen See. Die Bank aber gab ihm den Rat: Jetzt nicht verkaufen. "Wenn Sie wirklich mal schnell Geld brauchen, bekommen Sie von uns einen Kredit." Mit seinem inzwischen geschrumpften Fondsvermögen aber würde ihm die Bank heute nicht mehr viel leihen.
Kein Wunder, daß es jetzt unser Fondssparer beinahe als Hohn empfindet, wenn er im Geschäftsbericht des Fondsverbandes lesen kann: "Nur guten Mut, eine langfristige Aktienfondsanlage zeigt auch heute noch immer eine attraktive Rendite." Da erinnert sich unser Sparer an den großen englischen Nationalökonomen John Maynard Keynes. Der Wissenschaftler hielt sich in London einen Vermögensberater bei einerdamaligen feinen Privatbank. Jahrelang hatte er Börsenglück. Seine Aktien stiegen. Dann aber passierte etwas, was allen Gesetzen der Konjunkturzyklen widersprach: Die Aktienkurse fielen plötzlich, obwohl die Unternehmensgewinne noch stiegen. Die Börse hatte den Rückschlag in der Konjunktur frühzeitig vorweggenommen. Nun war auch Keynes' Vermögen arg gerupft. Er fragte seine Bank, was zu tun sei. Der Londoner Bankier war nicht auf den Kopf gefallen: "Beruhigen Sie sich, Sir. Langfristig wird alles wieder gut." Daraufhin geriet Keynes in Wut und tat seinen weltberühmt geworden Ausspruch: "Langfristig, mein Herr, langfristig, da sind wir alle tot."
Für unseren frischgebackenen Pensionär ist der Zusammenbruch der Börsenhausse heute eine bittere Enttäuschung. Die Pension reicht nicht mehr, um weiter kontinuierlich Fondsanteile zu kaufen. Das Warten auf steigende Kurse macht ihm natürlich jetzt keinen Spaß. Wenn er seine Lage überdenkt, kommt er zu dem Ergebnis, daß er ein Fonds-Pechvogel war. Er hat aus seiner Sicht zur falschen Zeit mit Fonds disponiert. Und jetzt hat er zum gewünschten Termin kein Geld mehr.
Der Fondsverband rechnet den deutschen Investmentsparern vor: Über einen Zeitraum von 20 Jahren hätten Einmalanlagen in deutschen, europäischen und internationalen Aktienfonds durchschnittliche jährliche Renditen von gut acht Prozent gebracht. "Solche nachweisbaren Gewinne konnten nun den ausgeprägten Abschwung an den Börsen in den letzten drei Jahren recht gut abfedern." In die Zukunft hinein sparen, so kann man im Bericht lesen, werde sich weiter lohnen. Man müsse eben langfristig denken.
Der neue Fondsbericht wurde dieser Tage auch einem alten Investmentsparer ins Haus geschickt. Er hatte gerade das 65. Lebensjahr vollendet. Mit 45 Jahren hatte er begonnen - auf den Rat einer Frankfurter Großbank - in Fonds zu sparen. Monatlich kaufte er kontinuierlich mit einem bestimmten Betrag Anteile eines deutschen Investmentfonds. Anfänglich bekam er zehn Stück pro Monat, später nur noch drei für sein Geld. Dies war die Folge der rasant gestiegenen Kurse. Hochzufrieden ging er mit seinen Fonds ins neue Jahrhundert. Als die Börse sich im Jahre 2000 geradezu überschlug, fragte er besorgt seine Bank: "Soll man jetzt nicht doch lieber Kasse machen?" Er werde doch bald pensioniert, und dann wollte er sich einen alten Traum erfüllen: den Kauf eines Ferienhauses an einem schönen See. Die Bank aber gab ihm den Rat: Jetzt nicht verkaufen. "Wenn Sie wirklich mal schnell Geld brauchen, bekommen Sie von uns einen Kredit." Mit seinem inzwischen geschrumpften Fondsvermögen aber würde ihm die Bank heute nicht mehr viel leihen.
Kein Wunder, daß es jetzt unser Fondssparer beinahe als Hohn empfindet, wenn er im Geschäftsbericht des Fondsverbandes lesen kann: "Nur guten Mut, eine langfristige Aktienfondsanlage zeigt auch heute noch immer eine attraktive Rendite." Da erinnert sich unser Sparer an den großen englischen Nationalökonomen John Maynard Keynes. Der Wissenschaftler hielt sich in London einen Vermögensberater bei einerdamaligen feinen Privatbank. Jahrelang hatte er Börsenglück. Seine Aktien stiegen. Dann aber passierte etwas, was allen Gesetzen der Konjunkturzyklen widersprach: Die Aktienkurse fielen plötzlich, obwohl die Unternehmensgewinne noch stiegen. Die Börse hatte den Rückschlag in der Konjunktur frühzeitig vorweggenommen. Nun war auch Keynes' Vermögen arg gerupft. Er fragte seine Bank, was zu tun sei. Der Londoner Bankier war nicht auf den Kopf gefallen: "Beruhigen Sie sich, Sir. Langfristig wird alles wieder gut." Daraufhin geriet Keynes in Wut und tat seinen weltberühmt geworden Ausspruch: "Langfristig, mein Herr, langfristig, da sind wir alle tot."
Für unseren frischgebackenen Pensionär ist der Zusammenbruch der Börsenhausse heute eine bittere Enttäuschung. Die Pension reicht nicht mehr, um weiter kontinuierlich Fondsanteile zu kaufen. Das Warten auf steigende Kurse macht ihm natürlich jetzt keinen Spaß. Wenn er seine Lage überdenkt, kommt er zu dem Ergebnis, daß er ein Fonds-Pechvogel war. Er hat aus seiner Sicht zur falschen Zeit mit Fonds disponiert. Und jetzt hat er zum gewünschten Termin kein Geld mehr.