Panne mit bösen Folgen
Adig verwechselt DM mit Euro, jetzt meldet sich das Finanzamt
Von Stefan Weber
Düsseldorf - Mehrere zehntausend Steuerzahler haben in den vergangenen Tagen unangenehme Post vom Finanzamt erhalten. Darin wirft die Behörde den Adressaten vor, bei der Angabe der Einkünfte aus Kapitalvermögen für 1998 gemogelt zu haben. Sie sollen bei ihren Finanzinstituten Freistellungsaufträge in unzulässiger Höhe abgegeben haben und auf diese Weise ihre Steuerschuld verkürzt haben. Kapitalerträge waren 1998 bis zu der Höhe von 6100 DM (Ledige) oder 12 200 DM (Verheiratete) von der Steuer befreit. Wer - etwa durch Verteilung auf mehrere Bankverbindungen - dennoch höhere Kapitalerträge von der Steuer freistellen ließ, durfte solange hoffen, nicht erwischt zu werden, wie das Bundesamt für Finanzen die Angaben nicht überprüfte. Dies war jedoch in diesem November der Fall, und dabei gingen der Behörde für 1998 gleich mehrere zehntausend Steuerzahler ins Netz. Dabei handelt es sich keineswegs in jedem Fall um einen potenziellen Steuerhinterzieher. Mitunter hatten die Anleger schlicht vergessen, ihre Freistellungsaufträge geänderten Bedingungen anzupassen, vor allem, wenn sie über mehrere Kontoverbindungen verfügen.
Sofern die angeschriebenen Steuerzahler jedoch Kunden der Investmentgesellschaft Adig sind, gibt es noch einen weiteren Grund,
weshalb sie bei den Steuerbehörden auffällig geworden sind. Denn der Adig, die für 850 000 Anleger etwa eine Million Wertpapierdepots führt, ist bei der Meldung der Freibeträge ihrer Kunden an das Bundesamt für Finanzen für 1998 ein peinlicher Fehler unterlaufen: Die in DM gestellten Freibeträge sind als Euro-Beträge gemeldet worden. Das führte dazu, dass jeder ledige Adig-Kunde, der der Fondsgesellschaft einen Freistellungsauftrag von mehr als 3200 DM (Verheiratete: 6400 DM) erteilt hatte, auffällig wurde. Die zu knapp 93 Prozent der Commerzbank gehörende Adig, mit einem Fondsvolumen von knapp 30 Milliarden Euro (Stand: 30.9.) die Nummer Fünf unter den Fondsgesellschaften in Deutschland, begründet die Panne mit einem ,,technischen Fehler". Hellhörig wurde man in der Münchner Zentrale erst am 26. November, nachdem die ersten Kunden von den Finanzämtern Post erhalten hatten und guten Gewissens die Adig um Klärung des Sachverhalts baten. Nach Auskunft eines Adig-Sprechers informierte die Gesellschaft bereits am
folgenden Tag das Bundesamt für Finanzen, die Oberfinanzdirektionen sowie die Zentralfinanzämter und kündigte eine Korrektur der Daten an. Doch zu diesem Zeitpunkt ließen sich die ,,blauen Briefe" der Finanzämter an die Steuerzahler nicht mehr stoppen.
Jetzt geht es bei der Adig und deren Vertriebspartnern nur noch um Schadenbegrenzung. Etwa 2000 Kunden, die infolge des Malheurs versehentlich ins Visier des Fiskus geraten sind, hat die Adig vergleichsweise leicht identifizieren können. Denn dabei handelt es sich um Personen, die bei der Adig Kapitalerträge von mehr als 3200 DM (Ledige) oder 6400 DM (Verheiratete) von der Steuer freistellen ließen und durch die Verwechslung von DM und Euro die zulässigen Höchstbeträge überschritten haben. Komplizierter ist die Sache bei Kunden, die zwar bei der Adig geringere als die genannten Summen angegeben haben, aber auch bei anderen Finanzinstituten
Freistellungsaufträge eingereicht haben. In der Summe könnten die Freibeträge den Höchstbetrag nur auf Grund der Panne bei der Adig überschritten haben. Wie viele Anleger dies betrifft, lässt sich nur schätzen. Die Adig möchte keine Zahl nennen. Es ist jedoch davon
auszugehen, dass mehrere tausend Kunden betroffen sind. Arbeit bereitet dies auch den Vertriebspartner der Fondsgesellschaft, etwa der Commerzbank. Deren Mitarbeiter müssen die Adig informieren. Von dort erhalten die Kunden einen Brief, in der - neben einer Entschuldigung - die Höhe des tatsächlich gestellten Freibetrags, inklusive einer Kopie zur Vorlage beim Finanzamt, genannt ist. Der Fondsgesellschaft, die derzeit alle Anstrengungen unternimmt, um den Abstand zu den führenden Mitbewerbern DWS, Deka, Union und DIT zu verkürzen, ist die Panne äußerst peinlich. Bei der Übermittlung der Freibeträge für 1999, so wird versichert, sei alles korrekt gelaufen.
Adig verwechselt DM mit Euro, jetzt meldet sich das Finanzamt
Von Stefan Weber
Düsseldorf - Mehrere zehntausend Steuerzahler haben in den vergangenen Tagen unangenehme Post vom Finanzamt erhalten. Darin wirft die Behörde den Adressaten vor, bei der Angabe der Einkünfte aus Kapitalvermögen für 1998 gemogelt zu haben. Sie sollen bei ihren Finanzinstituten Freistellungsaufträge in unzulässiger Höhe abgegeben haben und auf diese Weise ihre Steuerschuld verkürzt haben. Kapitalerträge waren 1998 bis zu der Höhe von 6100 DM (Ledige) oder 12 200 DM (Verheiratete) von der Steuer befreit. Wer - etwa durch Verteilung auf mehrere Bankverbindungen - dennoch höhere Kapitalerträge von der Steuer freistellen ließ, durfte solange hoffen, nicht erwischt zu werden, wie das Bundesamt für Finanzen die Angaben nicht überprüfte. Dies war jedoch in diesem November der Fall, und dabei gingen der Behörde für 1998 gleich mehrere zehntausend Steuerzahler ins Netz. Dabei handelt es sich keineswegs in jedem Fall um einen potenziellen Steuerhinterzieher. Mitunter hatten die Anleger schlicht vergessen, ihre Freistellungsaufträge geänderten Bedingungen anzupassen, vor allem, wenn sie über mehrere Kontoverbindungen verfügen.
Sofern die angeschriebenen Steuerzahler jedoch Kunden der Investmentgesellschaft Adig sind, gibt es noch einen weiteren Grund,
weshalb sie bei den Steuerbehörden auffällig geworden sind. Denn der Adig, die für 850 000 Anleger etwa eine Million Wertpapierdepots führt, ist bei der Meldung der Freibeträge ihrer Kunden an das Bundesamt für Finanzen für 1998 ein peinlicher Fehler unterlaufen: Die in DM gestellten Freibeträge sind als Euro-Beträge gemeldet worden. Das führte dazu, dass jeder ledige Adig-Kunde, der der Fondsgesellschaft einen Freistellungsauftrag von mehr als 3200 DM (Verheiratete: 6400 DM) erteilt hatte, auffällig wurde. Die zu knapp 93 Prozent der Commerzbank gehörende Adig, mit einem Fondsvolumen von knapp 30 Milliarden Euro (Stand: 30.9.) die Nummer Fünf unter den Fondsgesellschaften in Deutschland, begründet die Panne mit einem ,,technischen Fehler". Hellhörig wurde man in der Münchner Zentrale erst am 26. November, nachdem die ersten Kunden von den Finanzämtern Post erhalten hatten und guten Gewissens die Adig um Klärung des Sachverhalts baten. Nach Auskunft eines Adig-Sprechers informierte die Gesellschaft bereits am
folgenden Tag das Bundesamt für Finanzen, die Oberfinanzdirektionen sowie die Zentralfinanzämter und kündigte eine Korrektur der Daten an. Doch zu diesem Zeitpunkt ließen sich die ,,blauen Briefe" der Finanzämter an die Steuerzahler nicht mehr stoppen.
Jetzt geht es bei der Adig und deren Vertriebspartnern nur noch um Schadenbegrenzung. Etwa 2000 Kunden, die infolge des Malheurs versehentlich ins Visier des Fiskus geraten sind, hat die Adig vergleichsweise leicht identifizieren können. Denn dabei handelt es sich um Personen, die bei der Adig Kapitalerträge von mehr als 3200 DM (Ledige) oder 6400 DM (Verheiratete) von der Steuer freistellen ließen und durch die Verwechslung von DM und Euro die zulässigen Höchstbeträge überschritten haben. Komplizierter ist die Sache bei Kunden, die zwar bei der Adig geringere als die genannten Summen angegeben haben, aber auch bei anderen Finanzinstituten
Freistellungsaufträge eingereicht haben. In der Summe könnten die Freibeträge den Höchstbetrag nur auf Grund der Panne bei der Adig überschritten haben. Wie viele Anleger dies betrifft, lässt sich nur schätzen. Die Adig möchte keine Zahl nennen. Es ist jedoch davon
auszugehen, dass mehrere tausend Kunden betroffen sind. Arbeit bereitet dies auch den Vertriebspartner der Fondsgesellschaft, etwa der Commerzbank. Deren Mitarbeiter müssen die Adig informieren. Von dort erhalten die Kunden einen Brief, in der - neben einer Entschuldigung - die Höhe des tatsächlich gestellten Freibetrags, inklusive einer Kopie zur Vorlage beim Finanzamt, genannt ist. Der Fondsgesellschaft, die derzeit alle Anstrengungen unternimmt, um den Abstand zu den führenden Mitbewerbern DWS, Deka, Union und DIT zu verkürzen, ist die Panne äußerst peinlich. Bei der Übermittlung der Freibeträge für 1999, so wird versichert, sei alles korrekt gelaufen.