Optimismus grenzenlos !

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Jorgos:

Optimismus grenzenlos !

 
27.12.06 12:22
Ich erinnere mich leider noch zu gut an eine Zeit mit ähnlich positiven Analysteneinschätzungen. Damals konnte man zwar noch ein paar Monate gut Geld machen, aber man musste gut aufpassen, dass man schnell genug raus kam.
Für dieses Jahr waren die Analysten eigentlich negativer gestimmt.
Meistens versuchen die Analysten die jüngste Vergangenheit in die Zukunft zu transponieren. Werde die Analysten also nächstes Jahr sehr negativ in das kommende Jahr sehen. Was dies für das kommende Jahr heißt,......................



Finanzmarkt

Optimismus im Sammelpack



27. Dezember 2006
Nach vier Jahren Aktienhausse sollte man eigentlich mehr skeptische Stimmen aus dem Lager der professionellen Marktpropheten erwarten. Aber das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Die unerwartet starken Kursgewinne in diesem Jahr haben offenbar auch die letzten Skeptiker in das Lager der "Bullen" überlaufen lassen. Es ist kein überschäumender Optimismus, der aus den Prognosen der Banken für das laufende Jahr herauszuhören ist. Doch Kursgewinne in der Bandbreite des historischen Durchschnitts von 7 bis 8 Prozent sollen es in der Regel schon sein.

Dieser Einheitsbrei aus den Researchabteilungen der Banken mag vor allem dem Überlebenstrieb der Analysten entspringen. Es hat sich in den vergangenen Jahren nicht ausgezahlt, gegen den Trend zu bürsten. Zuviel Optimismus war nach der Baisse zu Beginn dieses Jahrtausends nicht mehr opportun. Und wer in einem der vergangenen vier Jahre stagnierende oder gar sinkende Kurse vorhersagte, gab sich letztlich der Lächerlichkeit preis. Der Deutsche Aktienindex Dax hat seinen Punktestand seit dem Tief vom Frühjahr 2003 verdreifacht. In nur einem dieser Jahre, nämlich 2004, ist der Dax mit 7 Prozent um einen einstelligen Prozentsatz gestiegen und damit im Rahmen des historischen Durchschnitts. In den drei anderen Jahren gab es am Ende Indexzuwächse in einer Spanne von 20 bis 37 Prozent.

Auf dem Papier spricht fast alles gegen den Optimismus der Anlagestrategen

Warum soll das Jahr 2007 nicht noch einmal ein so exzellentes Jahr bescheren? Weil zumindest auf dem Papier fast alles dagegen spricht. Im nächsten Jahr wird die Weltwirtschaft einen Gang zurückschalten, und die Unternehmen, deren Gewinnmargen schon auf historischen Hochs angekommen sind, dürften im Durchschnitt allenfalls noch einstellige Ergebniszuwächse erwirtschaften. Der Gegenwind von den Zentralbanken wird unter dem Strich eher zu- als abnehmen, und die Phantasie für weiter fallende Öl- und Rohstoffpreise hält sich in Grenzen. Daß die Zunft der Bankstrategen dennoch weiterhin auf Aktien setzt, liegt denn auch teilweise an dem Mangel an überzeugenden Alternativen. Zinspapiere mit oder ohne Risiko haben nach einer fast beispiellosen Hausse von 2001 bis 2005 wieder viel von ihrem Charme eingebüßt. Investoren können in der Regel froh sein, wenn sie in diesem Jahr wenigstens ihren Kupon mit nach Hause nehmen können. Dies dürfte erst recht im nächsten Jahr der Fall sein. Die in Amerika aufgekommenen Zinssenkungsphantasien waren wahrscheinlich etwas voreilig. Und die Europäische Zentralbank und die Bank von Japan werden ihre Leitzinsen im nächsten Jahr aller Voraussicht nach weiterhin nach oben anpassen. Am langen Ende der Zinskurven dürfte es zu wenig Bewegung kommen, heißt es bei den professionellen Zinsauguren. Die Zinskurven auf der ganzen Welt dürften somit weiter abflachen. Das ist kein Szenario, das eine große Wanderbewegung von Aktien in Anleihen auslösen dürfte.

Freilich kann es innerhalb des Aktienmarktes zu größeren Umschichtungen kommen - regional und sektoral. Auch in diesem Jahr gab es zwischen den einzelnen Märkten erhebliche Unterschiede in der Kursentwicklung. Sieht man einmal von den Exotenmärkten ab, sind die benachbarten Volkswirtschaften China und Japan jeweils am anderen Ende des Aktienmarktspektrums gelandet. In China haben sich die Aktienkurse in lokaler Währung nahezu verdoppelt, während in Japan der Standardwerteindex Nikkei 225 gerade einmal um knapp 6 Prozent zugelegt hat. Überhaupt sind Anleger besser gefahren, die sich stärker in den sich "entwickelnden" als in den "entwickelten" Märkten engagiert haben. Der Morgan Stanley Capital International World Index (MSCI World), der die Kurse in 23 entwickelten Industrieländern abbildet, ist in diesem Jahr um 18 Prozent gestiegen. Demgegenüber hat der Schwellenländerindex MSCI Emerging Markets Index um 26 Prozent zugelegt. Er schlug damit den MSCI World im vierten Jahr in Folge. Warum sollte dies 2007 anders sein, zumal die aufstrebenden Länder Asiens und Lateinamerikas auch im nächsten Jahr die treibenden Kräfte der Weltwirtschaft sein werden?

Kapitalallokation im nächsten Jahr nicht mehr so einfach wie zuletzt

Innerhalb der entwickelten Märkte gestaltet sich die Kapitalallokation im nächsten Jahr nicht mehr so einfach wie zuletzt. In den vergangenen Jahren empfahlen die Fachleute ihren Kunden in der Regel, Amerika zu Lasten Europas unterzugewichten. Hauptargumente waren die höheren Bewertungen in Amerika, der fortgeschrittene Konjunkturzyklus jenseits des Atlantiks und die drohende Dollar-Abwertung. Gerade in diesem Jahr erwies sich dieser Rat als goldrichtig. Zwar sind auch die amerikanischen Aktienindizes in der Regel um 10 bis 15 Prozent gestiegen. Diese Kursgewinne wurden aber von Währungsverlusten wieder aufgezehrt. Der Euro hat gegenüber dem Dollar um 11 Prozent aufgewertet. Amerikaner, die im Euro-Raum investiert sind, können sich dagegen über Wertzuwächse in einer Größenordnung von 30 Prozent freuen.

Es ist zwar nach wie vor so, daß amerikanische Aktien gegenüber europäischen einen Bewertungsvorsprung haben. Die Bewertungslücke ist aber deutlich kleiner geworden. Und es ist auch schwer vorstellbar, daß der Dollar 2007 nochmals um einen zweistelligen Prozentsatz gegenüber dem Euro abwertet. Die Frage "Amerikanische oder europäische Aktien?" ist somit nicht mehr so einfach zu beantworten wie vor zwölf Monaten. Viele Investmentbanken kehren mit Blick auf 2007 denn auch davon ab, amerikanische Aktien zu Lasten anderer Märkte unterzugewichten, zumal sie im Jahresverlauf mit einer Konjunkturerholung in der größten Volkswirtschaft der Welt rechnen. 2007 könnte denn auch die sektorale Gewichtung von Portfolios wieder stärker in den Vordergrund rücken. So gibt es nicht wenige Fachleute, die für Technologie- und Pharmaaktien ein gutes Jahr vorhersagen.
Text: dri., F.A.Z., 27.12.2006, Nr. 300 / Seite 24

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