Analysten erwarten für zweite Jahreshälfte fallende Ölpreise - Aktien von Fördergesellschaften gelten als wenig attraktiv
von Daniel Eckert
Berlin - Nur einer kann gewinnen: Seit mehreren Wochen steigt der Dax mit dem Ölpreis um die Wette. Während normalerweise der Deutsche Aktienindex fällt, wenn die Brent-Notierungen zulegen, laufen beide seit rund einem Monat parallel nach oben. Dieser Gleichklang bereitet vielen Anlegern Kopfzerbrechen.
"Teures Rohöl ist schädlich für die Weltkonjunktur und damit auch für die Aktienkurse", sagt Ralph Herre von der Landesbank Baden-Württemberg. Ein um zehn Dollar höherer Ölpreis bedeutet ,5 Prozentpunkte weniger Wachstum und damit niedrigere Unternehmensgewinne, so eine Faustformel. Da Öl weltweit in Dollar gehandelt wird und die US-Währung in letzter Zeit deutlich an Wert verloren hat, macht sich dieser Effekt hier zu Lande derzeit allerdings nur abgeschwächt bemerkbar. Dennoch leidet eine stark exportabhängige Volkswirtschaft wie die deutsche automatisch mit, wenn sich die wirtschaftliche Dynamik im Dollar-Raum ölbedingt abschwächt.
Sollte der Preis für den Rohstoff weiter klettern, würde dies der Weltkonjunktur einen Dämpfer versetzen und Deutschland in die Rezession zurückstoßen, so die Befürchtungen vieler Marktteilnehmer. Fürs Erste können die Börsianer jedoch aufatmen. Mit ihrem gestrigen Beschluss haben die Minister der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) die ärgsten Sorgen der Anleger zerstreut. Demnach soll die Förderung erst einmal nicht gedrosselt werden und weiter bei 25,4 Mio. Barrel täglich liegen. Dank der erwarteten sukzessiven Angebotsvergrößerung durch irakisches Öl ist damit der Weg frei für sinkende Preise in der zweiten Jahreshälfte. Nach Einschätzung von Marktkennern liegt der Schlüssel für die Ölpreisentwicklung derzeit in Bagdad. "Die irakische Produktion konnte nach dem Krieg nicht so schnell hochgefahren werden wie erhofft", erklärt Herre, "allmählich machen die Iraker aber Fortschritte." Schätzungen zufolge werden sie bis Herbst täglich bis zu 2,5 Mio. Barrel fördern. Die Hälfte davon ist für den Export bestimmt.
Auf Grund des größeren Angebots rechnet die Mehrzahl der Experten auf mittlere Sicht mit sinkenden Ölpreisen. "Sollte es zu keinen neuen geopolitischen Krisen kommen, dürfte der Ölpreis gegen Ende des Jahres bei 20 bis 22 Dollar pro Barrel liegen", sagt zum Beispiel Dennis Nacken, Analyst bei Helaba-Trust. Als entsprechend unattraktiv bewertet er die Aktien der meisten Fördergesellschaften. Besonders kritisch sieht er die stark ölpreissensiblen Titel BP und ENI. Beide Werte hat Nacken auf "Untergewichten" gestuft. Und selbst die relativ günstig bewertete Royal Dutch, die nicht so stark von der Förderung abhängig ist und viel Geld mit dem Raffineriegeschäft verdient, erhält bei ihm nur das Prädikat "Neutral".
Auch Guido Schmidt, Analyst bei Hauck & Aufhäuser, glaubt, dass die Luft aus den Ölwerten raus ist: "In den drei schwachen Börsenjahren seit 2000 haben sich diese Aktien verhältnismäßig gut geschlagen. Wer jetzt auf eine Börsenhausse setzt, ist mit Titeln anderer Branchen besser aufgehoben." Tatsächlich sind Anleger in Zeiten einer Konjunkturerholung mit zyklischen Werten wie zum Beispiel Banken, Informationstechnologie oder Luftfahrt erfahrungsgemäß besser bedient. Anders gestaltet sich die Lage indes, wenn man wie Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank davon ausgeht, dass der Ölpreis in den kommenden Jahren auf 35 bis 40 Dollar hochschnellt. Dann dürfte das Kurspotenzial der Ölaktien lange noch nicht ausgereizt sein.
von Daniel Eckert
Berlin - Nur einer kann gewinnen: Seit mehreren Wochen steigt der Dax mit dem Ölpreis um die Wette. Während normalerweise der Deutsche Aktienindex fällt, wenn die Brent-Notierungen zulegen, laufen beide seit rund einem Monat parallel nach oben. Dieser Gleichklang bereitet vielen Anlegern Kopfzerbrechen.
"Teures Rohöl ist schädlich für die Weltkonjunktur und damit auch für die Aktienkurse", sagt Ralph Herre von der Landesbank Baden-Württemberg. Ein um zehn Dollar höherer Ölpreis bedeutet ,5 Prozentpunkte weniger Wachstum und damit niedrigere Unternehmensgewinne, so eine Faustformel. Da Öl weltweit in Dollar gehandelt wird und die US-Währung in letzter Zeit deutlich an Wert verloren hat, macht sich dieser Effekt hier zu Lande derzeit allerdings nur abgeschwächt bemerkbar. Dennoch leidet eine stark exportabhängige Volkswirtschaft wie die deutsche automatisch mit, wenn sich die wirtschaftliche Dynamik im Dollar-Raum ölbedingt abschwächt.
Sollte der Preis für den Rohstoff weiter klettern, würde dies der Weltkonjunktur einen Dämpfer versetzen und Deutschland in die Rezession zurückstoßen, so die Befürchtungen vieler Marktteilnehmer. Fürs Erste können die Börsianer jedoch aufatmen. Mit ihrem gestrigen Beschluss haben die Minister der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) die ärgsten Sorgen der Anleger zerstreut. Demnach soll die Förderung erst einmal nicht gedrosselt werden und weiter bei 25,4 Mio. Barrel täglich liegen. Dank der erwarteten sukzessiven Angebotsvergrößerung durch irakisches Öl ist damit der Weg frei für sinkende Preise in der zweiten Jahreshälfte. Nach Einschätzung von Marktkennern liegt der Schlüssel für die Ölpreisentwicklung derzeit in Bagdad. "Die irakische Produktion konnte nach dem Krieg nicht so schnell hochgefahren werden wie erhofft", erklärt Herre, "allmählich machen die Iraker aber Fortschritte." Schätzungen zufolge werden sie bis Herbst täglich bis zu 2,5 Mio. Barrel fördern. Die Hälfte davon ist für den Export bestimmt.
Auf Grund des größeren Angebots rechnet die Mehrzahl der Experten auf mittlere Sicht mit sinkenden Ölpreisen. "Sollte es zu keinen neuen geopolitischen Krisen kommen, dürfte der Ölpreis gegen Ende des Jahres bei 20 bis 22 Dollar pro Barrel liegen", sagt zum Beispiel Dennis Nacken, Analyst bei Helaba-Trust. Als entsprechend unattraktiv bewertet er die Aktien der meisten Fördergesellschaften. Besonders kritisch sieht er die stark ölpreissensiblen Titel BP und ENI. Beide Werte hat Nacken auf "Untergewichten" gestuft. Und selbst die relativ günstig bewertete Royal Dutch, die nicht so stark von der Förderung abhängig ist und viel Geld mit dem Raffineriegeschäft verdient, erhält bei ihm nur das Prädikat "Neutral".
Auch Guido Schmidt, Analyst bei Hauck & Aufhäuser, glaubt, dass die Luft aus den Ölwerten raus ist: "In den drei schwachen Börsenjahren seit 2000 haben sich diese Aktien verhältnismäßig gut geschlagen. Wer jetzt auf eine Börsenhausse setzt, ist mit Titeln anderer Branchen besser aufgehoben." Tatsächlich sind Anleger in Zeiten einer Konjunkturerholung mit zyklischen Werten wie zum Beispiel Banken, Informationstechnologie oder Luftfahrt erfahrungsgemäß besser bedient. Anders gestaltet sich die Lage indes, wenn man wie Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank davon ausgeht, dass der Ölpreis in den kommenden Jahren auf 35 bis 40 Dollar hochschnellt. Dann dürfte das Kurspotenzial der Ölaktien lange noch nicht ausgereizt sein.