Du hast geschrieben, OMV habe die Lage falsch eingeschätzt. Derzeit gibt es keinen Beleg dafür. Und wenn du behauptest, der Ölpreis würde langfristig auf 40 USD / bbl sinken, dann glaubst du sehr wohl - denn Belege dafür kann es - heute - gar nicht geben.
Kennst du die Förderkosten von OMV so genau? Ich weiß, dass viele Ölförderer derzeit eine sehr gute Verhandlungsposition haben, die Vermieter der Ölplattformen im Preis zu drücken und die 'dayrates' entsprechend runter zu verhandeln. Diese reagieren darauf ihrerseits dann indem sie weniger neue Ölplattformen in den Dienst stellen als ursprünglich gedacht und das Angebot weniger stark wachsen lassen.
56 USD je bbl wären für mich jedoch auch nach erfolgter Neuverhandlung realistisch.
Das von dir vorgeschlagene Vorgehen wäre keinesfalls so einfach umzusetzen und wahrscheinlich auch wenig empfehlenswert.
Ein Unternehmen kann und soll nicht auf jede Preisschwankung mit einem völligen Umbau des Geschäftsmodells reagieren.
Durch die Eigenförderung fördert OMV quasi zum Festpreis und verkauft zum variablen Preis.
Bei dem von die vorgeschlagenen Modell würde OMV variabel einkaufen und variabel verkaufen: mit entsprechenden Mini-Margen auch dann wenn der Öl-Preis wieder höher stehen sollte.
Ein Unternehmen sollte langfristig denken und langfristig fallen mir mehr Argumente ein warum Öl teurer wird als mir einfallen warum es so billig bleiben sollte.
Quellen zu den Zahlen findest du ausreichend im Internet.
------
Öl-Lagervorräte: 471,4 Mio bbl
Die OPEC fördert derzeit: 32,5 Mio bbl pro Tag
In den USA dürfte die Förderung bis Ende des Jahres auf 9,0 Mio bbl pro Tag zurückgehen. Im Moment liegt sie bei noch: 9,4 Mio bbl pro Tag.
(Zum vergleich: OMV fördert 0,3 Mio bbl pro Tag)
Der weltweite Ölverbrauch liegt bei 90,4 Mio bbl pro Tag.
Bis 2020 wird damit gerechnet, dass er jährlich um 1 % wächst.
Danach um 0,8 % jährlich.
2027 wird die weltweite Ölnachfrage 100 Mio bbl pro Tag betragen.
Quelle: Statistical Review of World Energy.
Entgegen der oft falschen Darstellung ist der derzeit so tiefe Preis keine Ausdruck schwacher Nachfrage, sondern Folge eines immensen Angebots. Das Angebot übersteigt die Nachfrage derzeit um etwa 1,5 Mio bbl pro Tag.
Auf die Produktion des US Schieferöls mit fast 10 Mio bbl pro Tag die es mal waren hat die OPEC mit einem massiven Ausbau ihrer Produktion reagiert um ihren Marktanteil zu verteidigen und die US-Fracking Industrie zu ruinieren. Und dieser Plan scheint derzeit aufzugehen: Die hohe OPEC Förderung hat die Preise so weit in den Keller geschickt, dass immer mehr Fracker aufgeben und die US-Produktion immer weiter sinkt. Von den ca. 1600 Bohrtürmen die letztes Jahr im Herbst noch in den USA noch aktiv waren, sind es jetzt nur noch 802.
Ich kann mir kaum vorstellen dass Fracking-Förderung nur 35 USD je Barrel kosten soll, wenn derzeit bei Brent und WTI Preisen deutlich jenseits der 35 USD so viele Fracker aufgeben.
Was wird die OPEC wohl machen wenn der Fracking Boom beendet ist? Sie wird ihre Förderung drosseln auf vllt nur noch 30 Mio bbl pro Tag oder noch weniger. Und was passiert dann wohl mit dem Preis? Das ist für mich nur eine Frage der Zeit wie lange die letzten Fracker noch durchhalten können. Selbst OPEC Länder beginnen schon unter den niedrigen Preisen zu ächzen.
Momentan sind die Preise für keinen Anbieter also wirklich auskömmlich. Und eine solche Situation bleibt im marktwirtschaftlichen Umfeld nie auf Dauer bestehen.
--------
Zur Dividende:
Eine Stellungnahme der Geschäftsleitung bringt dir nichts, da diese ohnehin nicht bindend ist. Das Management schlägt nur vor. Der Beschluss liegt bei der HV. Da du zum Ex-Dividende Tag niemals den Beschluss der HV kennst, dürftest du mit deiner Haltung niemals eine Aktie im Depot haben.
Als Aktionär muss du immer in die Zukunft schauen und für diese gibt es keine Ergebnisse und keine Beschlüsse. Sonst wäre es nicht die Zukunft.
Die Investorenpräsentation stellt im Übrigen auch nicht irgendjemand einfach so auf die Seite, sondern diese kommt vom Management und wird erst durch dessen Freigabe online gestellt.
Von den 30 % Ausschüttungsquote kannst du also ausgehen. Wenn es einfach so geändert werden könnte, wäre es kein prioritäres Ziel. Das ist es aber!
AGs neigen dazu in schlechten Zeiten eher mehr als die angestrebte Quote auszuschütten, was ja auch logisch ist. Also bitte keine Verwunderung wenn es für 2015 dann 35 oder 40 % werden.