Opec erwartet neue Preisrekorde
Der Ölpreis wird nach Einschätzung der Opec im ersten Quartal 2008 vermutlich weiter steigen. Die Rekordpreise für den fossilen Energieträger belasten aus Expertensicht zunehmend die Wirtschaft. Trotz der Preisrekorde haben die Deutschen allerdings für Ölimporte 2007 weniger bezahlt als im Vorjahr.
Bremen - "Wir werden die Ölpreisbelastung in diesem Jahr deutlich zu spüren bekommen", sagte der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Der Ölpreis werde sich auf das Wirtschaftswachstum schwächend auswirken. Nach seiner Prognose wird die Steigerung 2008 nur bei etwa 1,5 Prozent liegen.
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Vorerst keine Entwarnung: Saudische Erdölraffinerie
Der Wirtschaftsweise Bert Rürup hält Deutschland aber für gut gewappnet, mit weltwirtschaftlichen Risiken wie dem hohen Ölpreis und dem niedrigen Dollar-Kurs fertig zu werden. Unterdessen kam aus der Politik und vom Bund der Steuerzahler wegen der hohen Benzinpreise erneut die Forderung nach einer Aufstockung der Pendlerpauschale.
Die Ölpreise werden nach Einschätzung der Opec bis April weiter zulegen. Eine Entspannung sei für das erste Quartal nicht zu erwarten, sagte der neue Präsident der Organisation erdölexportierender Länder (Opec), Chakib Khelil, am Rande einer Veranstaltung in Algier. Für das zweite Quartal rechne er mit einer Stabilisierung. Er verteidigte die hohen Preise. Diese müssten in Relation zu den gestiegenen Kosten für die Förderung gesehen werden.
Opec: "Ölpreis von 100 Dollar nicht wirklich hoch"
Angesichts der hohen Nachfrage sei ein Preis von 100 Dollar nicht wirklich hoch, sagte Khelil. Die OPEC-Länder decken etwa 40 Prozent des weltweiten Ölbedarfs. Der US-Rohölpreis war in der vergangenen Woche erstmals auf mehr als 100 Dollar je Fass gestiegen.
Angesichts dieser Preise und damit verbundener Teuerungsrisiken hat der Deutsche Industrie- und Handelskammertag vor einer Schwächung der Binnennachfrage gewarnt. DIHK-Chefvolkswirt Volker Treier sagte der "Berliner Zeitung" (Montagausgabe): "Unter dem Strich kommt eine deutliche Belastung auf die Verbraucher zu. Jeder zusätzliche Euro, den der Konsument an der Zapfsäule oder für eine warme Wohnung lässt, fehlt ihm am restlichen privaten Konsum."
Wirtschaftsexperte Hickel rechnet in absehbarer Zeit nicht mit einem Rückgang des Ölpreises. "Er bleibt auf einem sehr hohen Niveau." Zwar schwanke der Preis spekulativ. "Aber selbst wenn er mal auf 90 Dollar zurückgeht, wird er ganz schnell nur durch die übertriebene Wahrnehmung von politischen Risiken in erdölexportierenden Ländern wieder nach oben schnellen." Und das führe zu Kaufkraftverlusten bei privaten Konsumenten und vor allem zu Kostenerhöhungen bei den Unternehmen. Das Wirtschaftswachstum werde auch durch den schwachen Dollar und die Finanzkrise belastet.
Trotz Preisrekord geringere Ausgaben für Ölimporte
Trotz der Preisrekorde beim Rohöl haben die Deutschen allerdings für Ölimporte 2007 weniger bezahlt als im Vorjahr. Rund 41 Milliarden Euro kosteten die Einfuhren nach vorläufigen Zahlen des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV), berichtet das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL vorab aus seiner aktuellen Ausgabe. 2006 war es noch eine halbe Milliarde Euro mehr. Der starke Euro habe den in Dollar gehandelten Rohstoff erheblich vergünstigt.
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Wie viel noch? Wie lange die weltweiten Ölvorräte noch reichen hängt von der Entwicklung der Nachfrage ab
Zudem sei der Verbrauch gesunken: Im vergangenen Jahr habe Deutschland - obwohl die Wirtschaft kräftig wuchs - rund 2,5 Prozent weniger Rohöl eingeführt als 2006. Die Menge sei auf 106,7 Millionen Tonnen gesunken. Verantwortlich dafür war insbesondere der schwache Heizölabsatz. Wegen der milden Witterung im vergangenen Winter und der Sparsamkeit der Verbraucher schrumpfte er um rund 40 Prozent.
Angesichts der hohen Spritpreise hat der Bund der Steuerzahler (BdSt) eine Aufstockung der Pendlerpauschale gefordert. "Wegen der gestiegenen Mobilitätskosten muss die Pauschale erhöht werden - von 30 auf mindestens 35 Cent je Kilometer", forderte BdSt-Präsident Karl Heinz Däke. Der Bundestag solle zügig die alte Regelung rückwirkend wieder in Kraft setzen. In der Steuererklärung für 2007 sollten betroffene Steuerzahler wegen noch laufender Gerichtsverfahren unbedingt die tatsächlichen Entfernungskilometer angeben. Am Donnerstag verhandelt der Bundesfinanzhof über die Pendlerpauschale.
Rürup: "Deutsche Wirtschaft ist widerstandsfähiger"
Die Kappung der Kilometerpauschale müsse rückgängig gemacht werden, verlangte Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Dietrich Austermann (CDU). Er kritisierte, dass der Staat bei den Kraftstoffpreisen doppelt kassiere und die Ölkonzerne willkürlich die Kosten bei Benzin und Diesel verschieben würden. Bei Normalsprit kassiere der Bund über die Mineralölsteuer 65,46 Cent je Liter, bei Diesel 47,04 Cent. "Auf diese Steuer wird noch Mehrwertsteuer erhoben, die erbringt dem Staat zehn Milliarden Euro. Steigen die Preise, kassiert der Staat noch einmal mit", sagte Austermann.
"Die deutsche Wirtschaft ist widerstandsfähiger geworden", sagte der Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Rürup, dem Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL. Dank der Reformpolitik der vergangenen Jahre sei die deutsche Wirtschaft besser gegen eine Rezession gefeit als in früheren Jahren, Arbeitsmarkt und Lohnstrukturen seien flexibler geworden.
DIW-Energieexpertin Claudia Kemfert erwartet für das Jahr 2008 nach dem Rekordhoch beim Rohöl von mehr als 100 Dollar je Barrel (159 Liter) keinen weiteren Anstieg der Preise für Öl und Benzin. "Der Ölpreis dürfte sich bei etwa 80 Dollar einpendeln", denn mindestens 20 Prozent des Niveaus gehe auf reine Spekulation zurück, sagte sie dem Bremer "Kurier am Sonntag". "Beim Benzin wird sich das heutige Niveau über das Jahr halten."
Sie forderte die Bundesregierung auf, mehr Geld in die Erforschung neuer Energietechniken zu investieren. "Das globale Ölangebot wird aller Voraussicht nach noch maximal zwölf Jahre ausreichen, um die weltweite Nachfrage zu decken", warnte sie.
manager-magazin.de, 06. Januar 2008, 21:25 Uhr
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