Öl, Konsum,Zinsen

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calexa:

Öl, Konsum,Zinsen

 
07.06.04 13:03
Eigentlich ist es zutiefst widersinnig. Gehen wir deswegen
einmal ganz logisch vor. Die Oelpreise sind sehr stark
gestiegen und werden vielleicht noch weiter steigen. Dadurch
steigen die Benzinpreise und mit ihnen auch die Preise fuer
andere Konsumgueter. Die Konsumenten, deren Einkommen sich
nicht veraendert, koennen deshalb weniger kaufen. Und die
Konjunktur faengt an zu schwaecheln.

Die Unternehmen werden von der Oelpreissteigerung gleich
in zweifacher Hinsicht getroffen. Einerseits geht, wie
eben ausgefuehrt, die Konsumnachfrage zurueck. Andererseits
jedoch spueren die Unternehmen die Oelpreisteuerung auch
direkt, denn welches Unternehmen hat keine Energiekosten
oder bezieht Vorprodukte, die aus Erdoel hergestellt
werden? Dadurch erhoehen sich fuer die Unternehmen die
Kosten, die entweder zu Lasten der Gewinnspanne gehen
oder eben auf die Preise ueberwaelzt werden muessen.

In der Folge geht die Nachfrage weiter zurueck. Und die
Konjunktur schwaechelt weiter. Und die Preise steigen.

Dies ist nun der Moment, an dem die selbsternannten
Geldpolitiker aller Laender, die es fast so haeufig gibt
wie die selbsternannten Fussballtrainer, den Notenbanken
zu einer Zinserhoehung raten. Die Notenbank soll also
in einer Situation, in der die Konsumnachfrage ruecklaeufig
ist, in der die Investitionen sowohl teurer als auch –
aufgrund der Nachfrageschwaeche – unrentabler werden,
die Zinsen anheben.

Doch wozu hebt man die Zinsen an? Man hebt die Zinsen
an, um Investitionen teurer und unrentabler zu machen
sowie um die Konsumnachfrage zu drosseln. Die Noten-
banken sollen also nach den derzeit ueberall kursierenden
Vorschlaegen die Teuerung und Rentabilitaetsschwaeche der

Investitionen sowie die Kaufzurueckhaltung der Verbraucher
dadurch bekaempfen, indem sie die Investitionen verteuern
und unrentabler machen sowie die Verbraucher zur
Zurueckhaltung treiben.

Aber nein. Die Notenbanken sollen ja fuer Preis-
stabilitaet sorgen. Und deswegen muessen sie die Zinsen
anheben. Doch auch hier fragt sich, wie das gehen
soll? Denn selbst wenn die Fed und die EZB das
Zinsniveau vervielfachen wuerden, dann haette das
keinerlei Einfluss auf die Erdoelpreise. Denn auch
dann sprudelt das Oel keinesfalls reichlicher. Und
Wuestenfuechse bleiben – im Unterschied zu den Maerchen
aus 2001er Nacht – nicht stehen, wenn man ihnen Sand
auf den Schwanz streut.

Eine Zinserhoehungsstrategie beim Erdoelpreisschock
bedeutet daher, nicht auf die Anpassungsreaktion der
Maerkte zu vertrauen, sondern die Krise noch zu ver-
schaerfen. Wer derzeit also fuer steigende Zinsen
votiert, der moechte, dass es uns allen noch schlechter
geht, und zwar so schlecht, bis wir wirklich nicht
mehr kaufen wollen, die Wirtschaft in eine grosse
Rezession stuerzt, und dann tatsaechlich kaum noch
Oel nachgefragt wird.

Ich denke, exogene Schocks wie die Oelpreissteigerung,
werden am besten verdauet, wenn man die Wirtschaft sich
daran selbstaendig anpassen laesst. Manche Dinge muessen
eben einfach akzeptiert werden. Wenn die Oelpreise
steigen, dann koennen die Notenbanken dies nicht
rueckgaengig machen. Es gibt keinen Notenbank-
Radiergummi, der Preissteigerungen, die von aussen
kommen, ausloescht. Genauso, wie es keine Pille gibt,
die das Altern verhindert oder ploetzlich schlau macht.

Quelle: doersam-briefe.de

Solong,
Calexa
www.investorweb.de
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