Ökofonds

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Ökofonds

 
28.04.01 11:27
Immer mehr Anleger setzen auf Ökofonds

Wer Aktien oder Fondsanteile kauft, schaut normalerweise vor allem auf die Höhe der Rendite und weniger auf die Herkunft des Gewinns. Doch die Weisheit «Geld stinkt nicht» gilt nicht mehr uneingeschränkt: Zunehmend achten Anleger bei ihren Investitionen auch auf ethische und ökologische Kriterien.

Rund 1,5 Milliarden Euro, etwa drei Milliarden Mark, lagen einer Untersuchung des Branchendienstes ECO-Reporter in Dortmund zufolge im Oktober 2000 in den Depots der rund 20 Öko- und Ethikfonds im deutschsprachigen Raum. Im vergangenen Jahr hat sich deren Marktanteil damit etwa verdreifacht und liegt jetzt bei knapp einem Prozent, erläutert Peter Grieble, Geldexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart.

Mit ihrem Verzicht auf Aktien von Unternehmen, die die Umwelt schädigen oder die Menschenrechte verletzen, fahren die Ökofonds überraschend gut. «Entgegen der landläufigen Meinung haben die ökologisch-ethischen Werte eher eine höhere Rendite erzielt als die traditionellen Geldanlagen», so Grieble. Mit durchschnittlich 24 Prozent Gewinn verbuchten die Fonds im Jahr 2000 ein dickes Plus.

Möglich machte diesen Schub nicht zuletzt das boomende Geschäft mit den erneuerbaren Energien, das durch staatliche Förderprogramme gestärkt wurde. «Bei der Windenergie ist der Durchbruch schon gelungen, bei der Solarenergie steht er kurz bevor», sagt Bettina Schmoll, Sprecherin der Ökobank in Frankfurt. So stiegen die Aktien von Firmen aus dem Umwelt- und Recyclingsektor bisweilen auf den doppelten Kurswert oder - wie im Fall des Windenergie-Unternehmens Plambeck Neue Energien aus Cuxhaven - sogar um das Dreifache.

Der Anspruch der mit einer durchschnittlichen Größe von 75 Millionen Euro (rund 150 Millionen Mark) immer noch verhältnismäßig kleinen Fonds ist unterschiedlich. Zwar schließen alle Fonds die Aktien von Unternehmen aus, die Waffen produzieren, Atomkraftwerke betreiben oder Zigaretten verkaufen. Im Detail unterscheiden sich die Ökofonds jedoch erheblich: «Der Begriff ist nicht geschützt», sagt Peter Grieble. Jeder Anleger müsse selbst die Kriterien überprüfen.

Während etwa der ÖkoVision-Fonds der Ökobank nach Angaben des Unternehmens «ausschließlich in Firmen investiert, denen Umwelt- und Sozialverträglichkeit vor Gewinnmaximierung geht», sind andere Anbieter großzügiger. So genannte Öko-Effizienz-Fonds oder Nachhaltigkeitsfonds wie der OekoSar Portfolio der Schweizer Privatbank Sarasin in Basel nehmen auch Aktien von Unternehmen auf, die in ihrer jeweiligen Branche eine Vorreiterrolle in puncto Ökologie spielen. «Wir sind da eher die Realos», sagt Banksprecherin Michaele Alt. In dem 1994 gegründeten OekoSar Portfolio fänden sich beispielsweise auch Aktien des Chemiekonzerns Henkel, da das Unternehmen Alt zufolge besonders umweltverträglich produziert.

Jörg Weber, Herausgeber des ECO-Reporters, sieht darin nichts Verwerfliches: «Es ist doch gerade gut, wenn auch konventionelle Unternehmen umdenken.» Allerdings nutzten die Ökofonds im deutschsprachigen Raum immer noch viel zu wenig die Möglichkeit, durch öffentliche Ausschlüsse Druck auf Unternehmen auszuüben.

Ihre Wurzeln haben die Ethik-Fonds in den USA. Hier waren es zuerst vor allem fromme Quäker, die aus religiösen Gründen ihr Geld weder in Waffenfirmen noch bei Alkoholproduzenten anlegen wollten, sagt Ökobank-Sprecherin Schmoll. Auch in Großbritannien und den Niederlanden seien solche Anlageformen schon recht weit entwickelt. «Deutschland ist ein bisschen hinterher», bedauert Schmoll.

Laut Grieble zeichnet sich jedoch ein Stimmungsumschwung ab: Nach jüngsten Umfragen der Verbraucherzentrale erklärten 56 Prozent der Kleinanleger, dass sie ihr Geld auch in Ökologie- oder Ethikfonds investieren würden.

Trotz des Aufwindes am ökologischen Aktienmarkt, der sich auch an neu entwickelten Messinstrumenten wie dem Natur-Aktien-Index NAX ablesen lässt, warnen Experten vor zu viel Euphorie. «Die Branche lebt sehr stark von Subventionen», sagt Bernhard Ruck. Der Geschäftsführer der DepotVG in Stuppach (Baden-Württemberg) rät daher zur Investition in solche Unternehmen, die sich aus eigener Kraft am Markt behaupten können. Seine Organisation vertritt rund 250 Aktionäre, die nur «grüne Aktien» von kleinen Firmen handeln, die nicht an der Börse notiert sind. «Bloß nicht blindlings irgendwo investieren», rät auch Grieble. Anhand des Rechenschaftsberichtes und der Anlagegrundsätze sollte der jeweilige Fonds genau geprüft werden.

Nachdem in den vergangenen Jahren etliche schwarze Schafe im ökologischen Geldmarkt aufgeflogen sind, bemühen sich viele Anbieter heute um eine intensive Kontrolle ihrer Kriterien. «Bei uns sind 14 Analysten in Basel mit der entsprechenden Recherche befasst», sagt Alt. Bei der Ökobank wacht ein Anlage-Ausschuss aus Vertretern von Umwelt- und Menschenrechtsgruppen darüber, dass selbst Firmen, die nur verflochten sind mit Atom- oder Rüstungsindustrie, keine Chance im Fonds haben.

Wer dem Kauf von Aktien jedoch generell misstraut, kann sein Geld auch auf andere Weise anlegen: Mittlerweile könnten Verbraucher auch «grüne» Sparbriefe oder Lebensversicherungen abschließen, erläutert Peter Grieble: «Jede wichtige Anlageform gibt es auch als ökologische Anlage». Allerdings bieten noch längst nicht alle Banken entsprechende Leistungen an, bedauert der Verbraucherschützer.

Weitere Informationen unter www.ecoreporter.de

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