Die US-Notenbank Fed bestimmt in dieser Woche die Richtung an den weltweiten Finanzmärkten. Nervös wie schon lange nicht mehr warten die Börsianer auf die Zinsentscheidung am Mittwoch.
Widersprüchliche Konjunktursignale aus Amerika und unterschiedliche Einschätzungen namhafter Fed-Beoachter stürzten die Renten- und Devisenmärkte bereits vergangene Woche in Verwirrung. Die Spekulation über das Ausmaß der erwarteten Zinssenkung wird nach Ansicht der meisten Volkswirte bis Mittwoch für kräftige Kursschwankungen bei Staatsanleihen und beim Euro sorgen. Die Aktienmärkte dürften erst einmal eine Atempause einlegen.
Der Dax legte in der vergangenen Woche 2,2 Prozent zu, während der Stoxx 50 um 3,07 Prozent anstieg. In den USA kletterte der Dow Jones-Index um 0,92 Prozent und der Nasdaq Composite um 1,12 Prozent. Der Euro rutschte am Freitag kräftig auf Kurse nur noch knapp über 1,16 $ ab. Die Staatsanleihen in den USA und der Euro-Zone hatten vergangene Woche kräftige Kursverluste erlitten, die die zehnjährigen Renditen um jeweils fast einen Viertel Prozentpunkt nach oben trieben.
Anleger könnten Kasse machen
Nachdem der Dax in der vergangenen Woche zum vierten Mal in Folge zugelegt hat, ist nun die Zeit zur Konsolidierung gekommen, glauben die Strategen der DZ Bank. Ein Zinsschritt der Fed sei bereits mit erheblichen Kursgewinnen vorweg genommen worden. Die meisten Strategen sehen die Aktienmärkte jetzt weit in der überkauften Zone.
"Die Stimmung unter den Anlegern insbesondere in den USA ist erhitzt", meint Helaba Trust. Der Anteil der Bären sei auf den niedrigsten Stand seit 16 Jahren gefallen. Die Analysten bilanzieren, dass eine Zwischenkonsolidierung "überfällig" sei. Die Bankgesellschaft Berlin erwartet ebenfalls Gewinnmitnahmen - allerdings erst mittelfristig. Für diese Woche sieht sie noch eine kurzfristige Belebung durch die erhoffte Zinssenkung. Die Anleger hätten das günstige Zinsumfeld endlich wieder entdeckt und investierten wegen der daraus folgenden positiven Konjunkturfolgen in Aktien. Dies sei Anfang des Jahres noch nicht so gewesen. "Das formelle Ende der Baisse scheint bevorzustehen", heißt von Seiten der Bankgesellschaft.
Geteilte Meinung über US-Zinssenkung
Die Meinungen der Volkswirte über das Ausmaß der amerikanischen Zinssenkung blieben auch zum Wochenschluss geteilt. Ein Großteil rechnet damit, dass die Fed den Leitzins "quasi als Vorsichtsmaßnahme gegen die Deflation" nur um 25 Basispunkte senkt, sich die Tür aber für eine weitere geldpolitische Lockerung offen lässt. Ein solch kleiner Zinsschritt würde jedoch nicht ausreichen, um die Märkte nachhaltig zu beflügeln. Dazu müsste Fed-Chef Alan Greenspan schon um 50 Basispunkte nach unten gehen. Dies erwartet zumindest die Hälfte der 22 Banken, die direkt mit der Fed handeln. Dazu gehören die Volkswirte von JP Morgan Chase, Bear, Stearns & Co, Banc One Capital sowie CIBC.
Dagegen haben sich die Chancen für einen großen Zinsschritt nach Ansicht der Analysten der Deutschen Bank verringert. "Die große Frage wird dann sein, ob eine Zinssenkung der Fed um 25 Basispunkte in diesem Zyklus auch der letzte war. Wenn der Markt diese Frage mit 'ja' beantwortet, droht den US-Bondmärkten schon bald Ungemach", scheiben die Experten in ihrem Ausblick. Dies würde dann auch Rückschlagsgefahr für die europäischen Rentenmärkte bedeuten, wenn auch keine starke, weil die Zinssenkungsfantasie in der Euro-Zone größer sei.
Auch Peter Kretzmer von der Bank of America rechnet in den USA mit 25 Punkten weniger. Zwar scheine die Fed aus einigen konjunkturellen Daten Besserungstendenzen herauszulesen, aber nicht die erhoffte Wende. "Sie glaubt zwar, dass sich das Deflationsproblem im Zuge eines Aufschwungs nach und nach von selbst erledigt. Aber sie weiß, was zu tun ist und hat die Mittel, Deflation erst gar nicht aufkommen zu lassen," sagte der Volkswirt.
Entwicklung am Devisenmarkt hängt von Fed ab
Die Entwicklung am Devisenmarkt wird nach Ansicht der Analysten von WestLB Reserach ebenfalls von der Fed abhängen. Das Abwärtspotenzial für den Dollar halten sie bis Mittwoch für gering. Die gegenwärtige Marktstimmung sei ein klassisches Beispiel für die alte Börsenweisheit "selling the rumour, buying the fact" (das Gerücht kaufen, die Tatsache verkaufen). Aber auch bei einem großen Zinsschritt hält die WestLB den Dollar auf dem derzeitigen Niveau für einen Kauf. Dagegen sehen andere Devisenexperten Aufwärtspotenzial für den Euro, sollte die Fed die Zinsen um einen halben Prozentpunkt zurücknehmen.
An der Unternehmensfront gibt es in dieser Woche kaum wichtige Nachrichten. In Europa ist der Börsengang der HypoVereinsbank-Tochter Bank Austria eine der Ausnahmen. Die Zeichnungsfrist für das größte europäische IPO in diesem Jahr beginnt heute. In den USA präsentieren einige Investmentbanken, unter ihnen Goldman Sachs, ihre Zahlen.
Konjunkturdaten prägen die Woche
Was die Woche neben der Fed aber hauptsächlich prägen wird, sind zahlreiche wichtige Konjunkturdaten. Der Reigen startet am Montag mit den deutschen Einfuhr- und den Verbraucherpreisen, die erneut leicht gesunken sein dürften. Am Dienstag folgt der erste der beiden Indizes über das US-Verbrauchervertrauen im Juni (Conference Board), am Freitag zieht die Universität Michigan nach. Am Mittwoch kommt es dann geballt: der Ifo-Geschäftsklimaindex für Juni, der Auftragseingang für langlebige Güter und die Hausverkäufe (jeweils Mai) in den USA.
Das volkswirtschaftliche Komitee der American Bankers Association ist für die Daten positiv gestimmt. "Wichtige Wachstumskatalysatoren haben begonnen, in der Konjunktur zu wirken: Die Geldpolitik der Fed, die Steuerpolitik und nicht zuletzt ein schwacher Dollar," sagte Stuart Hoffman, Vorsitzender des Gremiums. Auch Credit Suisse First Boston macht bei den Stimmungsumfragen Anzeichen einer "starken Erholung" aus. Die Experten der Bank erwarten daher bei Aktien Kursgewinne, schließen eine "Doppel-Rally" zwar nicht aus, haben aber ihr Anleihen-Übergewicht etwas zurückgefahren.
ftd
Widersprüchliche Konjunktursignale aus Amerika und unterschiedliche Einschätzungen namhafter Fed-Beoachter stürzten die Renten- und Devisenmärkte bereits vergangene Woche in Verwirrung. Die Spekulation über das Ausmaß der erwarteten Zinssenkung wird nach Ansicht der meisten Volkswirte bis Mittwoch für kräftige Kursschwankungen bei Staatsanleihen und beim Euro sorgen. Die Aktienmärkte dürften erst einmal eine Atempause einlegen.
Der Dax legte in der vergangenen Woche 2,2 Prozent zu, während der Stoxx 50 um 3,07 Prozent anstieg. In den USA kletterte der Dow Jones-Index um 0,92 Prozent und der Nasdaq Composite um 1,12 Prozent. Der Euro rutschte am Freitag kräftig auf Kurse nur noch knapp über 1,16 $ ab. Die Staatsanleihen in den USA und der Euro-Zone hatten vergangene Woche kräftige Kursverluste erlitten, die die zehnjährigen Renditen um jeweils fast einen Viertel Prozentpunkt nach oben trieben.
Anleger könnten Kasse machen
Nachdem der Dax in der vergangenen Woche zum vierten Mal in Folge zugelegt hat, ist nun die Zeit zur Konsolidierung gekommen, glauben die Strategen der DZ Bank. Ein Zinsschritt der Fed sei bereits mit erheblichen Kursgewinnen vorweg genommen worden. Die meisten Strategen sehen die Aktienmärkte jetzt weit in der überkauften Zone.
"Die Stimmung unter den Anlegern insbesondere in den USA ist erhitzt", meint Helaba Trust. Der Anteil der Bären sei auf den niedrigsten Stand seit 16 Jahren gefallen. Die Analysten bilanzieren, dass eine Zwischenkonsolidierung "überfällig" sei. Die Bankgesellschaft Berlin erwartet ebenfalls Gewinnmitnahmen - allerdings erst mittelfristig. Für diese Woche sieht sie noch eine kurzfristige Belebung durch die erhoffte Zinssenkung. Die Anleger hätten das günstige Zinsumfeld endlich wieder entdeckt und investierten wegen der daraus folgenden positiven Konjunkturfolgen in Aktien. Dies sei Anfang des Jahres noch nicht so gewesen. "Das formelle Ende der Baisse scheint bevorzustehen", heißt von Seiten der Bankgesellschaft.
Geteilte Meinung über US-Zinssenkung
Die Meinungen der Volkswirte über das Ausmaß der amerikanischen Zinssenkung blieben auch zum Wochenschluss geteilt. Ein Großteil rechnet damit, dass die Fed den Leitzins "quasi als Vorsichtsmaßnahme gegen die Deflation" nur um 25 Basispunkte senkt, sich die Tür aber für eine weitere geldpolitische Lockerung offen lässt. Ein solch kleiner Zinsschritt würde jedoch nicht ausreichen, um die Märkte nachhaltig zu beflügeln. Dazu müsste Fed-Chef Alan Greenspan schon um 50 Basispunkte nach unten gehen. Dies erwartet zumindest die Hälfte der 22 Banken, die direkt mit der Fed handeln. Dazu gehören die Volkswirte von JP Morgan Chase, Bear, Stearns & Co, Banc One Capital sowie CIBC.
Dagegen haben sich die Chancen für einen großen Zinsschritt nach Ansicht der Analysten der Deutschen Bank verringert. "Die große Frage wird dann sein, ob eine Zinssenkung der Fed um 25 Basispunkte in diesem Zyklus auch der letzte war. Wenn der Markt diese Frage mit 'ja' beantwortet, droht den US-Bondmärkten schon bald Ungemach", scheiben die Experten in ihrem Ausblick. Dies würde dann auch Rückschlagsgefahr für die europäischen Rentenmärkte bedeuten, wenn auch keine starke, weil die Zinssenkungsfantasie in der Euro-Zone größer sei.
Auch Peter Kretzmer von der Bank of America rechnet in den USA mit 25 Punkten weniger. Zwar scheine die Fed aus einigen konjunkturellen Daten Besserungstendenzen herauszulesen, aber nicht die erhoffte Wende. "Sie glaubt zwar, dass sich das Deflationsproblem im Zuge eines Aufschwungs nach und nach von selbst erledigt. Aber sie weiß, was zu tun ist und hat die Mittel, Deflation erst gar nicht aufkommen zu lassen," sagte der Volkswirt.
Entwicklung am Devisenmarkt hängt von Fed ab
Die Entwicklung am Devisenmarkt wird nach Ansicht der Analysten von WestLB Reserach ebenfalls von der Fed abhängen. Das Abwärtspotenzial für den Dollar halten sie bis Mittwoch für gering. Die gegenwärtige Marktstimmung sei ein klassisches Beispiel für die alte Börsenweisheit "selling the rumour, buying the fact" (das Gerücht kaufen, die Tatsache verkaufen). Aber auch bei einem großen Zinsschritt hält die WestLB den Dollar auf dem derzeitigen Niveau für einen Kauf. Dagegen sehen andere Devisenexperten Aufwärtspotenzial für den Euro, sollte die Fed die Zinsen um einen halben Prozentpunkt zurücknehmen.
An der Unternehmensfront gibt es in dieser Woche kaum wichtige Nachrichten. In Europa ist der Börsengang der HypoVereinsbank-Tochter Bank Austria eine der Ausnahmen. Die Zeichnungsfrist für das größte europäische IPO in diesem Jahr beginnt heute. In den USA präsentieren einige Investmentbanken, unter ihnen Goldman Sachs, ihre Zahlen.
Konjunkturdaten prägen die Woche
Was die Woche neben der Fed aber hauptsächlich prägen wird, sind zahlreiche wichtige Konjunkturdaten. Der Reigen startet am Montag mit den deutschen Einfuhr- und den Verbraucherpreisen, die erneut leicht gesunken sein dürften. Am Dienstag folgt der erste der beiden Indizes über das US-Verbrauchervertrauen im Juni (Conference Board), am Freitag zieht die Universität Michigan nach. Am Mittwoch kommt es dann geballt: der Ifo-Geschäftsklimaindex für Juni, der Auftragseingang für langlebige Güter und die Hausverkäufe (jeweils Mai) in den USA.
Das volkswirtschaftliche Komitee der American Bankers Association ist für die Daten positiv gestimmt. "Wichtige Wachstumskatalysatoren haben begonnen, in der Konjunktur zu wirken: Die Geldpolitik der Fed, die Steuerpolitik und nicht zuletzt ein schwacher Dollar," sagte Stuart Hoffman, Vorsitzender des Gremiums. Auch Credit Suisse First Boston macht bei den Stimmungsumfragen Anzeichen einer "starken Erholung" aus. Die Experten der Bank erwarten daher bei Aktien Kursgewinne, schließen eine "Doppel-Rally" zwar nicht aus, haben aber ihr Anleihen-Übergewicht etwas zurückgefahren.
ftd