E M I S S I O N E N
Entlarven Sie die Börsenzauberer
Die Aktien junger Hightech-Unternehmen sind noch immer eine der heißesten Börsenwetten. Bilanztrickser und falsche Propheten vernichten das Geld ihrer Anleger im Rekordtempo. mm zeigt, wie Sie in sechs Schritten die Gewinner finden und die Verlierer aussortieren.
Der Hype ist tot, es lebe der Hype. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob sich der Emissionswahn des vergangenen Jahres auch 2001 fortsetzen könnte. Kaum hatten sich im Januar die Kurse am Neuen Markt erholt, tauchten schon erste Listen mit neuen Börsenkandidaten auf.
Zählt man die Ankündigungen in Anlegermagazinen, Tageszeitungen und Internet-Diensten, kommen mehrere hundert Unternehmen zusammen, die voraussichtlich, vielleicht oder möglicherweise in diesem Jahr an die Börse wollen.
Doch der erste Eindruck täuscht. Festlegen mag sich kaum einer. Bis Ende Januar schafften es gerade mal zwei Newcomer auf den Kurszettel.
Nach dem Desaster des Jahres 2000 - über drei Viertel aller Emissionen notierten Ende Januar unter ihrem Ausgabepreis - zögern private und institutionelle Investoren.
Zu Recht, wie eine aktuelle Arthur-Andersen-Studie bestätigt. Nach einer Umfrage unter 430 Unternehmen über den derzeitigen Stand der Vorbereitungen potenzieller Börsenkandidaten stellten die Wirtschaftsprüfer und Unternehmensberater unter anderem fest:
Rund ein Viertel dieser Unternehmen legt keine vollständigen Planabschlüsse vor.
Fast ein Fünftel der Befragten hält das eigene Rechnungswesen für nicht börsenfähig.
Immerhin 14 Prozent haben sich noch nicht mit den am Neuen Markt verbindlichen internationalen Rechnungslegungsvorschriften IAS und US-GAAP beschäftigt.
Das Urteil fällt entsprechend aus: Die Berater halten nur rund ein Drittel der Aspiranten für börsenreif.
Dies deckt sich mit den Einschätzungen profilierter Emissionsbanken und Venture-Capital-Gesellschaften. "Nur zwischen 50 und 70 Kandidaten werden in diesem Jahr den Weg an die Börse finden", schätzt Michael Bednar, Leiter der deutschen Capital Markets Gruppe der Schweizer Investmentmank UBS Warburg; letztes Jahr waren es noch 165 Unternehmen.
Die Experten geben lediglich Kandidaten mit einem erprobten Geschäftsmodell eine Chance. Und: Die Gewinne sollten bald, dass heißt spätestens in zwei Jahren, fließen.
So betrachtet, bietet der Jahrgang 2001 Privatanlegern sicher die Möglichkeit, mit dem Kauf neuer Aktien Geld zu verdienen. Bei fundamental guten Unternehmen sind stets Chancen auf Zeichnungsgewinne drin.
Aber Vorsicht, Garantien gibt es nicht. Aktien junger Unternehmen sind und bleiben eine riskante Geldanlage. Auch 2001 wird sich hinter so manchem vollmundigen Versprechen nur heiße Luft und fauler Zauber verbergen.
Hinzu kommt: Eine Börsenpolizei, die Unternehmen disziplinieren und Anleger vor Schaden bewahren könnte, existiert in Deutschland praktisch nicht. Die Mahnungen von Aktionärsschützern verhallen ungehört (siehe "Verfall der Sitten").
Vor allem in den kommenden Monaten ist Skepsis angebracht. Rund 50 Börsenkandidaten haben im Jahr 2000 ihre IPO-Pläne verschoben. Beim zweiten Versuch könnte sich bei so manchem Unternehmen herausstellen, dass die Gründer noch mal Kasse machen wollen, bevor der Konkursverwalter vor der Tür steht.
Schon allein deshalb sollten sich Privatinvestoren vor jeder Order gründlich informieren. Absolutes Muss ist die Analyse des vorläufigen Emissionsprospekts, den Anleger nach Bekanntgabe der Bookbuildingspanne entweder über die Konsortialbanken oder über die Homepage des Unternehmens bekommen.
manager magazin hat zusammen mit Investmentbankern und Fondsmanagern einen Emissions-Check entwickelt. In sechs Schritten lassen sich die Qualitäten eines Börsenneulings ziemlich genau einschätzen. Ein betriebswirtschaftliches Studium ist nicht notwendig, der gesunde Menschenverstand reicht meist. Was Anleger allerdings brauchen, ist Zeit.
Wer nicht die Muße hat, selbst zu prüfen, sollte Einzelinvestitionen besser vergessen. Aktienfonds, die in junge Unternehmen investieren, sind da eine Alternative (siehe Tabelle).
http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,125011,00.htmlgruß
proxi