Gewinne locken: Bei einem weltweiten Konjunkturaufschwung können Anleger mit japanischen Aktien überproportional profitieren
Die japanischen Aktienmärkte waren - von Zwischenrallys abgesehen - nun schon seit mehr als 13 Jahren auf Talfahrt. Erst Ende April hatte der Nikkei mit 7603 Punkten seinen tiefsten Stand seit 20 Jahren erreicht. Doch seitdem konnte Japans Leitindex kräftig aufholen, ließ sich auch durch das schwere Erdbeben Ende der Woche auf Hokkaido nicht beeindrucken. Inzwischen ist der Nikkei wieder um mehr als 35 Prozent auf über 10 000 Punkte gestiegen. Anders als früher basiert die aktuelle Hausse nicht mehr nur auf der üblichen Schnäppchenjagd an der Börse, sondern eben auch auf fundamentalen Daten. Was auch die zahlreichen Manager von Japan-Fonds tief durchatmen lässt.
Ein solcher Faktor war das überraschend positive Ergebnis des Tankan-Berichts der Notenbank. Die im vierteljährlichen Rhythmus durchgeführte Umfrage bei japanischen Unternehmen zeigte eine zwar weiterhin getrübte Stimmung der japanischen Wirtschaft, aber zugleich den geringsten Pessimismus seit zwei Jahren. Das Ergebnis steht im Einklang mit den zuletzt besseren Konjunkturdaten. So lag das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes im zweiten Quartal mit 0,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal über den Erwartungen der meisten Marktteilnehmer.
Gerald Müller, Volkswirt bei der Commerzbank, erwartet für dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum in Japan von 1,75 Prozent, denn die Entwicklung des privaten Konsums sowie der Ausrüstungsinvestitionen sei deutlich stabiler als bisher angenommen. Außerdem falle der Wachstumsbeitrag des Außenhandels im letzten Quartal nicht zuletzt wegen der Sars-bedingten und damit eingeschränkten Reisetätigkeit besonders hoch aus. Nachholeffekte in den kommenden Monaten könnten jedoch die Inlandsnachfrage schwächen. Überschwänglicher Optimismus hinsichtlich der japanischen Konjunktur ist also vorerst nicht angebracht. Als wären sich heimische Anleger dessen wohl bewusst, liegt die Ursache für das jüngste Kursfeuerwerk vor allem in der Nachfrage ausländischer Investoren. Dies überrascht kaum, denn fast täglich revidieren ausländische Analysten ihre Einschätzung zu Gunsten des japanischen Markts.
So werden dessen strukturelle Probleme, wie etwa belastende Einflüsse durch die Entflechtung von Überkreuzbeteiligungen und Pensionskassen-Transaktionen derzeit komplett überlagert. Die Japaner selbst glaubten jedenfalls nicht an eine nachhaltige Börsenentwicklung, schreibt Ulrich Kaiser, Analyst bei der Credit Suisse, in der Marktstudie "Global Investor" und verweist auf die großen Nettoverkäufe japanischer Investment-Trusts und Privatanleger.
So sehen die Analysten der Credit Suisse die Chancen eines Aktien-Engagements in Japan weniger in länderspezifischen Faktoren, sondern vielmehr in der Hebelwirkung während einer möglichen globalen Konjunkturbelebung in der zweiten Jahreshälfte. Der Hintergrund: Kaum ein anderer führender Länderindex hat einen derart großen Anteil von Unternehmen aus zyklischen Sektoren wie der japanische. Auf Basis des MSCI sind es rund 26 Prozent, weltweit dagegen nur zwölf Prozent. So hat in der Vergangenheit eine weltweite Erhöhung der Industrieproduktion auch regelmäßig zu Boomphasen am japanischen Markt mit Indexgewinnen bis zu 50 Prozent geführt.
Die Voraussetzungen dafür sind auch zum jetzigen Zeitpunkt gegeben. Viele Konzerne haben die langjährige Wirtschaftsflaute und deflationäre Entwicklungen für umfassende Reformen und Produktivitätssteigerungen genutzt. Dabei standen in der Regel Personalabbau und Produktionsverlagerungen in Billiglohnländer, speziell China, im Vordergrund. Die Maßnahmen haben sich wegen hoher außerordentlicher Abschreibungen auf Beteiligungen und Restrukturierungskosten vielfach noch nicht entsprechend auf die Nettogewinne ausgewirkt. Im internationalen Vergleich aber gelten japanische Unternehmen nunmehr als günstig bewertet.
Sollte die globale Konjunkturerholung in der zweiten Jahreshälfte ausbleiben und die Entwicklung breiter europäischer und US-amerikanischer Aktienindices enttäuschend verlaufen, dürfte auch der japanische Aktienmarkt schon bald wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkehren. Bestätigen sich jedoch alle Hoffnungen, werden vor allem japanische Standardwerte profitieren können, weil sich ausländische Investoren in der Regel auf eben diese Aktien konzentrieren.
Auch die Analysten der Credit Suisse empfehlen Blue Chips, speziell aus zyklischen Sektoren, so etwa den Mobilfunkanbieter NTT Docomo, den Hersteller von Konsum- und Industrieelektronik Sharp oder KAO, Japans größten Produzenten von Haushaltsartikeln und weltweit die Nummer zwei hinter Procter & Gamble. Zu den weiteren empfehlenswerten Aktien zählen die Schweizer außerdem Nissan Motor, Shiseido, Japans größten Kosmetikhersteller, und Canon, den weltweit zweitgrößten Hersteller von Bürogeräten und Produzent so genannter "Stepper", Maschinen zur Halbleiterfertigung. Anlegern, denen eine selbstständige Aktienauswahl zu aufwendig oder riskant ist, sei ein guter Aktienfonds wärmstens empfohlen. hl
Welt.de
Die japanischen Aktienmärkte waren - von Zwischenrallys abgesehen - nun schon seit mehr als 13 Jahren auf Talfahrt. Erst Ende April hatte der Nikkei mit 7603 Punkten seinen tiefsten Stand seit 20 Jahren erreicht. Doch seitdem konnte Japans Leitindex kräftig aufholen, ließ sich auch durch das schwere Erdbeben Ende der Woche auf Hokkaido nicht beeindrucken. Inzwischen ist der Nikkei wieder um mehr als 35 Prozent auf über 10 000 Punkte gestiegen. Anders als früher basiert die aktuelle Hausse nicht mehr nur auf der üblichen Schnäppchenjagd an der Börse, sondern eben auch auf fundamentalen Daten. Was auch die zahlreichen Manager von Japan-Fonds tief durchatmen lässt.
Ein solcher Faktor war das überraschend positive Ergebnis des Tankan-Berichts der Notenbank. Die im vierteljährlichen Rhythmus durchgeführte Umfrage bei japanischen Unternehmen zeigte eine zwar weiterhin getrübte Stimmung der japanischen Wirtschaft, aber zugleich den geringsten Pessimismus seit zwei Jahren. Das Ergebnis steht im Einklang mit den zuletzt besseren Konjunkturdaten. So lag das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes im zweiten Quartal mit 0,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal über den Erwartungen der meisten Marktteilnehmer.
Gerald Müller, Volkswirt bei der Commerzbank, erwartet für dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum in Japan von 1,75 Prozent, denn die Entwicklung des privaten Konsums sowie der Ausrüstungsinvestitionen sei deutlich stabiler als bisher angenommen. Außerdem falle der Wachstumsbeitrag des Außenhandels im letzten Quartal nicht zuletzt wegen der Sars-bedingten und damit eingeschränkten Reisetätigkeit besonders hoch aus. Nachholeffekte in den kommenden Monaten könnten jedoch die Inlandsnachfrage schwächen. Überschwänglicher Optimismus hinsichtlich der japanischen Konjunktur ist also vorerst nicht angebracht. Als wären sich heimische Anleger dessen wohl bewusst, liegt die Ursache für das jüngste Kursfeuerwerk vor allem in der Nachfrage ausländischer Investoren. Dies überrascht kaum, denn fast täglich revidieren ausländische Analysten ihre Einschätzung zu Gunsten des japanischen Markts.
So werden dessen strukturelle Probleme, wie etwa belastende Einflüsse durch die Entflechtung von Überkreuzbeteiligungen und Pensionskassen-Transaktionen derzeit komplett überlagert. Die Japaner selbst glaubten jedenfalls nicht an eine nachhaltige Börsenentwicklung, schreibt Ulrich Kaiser, Analyst bei der Credit Suisse, in der Marktstudie "Global Investor" und verweist auf die großen Nettoverkäufe japanischer Investment-Trusts und Privatanleger.
So sehen die Analysten der Credit Suisse die Chancen eines Aktien-Engagements in Japan weniger in länderspezifischen Faktoren, sondern vielmehr in der Hebelwirkung während einer möglichen globalen Konjunkturbelebung in der zweiten Jahreshälfte. Der Hintergrund: Kaum ein anderer führender Länderindex hat einen derart großen Anteil von Unternehmen aus zyklischen Sektoren wie der japanische. Auf Basis des MSCI sind es rund 26 Prozent, weltweit dagegen nur zwölf Prozent. So hat in der Vergangenheit eine weltweite Erhöhung der Industrieproduktion auch regelmäßig zu Boomphasen am japanischen Markt mit Indexgewinnen bis zu 50 Prozent geführt.
Die Voraussetzungen dafür sind auch zum jetzigen Zeitpunkt gegeben. Viele Konzerne haben die langjährige Wirtschaftsflaute und deflationäre Entwicklungen für umfassende Reformen und Produktivitätssteigerungen genutzt. Dabei standen in der Regel Personalabbau und Produktionsverlagerungen in Billiglohnländer, speziell China, im Vordergrund. Die Maßnahmen haben sich wegen hoher außerordentlicher Abschreibungen auf Beteiligungen und Restrukturierungskosten vielfach noch nicht entsprechend auf die Nettogewinne ausgewirkt. Im internationalen Vergleich aber gelten japanische Unternehmen nunmehr als günstig bewertet.
Sollte die globale Konjunkturerholung in der zweiten Jahreshälfte ausbleiben und die Entwicklung breiter europäischer und US-amerikanischer Aktienindices enttäuschend verlaufen, dürfte auch der japanische Aktienmarkt schon bald wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkehren. Bestätigen sich jedoch alle Hoffnungen, werden vor allem japanische Standardwerte profitieren können, weil sich ausländische Investoren in der Regel auf eben diese Aktien konzentrieren.
Auch die Analysten der Credit Suisse empfehlen Blue Chips, speziell aus zyklischen Sektoren, so etwa den Mobilfunkanbieter NTT Docomo, den Hersteller von Konsum- und Industrieelektronik Sharp oder KAO, Japans größten Produzenten von Haushaltsartikeln und weltweit die Nummer zwei hinter Procter & Gamble. Zu den weiteren empfehlenswerten Aktien zählen die Schweizer außerdem Nissan Motor, Shiseido, Japans größten Kosmetikhersteller, und Canon, den weltweit zweitgrößten Hersteller von Bürogeräten und Produzent so genannter "Stepper", Maschinen zur Halbleiterfertigung. Anlegern, denen eine selbstständige Aktienauswahl zu aufwendig oder riskant ist, sei ein guter Aktienfonds wärmstens empfohlen. hl
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