Aktuell sehe ich das so. Für 300.000$ einen LKW bauen und für 150.000$ verkaufen, ist nicht die beste Art Geld zu verdienen. Auf der anderen Seite hat Nikola aber in sehr kurzer Zeit mehr geliefert als nur einen bergabrollenden LKW. Zudem hat Nikola Partner gewonnen, was viele für unwahrscheinlich gehalten haben. Für elektrische LKW ist der Weg bereitet, fragt sich nur, ob genug Kunden zu diesem angeschlagenen Unternehmen Vertrauen finden können. Aber es ist vieles möglich, wenn das Umfeld stimmt.
Ich bin mir aber komplett unsicher, wenn es um die eigentliche Nikola-Technik geht. Hat Nikola wirklich in so kurzer Zeit einen elektrischen LKW aus eigener Kraft auf die Beine gestellt? Ohne echte Erfahrung und ohne wirkliche Expertise? Wieviel wurde zugekauft und verursacht entsprechende Kosten? Und das Iveco mitverdient, dass sieht man einfach nur am Iveco/Nikola Clone. Das sieht so aus, als pappe Nikola einfach nur ihren Button vorne ans Fahrzeug. So als wäre Nikola nur die Entwicklungsabteilung und der Türöffner Nordamerika für Iveco.
Auch passt es sehr gut, dass Nikola für Nordamerica und Iveco sich in Europa positioniert. Einen Wasserstoff LKW in Europa wird es so schnell nicht geben. Die Bevölkerung ist viel zu dicht, das Stromnetz zu gut ausgebaut und zwischen 2 Elektroladesäulen der Weg zu kurz. Auch die Stromkosten sind einfach überschaubar und Wasserstoff für Fahrzeuge wird es in Europa so nicht geben. Dagegen sprechen zu viele Faktoren.
Allein der Faktor Kosten wird hier die entscheidende Rolle spielen. Es ist sehr viel günstiger mit einem Wirkungsgrad von mehr als 90% den Strom direkt in Batterien zu speichern und diesen dann vielleicht mit noch 50% - 60% auf die Straße zu bringen. Würde man den Strom erst in Wasserstoff speichern, dann hat man bereits einen Verlust von ca. 1/3 der eingesetzten Energie. Das Gleiche auf dem Rückweg, also von Wasserstoff zu Strom. Bedeutet nur noch ca. 30%. Zudem benötigt Wasserstoff in komprimierter Form, 4x so viel Platz wie reines Erdgas. Weil Wasserstoff sich ohne den immensen Einsatz von Energie nicht freiwillig verflüssigen will (hohe negative Temperaturen sind nötig). Zudem ist der Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur in Europa ein Wahnsinn. Eine Tankstelle kostet Unsummen und muss diese dann erst wieder verdienen, mit nur LKW nicht zu machen. Dann doch lieber ein paar Ladesäulen zu überschaubaren Kosten. Auch existiert keine Infrastruktur für Wasserstoff und die aktuelle Durchsetzung des batteriebetriebenen Elektrofahrzeugs lässt dies auch in weite Ferne scheinen. Die Firmen gehen wieder mehr dazu über Lager selbst aufzubauen, was bedeuteten kann, dass die Lager eben nicht mehr auf dem LKW umherrollen. Just Intime hat man das genannt.
Ich sehe es schwierig für diese Firma. In den USA sind dagegen evtl. sogar Wasserstoff-Fahrzeuge interessant. Es gibt aber auch den Unterschied, dass es hier riesige Regionen gibt, wo kein Mensch wohnt, wo es sogar Möglichkeiten gibt riesige Solarfarmen aufzubauen, die den grünen Wasserstoff herstellen. Welche dann in der Pampa stationiert werden. Aber auch hier wissen wir, es kann anders kommen als gedacht.
Der Wasserstoff Hype ist definitiv vorbei, mal sehen, wann die Bundesregierung das auch begreift. Aber selbst bei der CDU sieht es derzeit sehr schlecht aus. Ist halt Physik und Chemie, die lassen sich nicht bestechen. Was man nicht versteht, das kann man in Mythen packen. Also gibt es aktuell noch viele Mythen in der deutschen Realpolitik und in den Köpfen von Kleinaktionären, die ein Mega Rebound von Wasserstoff und Nikola erwarten.