Neues von Vodafone

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Neues von Vodafone

 
08.12.02 12:07
VODAFONE - Gents neue Liebe (EurAmS)
08.12.2002 11:20:00


   
Vodafone-Chef Chris Gent hat den Kampf um die Mehrheit der französischen Cegetel verloren. Dennoch ist die Aktie für Anleger wieder ein Investment wert.
von Th. Schmidtutz und J. Spiering, Euro am Sonntag 49/02

Es waren ungewöhnlich leise Töne, die der Mann mit der großen Brille und dem Aussehen eines mittelmäßigen Buchhalters aus dem Nord-Londoner Arbeitervorort Edmonton am Dienstag anschlug: Von einem Konkurrenzkampf könne nicht mehr die Rede sein, stattdessen erwarte er jetzt eine "erfolgreiche Partnerschaft", schmachtete Vodafone-Chef Chris Gent in Richtung des französischen Konkurrenten Vivendi. Was blieb ihm auch anderes übrig? Im Kampf um die Vorherrschaft an dem äußerst profitablen französischen Mobilfunker Cegetel hat Gent verloren: Vivendi übt sein Vorkaufsrecht aus und erwirbt für vier Milliarden Euro den 26-Prozent-Anteil der britischen BT-Group. Damit stockt Vivendi seine Cegetel-Anteile auf 70 Prozent auf.

Wer Chris Gent kennt, weiß, wie sehr ihn das wurmt. Denn hinter dem so unscheinbar wirkenden Engländer verbirgt sich einer der ehrgeizigsten Firmen-Strategen weltweit. Verlieren ist seine Sache nicht. Dass er jetzt in Frankreich den Kürzeren zog, wo er doch selbst die Mehrheit an Cegetel übernehmen wollte, dürfte ihm besonders bitter aufstoßen.

In Europa ist Frankreich der einzige weiße Fleck auf der Vodafone-Landkarte. Allzu gern hätte Gent deshalb Vivendi deren bisherigen 44-Prozent-Anteil an Cegetel abgekauft. Zusammen mit seinen 15 Prozent hätte Vodafone sich dadurch die Mehrheit an dem französischen Mobilfunk-Konzern gesichert. Doch anders als bei der fast irrwitzigen Ðbernahmeschlacht um die deutsche Mannesmann Anfang 2000, ließ sich Gent diesmal nicht auf eine wilde Preistreiberei ein. 6,77 Milliarden Euro hatte er Vivendi für deren Anteile an Cegetel geboten - zu wenig. Die Franzosen sollen offenbar neun Milliarden Euro verlangt haben.

An den Börsen wurde Gents Scheitern dennoch wohlwollend aufgenommen. In London stieg die Aktie am Mittwoch um 1,5 Prozent. Hintergrund: Viele Händler hatten befürchtet, dass die Briten einen zu hohen Preis für Vivendis Cegetel-Anteil bezahlen würden. Das ist jetzt erstmal vom Tisch. Zumal sich Gent auch ohne Mehrheit an Cegetel um Vodafones Zukunft keine Sorgen machen muss. Die Briten sind so gut aufgestellt wie kaum ein anderes Mobilfunk-Unternehmen. "Das ist unser klarer Favorit im Telekom-Sektor", lobt etwa Fondsmanager Thomas Kruse von Activest.

Während die meisten großen Telekom-Anbieter nach der Liberalisierung in den 90er-Jahren beim Mobilfunk nur langsam in die Gänge kamen und sich vor allem auf ihre Heimatmärkte konzentrierten - bestes Beispiel dafür ist die Deutsche Telekom -, setzte Vodafone früh auf Expansion. Heute ist das Unternehmen von Albanien und Ägypten über Japan bis in die Vereinigten Staaten präsent und zählt 107,5 Millionen Kunden - nur China Telecom hat mehr. In den führenden Märkten wie USA, Japan und Westeuropa sind die Briten entweder die Nummer 1 oder die Nummer 2.

Und der Hunger ist noch nicht gestillt. Zwar hat Vodafone den Kampf um Cegetel vorerst verloren, seinen Einfluss weitet der Konzern trotzdem weiter aus. Allein in der vergangenen Woche wurden die Anteile an regionalen Anbietern in Griechenland und den Niederlanden ausgebaut. Mit dem estischen Mobilfunker Radiolinja wurde zudem ein Kooperationsabkommen abgeschlossen.

Seine Stellung nutzt Vodafone konsequent aus. Einerseits lassen sich so die teuren Mobilfunknetze besser auslasten, andererseits bringt die Größe enorme Einkaufsmacht bei Herstellern wie Ericsson und Nokia. Experten schätzen, dass Vodafone pro Jahr allein im Einkauf fast 800 Millionen Euro einspart.

Zudem überzeugt Vodafone mit einer relativ geringen Verschuldung. Das Verhältnis der Nettoschulden zum Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) liegt bei sehr guten 1,0. Zum Vergleich: Die Deutsche Telekom liegt bei 2,6 - das heißt, die Verschuldung ist 2,6 mal so groß wie der Bruttogewinn. "Vodafone hat bei Akquisitionen oft Aktien eingesetzt", erklärt Fondsmanager Kruse. Die Schuldenfalle, Übernahmen in Cash zu bezahlen, hat Gent geschickt vermieden.

Wie gut sich Vodafone schlägt, zeigte sich erst unlängst bei der Vorstellung der Zahlen zum zweiten Quartal. So stieg der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen im Vorjahresvergleich um 30 Prozent auf 9,8 Milliarden Euro. Zwar blieb nach Firmenwertabschreibungen ein Verlust von 9,7 Milliarden übrig, doch das ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nur halb so viel. "Das waren glänzende Zahlen über allen Erwartungen", so Linda Mutschler von Merrill Lynch.

Um weiter wachsen zu können, setzt Vodafone auf Datendienste. Etwa das vor wenigen Wochen gestartete Vodafone live. Dabei können mit einer eigens entwickelten Software und einem unter dem Vodafone-Logo verkauften Handy digitale Fotos oder Videos, die mit dem Handy aufgenommen werden, verschickt werden. Gents Strategie: Da die wichtigen Märkte für klassische Mobilfunk-Angebote praktisch gesättigt sind, können nur neue Angebote spürbares Wachstum bringen.

Möglicherweise bietet sich Gent auch in Frankreich eine zweite Chance. Denn Vivendi-Chef Jean-Rene Fourtou hat bereits klar gemacht, dass er langfristig nicht an seinen beiden Bereichen Telekom und Unterhaltung festhalten werde. "Es gibt keinen Grund, beides zu behalten." Pläne, die Mobilfunksparte 2003 bereits wieder zu veräußern, gebe es allerdings noch nicht. Dennoch lässt Fourtous Bemerkung viel Raum für neue Spekulationen. Durchaus denkbar also, dass Gent in Frankreich doch noch etwas lautere Töne anschlagen kann.
 
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