Enttäuschte Hoffnungen
Eigentlich, so hofften viele Börsianer des Neuen Marktes, sollte das Risiko bei der Anlage in Nemax50 Werten unter der des gesamten Technologiesektors liegen. Doch in diesen Tagen scheint die Rechnung einmal mehr nicht aufzugehen.
Immerhin musste jüngst mit Biodata ein Vertreter dieser Zunft die Überschuldung vermelden. Mit anderen Worten: Der Insolvenzantrag war fällig. Auch wenn Biodata schon seit einiger Zeit für schlechte Nachrichten gut war, traf es die Börsianer doch mitten ins Herz. Immerhin gingen die Papiere in diesem Jahr schon für mehr als 60 Euro pro Stück über den Tresen. Nun muss nicht einmal mehr ein Euro berappt werden. Die Erwartungen in den Spezialisten für Sicherheitssoftware konnten nicht einmal ansatzweise erfüllt werden.
Ähnlich die Entwicklung beim einstigen Börsenstar Brokat. Auch dieser ehemalige Nemax50-Geselle musste inzwischen die Segel streichen. Nach einem Kurshoch in diesem Jahr von mehr als 30 Euro, ganz zu schweigen von den Höhenflügen zuvor, wechseln auch diese Papiere inzwischen für deutlich weniger als einem Euro den Besitzer. Dabei sah vor einigen Monaten die Welt noch gar nicht so düster aus. Die Brokat-Lenker sahen ihr Schlachtross immerhin als Weltmarktführer bei Software für das Internet-Banking und die Umsätze schienen auch kräftig nach oben zu stürmen.
Für den Anleger in vermeintlichen Wachstumswerten bedeutet dies: Ruhiges Schlafen ist nicht angesagt. Aufgrund der oft schmalen Produktbasis steht und fällt der Erfolg des Unternehmens oft mit der Entwicklung in nur einer Branche.
Bei Zweifel lieber verkaufen
Ein Risikoausgleich zwischen verschiedenen Geschäftsbereichen oder Regionen, wie bei Unternehmen aus anderen Segmenten üblich, ist bei diesen Papieren meist nicht gegeben. Höhere Chancen bringen eben auch höhere Risiken mit sich.
Das Verfolgen der Geschäftsentwicklung des "eigenen" Unternehmens ist darum unerlässlich. Gerade aus diesem Grund müssen sich die Mitglieder des Nemax ja auch den Transparenzverpflichtungen unterwerfen.
Kommt ein Papier ins Trudeln, ist Ursachenanalyse angesagt. Handelt es sich um einen Ausrutscher oder kommt das Geschäftsmodell ins Wanken? Bleiben Zweifel um die weitere Geschäftsentwicklung bestehen, sollten die Papiere lieber verkauft werden.
Wichtig dabei ist, dass die Mitgliedschaft im Nemax50 kaum als Qualitätskriterium herangezogen werden kann. Das haben Biodata und Brokat gezeigt. Schließlich gelten als Kriterien für die Aufnahme in den erlauchten Kreis nur die Marktkapitalisierung und das Handelsvolumen.
Wer das Risiko herunterschrauben möchte, sollte im Zweifelsfall lieber auf einen Fonds für Wachstumswerte setzen. Dass die Gewinnchancen am Neuen Markt höher liegen als in anderen Segmenten, ist dabei keine Frage. Über die Auswahl der vermeintlich interessantesten Werte können sich dann aber die Fondsmanager den Kopf zerbrechen.
Mfg
Merlin