Nemax am Abend: Panik auf dem Parkett

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Nemax am Abend: Panik auf dem Parkett

 
06.07.01 19:01
Nemax am Abend: Panik auf dem Parkett
Von Thorsten Kramer und Annette Entreß, Hamburg

Nachdem der Nemax 50 auf ein neues Allzeittief gefallen ist, rechnen Händler damit, dass es weiter abwärts geht. Als einziges Papier im Nemax 50 verbuchte die Singulus-Aktie einen Kursgewinn.

Der Nemax 50 fiel am Nachmittag auf 1176 Punkte, ein neues Allzeittief. Gegen Abend stand das Bluechip-Barometer bei 1180 Zählern. Gegenüber Donnerstag war das ein Minus von 7,49 Prozent. Der Nemax All Share sackte unter die Marke von 1300 Zählern und markierte bei 1282 Punkten den tiefsten Stand seit einem Jahr. Gegenüber Donnerstag gab der Index 5,6 Prozent ab. Der Kursverfall war von den Vorgaben der US-Technologiebörse Nasdaq angeheizt worden, die zeitweise mehr als drei Prozent einbrach.

"Es ist einer absolutes Trauerspiel", sagte ein Händler der Nachrichtenagentur Reuters. "Es gibt nur noch Verkäufer, das macht keinen Spaß mehr." Einige Händler meinten, dass die Kurse weiter fallen würden, weil institutionelle Anleger massiv verkauften. "Auch die 1000-Punkte-Marke könnte demnächst fallen", hieß es. Seit Wochenbeginn hat der All-Share-Index knapp 14 Prozent und der Nemax 50 rund 18 Prozent verloren.



Pennystocks droht Rauswurf

Aktionärsschützer forderten die Deutsche Börse zum Handeln auf. Es sei "höchste Zeit", dass wirtschaftlich nicht mehr haltbare Titel aus dem Technologiemarkt verschwänden, sagte Reinhild Keitel, Vorstandsmitglied der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK). Ähnlich wie bei der US-Technologiebörse Nasdaq müssten Titel, die nur noch einige Cent wert seien, aus dem Handel genommen werden. Die Pennystocks zerstörten das Vertrauen der Anleger und zögen den Markt immer weiter in die Tiefe. Die Deutsche Börse teilte mit, sie denke über neue Regeln nach, die es erlauben würden, Pennystocks vom Neuen Markt auszuschließen.



Verkaufswelle bei Chip-Aktien


Händler sagten, die Gewinnwarnungen des US-Chipherstellers Advanced Micro Devices (AMD), des Herstellers von Datenspeichern EMC sowie des deutschen Produktionsanlagenherstellers Steag Hamatech hätten die Verunsicherung der Anleger gesteigert. "Alle wollen nur noch raus", sagte ein Händler mit Blick auf die hohen Verluste bei Steag Hamatech, die sich um 18,33 Prozent auf 8,33 Euro verbilligten und schwächster Wert im Nemax 50 waren.


Für die Chip-Aktien am Neuen Markt war es ein schwarzer Tag. Der Halbleiter-Hersteller Aixtron büßte 2,61 Prozent auf 22,35 Euro ein. Der Chip-Broker ACG verlor sogar 11,17 Prozent auf 11,37 Euro. Unter Abgabedruck standen ferner der Chip-Händler CE Consumer (minus zehn Prozent auf 6,75 Euro) sowie die Halbleiter-Hersteller Dialog Semiconductor (minus 7,38 Prozent auf 3,89 Euro) und Elmos Semiconductor (minus 3,16 Prozent auf 19,30 Euro).



Singulus-Aktie findet noch Freunde


Einzig der Hersteller von DVD-Produktionsanlagen und Steag-Konkurrent Singulus machte mit Kurssteigerungen auf sich aufmerksam. Mit einem Plus von 4,13 Prozent auf 23,95 Euro war das Papier das einzige unter den Blue-Chips des Nemax 50, das sich verteuerte. "Hier waren Schnäppchenjäger am Werk", kommentierte ein Händler. Singulus-Vorstandsmitglied Reiner Seiler hatte der Nachrichtenagentur Reuters gesagt, Singulus halte an seinen bisherigen Gewinnprognosen fest.




Schwacher Abgang für Sunburst


Noch größer waren die Kursverluste für die im All Share gelisteten Papiere. Kabel New Media waren mit einem Abschlag von 34,85 Prozent auf 0,47 Euro die schwächsten Papiere am Neuen Markt.


Für die Sunburst -Aktien war es der letzte Tag am Neuen Markt. Die Papiere gaben 13,64 Prozent auf 0,19 Euro nach. Auf Antrag des Unternehmens werde die Aktie ab Montag im Geregelten Markt notiert, sagte eine Sprecherin der Deutschen Börse.


GAP verbilligten sich um 19,58 Prozent auf 1,93 Euro. Der Telematikanbieter hat sich mit sofortiger Wirkung von Finanzvorstand Karsten Kohnen getrennt. GAP hat in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres den Verlust bei gestiegenem Umsatz auf rund 4,1 Mio. DM verdoppelt.


Der Saarbrücker IT-Dienstleister IDS Scheer (minus 10,74 Prozent auf 13,22 Euro) erwartet einem Zeitungsbericht zufolge für das erste Halbjahr eine erheblich unter dem Vorjahreszeitraum liegende operative Gewinnmarge.





Curasan mit neuer Phantasie


Einen großen Gewinner gab es dennoch: Die Titel von Curasan kletterten 30,82 Prozent auf 9,55 Euro. Nach Firmenangaben ist das Knochenaufbaumaterial Cerasorb ab sofort europaweit zertifiziert. Das Marktvolumen für sämtliche in der Orthopädie eingesetzten Knochenersatzmaterialien betrage allein in Europa etwa 448 Mio. DM, wobei die Wachstumsschätzungen in diesem Markt bei 12 Prozent lägen. Ein Frankfurter Händler begründete den kräftigen Kursanstieg und den Einstieg "eher konservativer Investoren" mit der Hoffnung, dass Curasan als eines der wenigen Neuer-Markt-Unternehmen eine langfristig anhaltende Performance erzielen könnte.


(mit Agenturen)


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