Oshakati -
>
> Namibias Präsident Sam Nujoma (73) gab sich zwar bei seinem letzte
> Deutschlandbesuch äußerst friedfertig, doch im Interview mit unserem
> Korrespondenten Thomas Knemeyer zeigt er recht schnell sein wahres
> Gesicht.
>
> DIE WELT: Herr Präsident, würden Sie, wenn das Volk Sie dazu
> auffordert, Ende 2004 auch zum vierten Mal kandidieren?
>
> Sam Nujoma: Warum ist das eine Nachricht? Sind das wirklich
> Neuigkeiten? Sie sind von so weit her angereist, um sinnlose Fragen
>zu
> stellen. Das namibische Volk hat das Recht, so wie alle anderen
>Völker
> der Welt, darüber zu entscheiden, wer sein nächster Präsident sein
> wird. Für mich ist das keine Neuigkeit. Außer dass Sie verwirrt sind
> und versuchen, in Afrika Verwirrung zu verbreiten.
>
> DIE WELT: Nein, es ist eine klare Frage. Natürlich haben die Wähler
> das Recht, Sie wieder zu wählen. Würden Sie akzeptieren?
>
> Nujoma: Das überlassen Sie mal dem namibischen Volk. Das ist nicht
> Ihre Entscheidung.
>
> DIE WELT: Gut. Hier in der Nähe entsteht ja das Epupa-Damm-Projekt.
> Wann wird mit den Arbeiten begonnen?
>
> Nujoma: Das geht Sie gar nichts an.
>
> DIE WELT: Gut. Eine andere Frage, die vielen auf den Nägeln brennt,
> ist die Landreform. Können Sie uns bitte den genauen Standpunkt Ihrer
> Regierung erläutern.
>
> Nujoma: Ich möchte, dass das jeder kapiert. Jede Ecke der Republik
> Namibia ist das Eigentum des namibischen Volkes. Es wurde von
> deutschen Kolonialisten von 1884 bis 1915 überfallen, sie haben unser
> Land unter sich aufgeteilt, sie haben niemals den Grund und Boden
> erworben. Also ist es nun das Prärogativ des namibischen Volkes zu
> entscheiden, wem das Land gehört. Als ihr Deutschen besiegt wurdet,
> wurde euer Land geteilt. Also, warum stecken Sie dann Ihre Nase in
> unsere Angelegenheiten?
>
> DIE WELT: 192 Ländereien, die abwesenden Besitzern gehören, sollen ja
> nun in den Zwangsverkauf kommen.
>
> Nujoma: Jawohl, wir werden Ausländern, die nicht hier leben, nicht
> gestatten, Land zu besitzen. Es ist die Entscheidung meiner Regierung
> und des namibischen Volkes, solches Land zu enteignen, mit fairer
> Entschädigung. Ob Ihnen das passt oder nicht!
>
> DIE WELT: Aber sagen wir einmal, es hat jemand vor zehn, 15 Jahren
> eine Farm gekauft . . .
>
> Nujoma: Wir wollen nur noch namibische Bürger. Wer Bürger ist,
> gleichgültig welcher Hautfarbe oder Rasse, ja, der hat Anrecht auf
> Land. Aber nicht Ausländer. Wir haben ja auch nicht das Recht, in
> Deutschland Land zu besetzen.
>
> DIE WELT: Nicht besetzen, nein. Aber wenn Sie sich in Bayern ein
>Stück
> Land kaufen möchten, haben Sie dazu das Recht.
>
> Nujoma: Kaufen oder verkaufen - das erlauben wir anderen nicht mehr.
> Diese Arroganz von euch Weißen muss ein Ende haben.
>
> DIE WELT: Daraus entnehme ich, dass langfristig . . .
>
> Nujoma: (wütend): Hören Sie auf, mich zu beleidigen! Sprechen Sie
> nicht mehr von meinem Grund und Boden! Wir haben um dieses Land
> gekämpft und es mit Blutvergießen befreit!
>
> DIE WELT: Sir, ich würde Sie niemals beleidigen wollen. Ich bin nur
> hier, um . . .
>
> Nujoma: (mit Zeigefinger drohend): Hören Sie sofort mit Ihren
> Beleidigungen auf!
>
> DIE WELT: . . . Klarheit zu bekommen.
>
> Nujoma: Hören Sie mit der Beleidigung auf, über Boden in diesem Land
> zu reden! Sie haben dazu nicht das geringste Recht!
>
> DIE WELT: Ich bin nur hier, um Fragen zu stellen.
>
> Nujoma: Schließlich haben wir euch geschlagen, als wir euch bekämpft
> haben. Wir wissen genau, dass ihr Vorster und Botha und alle diese
> Faschisten unterstützt habt.
>
> DIE WELT: Es gibt einen Präzedenzfall in den vergangenen zwei Jahren,
> Simbabwe. Können Sie mir sagen, ob . . .
>
> Nujoma: Jetzt hören Sie sofort damit auf, mich zu beleidigen, in dem
> Sie über Simbabwe sprechen. Gehen Sie gefälligst nach Simbabwe. Sie
> wissen doch, wo das ist.
>
> DIE WELT: Ja, ich war öfter schon in Simbabwe. Meine Frage ist aber,
> ob . . .
>
> Nujoma: (schneidend) Stellen Sie mir bloß keine Fragen zu Simbabwe.
> Gehen Sie dahin, Sie wissen, wo es ist.
>
> DIE WELT: Gut, dann machen wir weiter. In diesem Jahr hat die
> Afrikanische Union (AU) die Organisation für Afrikanische Einheit
> (OAU) abgelöst. Was für politische Möglichkeiten sehen Sie da?
>
> Nujoma: Na gut. Die Aufgabe der OAU ab 1963 war, den afrikanischen
> Kontinent von der weißen kolonialen Minderheitsbesetzung zu befreien.
> Diese Aufgabe wurde 1994 abgeschlossen, als Südafrika eine
> nichtrassische Gesellschaft wurde. An diesem Tag wurde die totale
> Befreiung Afrikas erreicht. Die Aufgabe der Afrikanischen Union ist
>es
> nun, um wirtschaftliche Unabhängigkeit zu kämpfen.
>
> DIE WELT: Nun gab es kürzlich die Diskussion, ob die gegenseitige
> Kontrolle zwischen afrikanischen Staaten so stattfinden sollte, wie
>es
> der AU-Vorsitzende Thabo Mbeki vorsah oder . . .
>
> Nujoma: Reden Sie doch nicht über Mbeki mit mir. Stellen Sie mir
> Fragen zu Namibia. Sie sind doch in Südafrika stationiert. Also,
>gehen
> Sie hin und fragen Sie Mbeki.
>
> DIE WELT: Sie äußerten sich soeben sehr kritisch zu der historischen
> Vergangenheit, was ja auch Ihr gutes Recht ist. Wie würden Sie die
> heutigen Beziehungen zwischen Deutschland und Namibia beschreiben?
>
> Nujoma: Wir haben gute Beziehungen. Wir fördern diese Beziehungen,
> weil wir Deutsche als unsere entfernten Vettern betrachten. Das neue
> Namibia und das neue Deutschland beschäftigen sich nicht mehr mit der
> Vergangenheit. Wir lassen die traurige Geschichte hinter uns zurück
> und arbeiten fortschrittlich zusammen.
>
> DIE WELT: Der Herero-Häuptling Riruako hat einen Prozess angestrengt.
> Er verlangt deutsche Reparationen. Berlin weist das zurück. Welchen .
> . .
>
> Nujoma: Ja, fragen Sie ihn doch. Sie wissen, wo er lebt.
>
> DIE WELT: . . . Standpunkt vertreten Sie als Regierung?
>
> Nujoma: Fragen Sie ihn. Ich war gerade im Juni in Deutschland. Wir
> hatten eine sehr gutes Treffen mit dem Kanzler und anderen
> Regierungsvertretern, außerdem trafen sich Geschäftsleute aus
> Deutschland und Namibia. Also, Sie wissen, wo der Herero-Häuptling
> lebt.
>
> DIE WELT: Nach dem, was ich gelesen und gehört habe, weist die
> Regierung Namibias diese Vorgehensweise zurück.
>
> Nujoma: Das ist Ihre eigene Interpretation. Ich war im Juni in
> Deutschland. Wir sprachen mit dem Kanzler. Vertreten Sie hier jetzt
> den Kanzler, oder wen vertreten Sie?
>
> DIE WELT: Meine Zeitung.
>
> Nujoma: Ah, hören Sie bloß mit Ihrer Arroganz auf!
>
> DIE WELT: Nochmals: Welchen Standpunkt vertreten Sie in Bezug auf
> historische Reparationen?
>
> Nujoma: Wir haben überhaupt nicht über Reparationen gesprochen. Wir
> sprachen über Zusammenarbeit.
>
> DIE WELT: Auf was sind Sie besonders stolz?
>
> Nujoma: Sie sind doch der Beobachter und der Schreiber - wenn Sie
> überhaupt schreiben. Ich sehe, dass Sie hier erklären, Nujoma wird
> sich einen neuen Lear-Jet kaufen. Ja! Was glauben Sie denn? Dass wir
> noch im Eselskarren umherfahren sollen? Dürfen wir Ihrer Auffassung
> nach nicht im Düsenjet reisen? Wir sind keine Bananenrepublik! Wir
> haben Bodenschätze. Wir brauchen uns kein Geld von anderen zu leihen,
> wir haben eigene Ressourcen. Das ist doch arrogant, arrogant.
>
> DIE WELT: Ich habe Sie doch gar nicht danach gefragt.
>
> Nujoma: Hören Sie damit auf.
>
> DIE WELT: Letzte Frage: Wie sehen Sie die Irak-Krise, die in den
> kommenden Monaten die Welt beherrschen wird? Was geschieht Ihrer
> Meinung nach, wenn der Irak die UN-Resolution nicht erfüllt?
>
> Nujoma: Namibia ist in die Irak-Sache nicht involviert. Ihr Weiße
>seid
> das. Fragen Sie die Amerikaner.
>
> DIE WELT: Es handelt sich aber um eine UN-Resolution - Namibia ist
> Teil der UNO.
>
> Nujoma: Fragen Sie doch die, die die Resolution eingebracht haben.
>Das
> war nicht Namibia, das waren die Amerikaner und die Briten. Fragen
>Sie
> die, Sie wissen, wo man die finden kann.
>
> DIE WELT: Gibt es etwas, das ich nicht gefragt habe, Sie aber noch
> anfügen möchten?
>
> Nujoma: (wütend gestikulierend) Nein, ich will nur eins sagen: Hört
> mit eurer Arroganz auf. Wir dachten, als der Kalte Krieg endete, dass
> alle Länder fortan für das gemeinsame Wohl der Menschen
> zusammenarbeiten würden. Aber wenn ihr Weißen weiterhin so arrogant
> seid, dann werden wir euch ganz sicher einen Schlag versetzen! Wir
> haben die Fähigkeit, mit euch fertig zu werden. Unterschätzt uns
>nicht
> - wir werden mit euch fertig! Ihr habt unsere Menschen in diesem Land
> umgebracht - glaubt ihr, wir vergessen das einfach so? Und dann
> schreiben Sie noch diesen Unsinn! Wenn Sie damit nicht aufhören,
> werden wir uns mit Ihnen direkt befassen!
>
> DIE WELT: Vielen Dank.
>
> Artikel erschienen am 2. Dez 2002
>
>
> Namibias Präsident Sam Nujoma (73) gab sich zwar bei seinem letzte
> Deutschlandbesuch äußerst friedfertig, doch im Interview mit unserem
> Korrespondenten Thomas Knemeyer zeigt er recht schnell sein wahres
> Gesicht.
>
> DIE WELT: Herr Präsident, würden Sie, wenn das Volk Sie dazu
> auffordert, Ende 2004 auch zum vierten Mal kandidieren?
>
> Sam Nujoma: Warum ist das eine Nachricht? Sind das wirklich
> Neuigkeiten? Sie sind von so weit her angereist, um sinnlose Fragen
>zu
> stellen. Das namibische Volk hat das Recht, so wie alle anderen
>Völker
> der Welt, darüber zu entscheiden, wer sein nächster Präsident sein
> wird. Für mich ist das keine Neuigkeit. Außer dass Sie verwirrt sind
> und versuchen, in Afrika Verwirrung zu verbreiten.
>
> DIE WELT: Nein, es ist eine klare Frage. Natürlich haben die Wähler
> das Recht, Sie wieder zu wählen. Würden Sie akzeptieren?
>
> Nujoma: Das überlassen Sie mal dem namibischen Volk. Das ist nicht
> Ihre Entscheidung.
>
> DIE WELT: Gut. Hier in der Nähe entsteht ja das Epupa-Damm-Projekt.
> Wann wird mit den Arbeiten begonnen?
>
> Nujoma: Das geht Sie gar nichts an.
>
> DIE WELT: Gut. Eine andere Frage, die vielen auf den Nägeln brennt,
> ist die Landreform. Können Sie uns bitte den genauen Standpunkt Ihrer
> Regierung erläutern.
>
> Nujoma: Ich möchte, dass das jeder kapiert. Jede Ecke der Republik
> Namibia ist das Eigentum des namibischen Volkes. Es wurde von
> deutschen Kolonialisten von 1884 bis 1915 überfallen, sie haben unser
> Land unter sich aufgeteilt, sie haben niemals den Grund und Boden
> erworben. Also ist es nun das Prärogativ des namibischen Volkes zu
> entscheiden, wem das Land gehört. Als ihr Deutschen besiegt wurdet,
> wurde euer Land geteilt. Also, warum stecken Sie dann Ihre Nase in
> unsere Angelegenheiten?
>
> DIE WELT: 192 Ländereien, die abwesenden Besitzern gehören, sollen ja
> nun in den Zwangsverkauf kommen.
>
> Nujoma: Jawohl, wir werden Ausländern, die nicht hier leben, nicht
> gestatten, Land zu besitzen. Es ist die Entscheidung meiner Regierung
> und des namibischen Volkes, solches Land zu enteignen, mit fairer
> Entschädigung. Ob Ihnen das passt oder nicht!
>
> DIE WELT: Aber sagen wir einmal, es hat jemand vor zehn, 15 Jahren
> eine Farm gekauft . . .
>
> Nujoma: Wir wollen nur noch namibische Bürger. Wer Bürger ist,
> gleichgültig welcher Hautfarbe oder Rasse, ja, der hat Anrecht auf
> Land. Aber nicht Ausländer. Wir haben ja auch nicht das Recht, in
> Deutschland Land zu besetzen.
>
> DIE WELT: Nicht besetzen, nein. Aber wenn Sie sich in Bayern ein
>Stück
> Land kaufen möchten, haben Sie dazu das Recht.
>
> Nujoma: Kaufen oder verkaufen - das erlauben wir anderen nicht mehr.
> Diese Arroganz von euch Weißen muss ein Ende haben.
>
> DIE WELT: Daraus entnehme ich, dass langfristig . . .
>
> Nujoma: (wütend): Hören Sie auf, mich zu beleidigen! Sprechen Sie
> nicht mehr von meinem Grund und Boden! Wir haben um dieses Land
> gekämpft und es mit Blutvergießen befreit!
>
> DIE WELT: Sir, ich würde Sie niemals beleidigen wollen. Ich bin nur
> hier, um . . .
>
> Nujoma: (mit Zeigefinger drohend): Hören Sie sofort mit Ihren
> Beleidigungen auf!
>
> DIE WELT: . . . Klarheit zu bekommen.
>
> Nujoma: Hören Sie mit der Beleidigung auf, über Boden in diesem Land
> zu reden! Sie haben dazu nicht das geringste Recht!
>
> DIE WELT: Ich bin nur hier, um Fragen zu stellen.
>
> Nujoma: Schließlich haben wir euch geschlagen, als wir euch bekämpft
> haben. Wir wissen genau, dass ihr Vorster und Botha und alle diese
> Faschisten unterstützt habt.
>
> DIE WELT: Es gibt einen Präzedenzfall in den vergangenen zwei Jahren,
> Simbabwe. Können Sie mir sagen, ob . . .
>
> Nujoma: Jetzt hören Sie sofort damit auf, mich zu beleidigen, in dem
> Sie über Simbabwe sprechen. Gehen Sie gefälligst nach Simbabwe. Sie
> wissen doch, wo das ist.
>
> DIE WELT: Ja, ich war öfter schon in Simbabwe. Meine Frage ist aber,
> ob . . .
>
> Nujoma: (schneidend) Stellen Sie mir bloß keine Fragen zu Simbabwe.
> Gehen Sie dahin, Sie wissen, wo es ist.
>
> DIE WELT: Gut, dann machen wir weiter. In diesem Jahr hat die
> Afrikanische Union (AU) die Organisation für Afrikanische Einheit
> (OAU) abgelöst. Was für politische Möglichkeiten sehen Sie da?
>
> Nujoma: Na gut. Die Aufgabe der OAU ab 1963 war, den afrikanischen
> Kontinent von der weißen kolonialen Minderheitsbesetzung zu befreien.
> Diese Aufgabe wurde 1994 abgeschlossen, als Südafrika eine
> nichtrassische Gesellschaft wurde. An diesem Tag wurde die totale
> Befreiung Afrikas erreicht. Die Aufgabe der Afrikanischen Union ist
>es
> nun, um wirtschaftliche Unabhängigkeit zu kämpfen.
>
> DIE WELT: Nun gab es kürzlich die Diskussion, ob die gegenseitige
> Kontrolle zwischen afrikanischen Staaten so stattfinden sollte, wie
>es
> der AU-Vorsitzende Thabo Mbeki vorsah oder . . .
>
> Nujoma: Reden Sie doch nicht über Mbeki mit mir. Stellen Sie mir
> Fragen zu Namibia. Sie sind doch in Südafrika stationiert. Also,
>gehen
> Sie hin und fragen Sie Mbeki.
>
> DIE WELT: Sie äußerten sich soeben sehr kritisch zu der historischen
> Vergangenheit, was ja auch Ihr gutes Recht ist. Wie würden Sie die
> heutigen Beziehungen zwischen Deutschland und Namibia beschreiben?
>
> Nujoma: Wir haben gute Beziehungen. Wir fördern diese Beziehungen,
> weil wir Deutsche als unsere entfernten Vettern betrachten. Das neue
> Namibia und das neue Deutschland beschäftigen sich nicht mehr mit der
> Vergangenheit. Wir lassen die traurige Geschichte hinter uns zurück
> und arbeiten fortschrittlich zusammen.
>
> DIE WELT: Der Herero-Häuptling Riruako hat einen Prozess angestrengt.
> Er verlangt deutsche Reparationen. Berlin weist das zurück. Welchen .
> . .
>
> Nujoma: Ja, fragen Sie ihn doch. Sie wissen, wo er lebt.
>
> DIE WELT: . . . Standpunkt vertreten Sie als Regierung?
>
> Nujoma: Fragen Sie ihn. Ich war gerade im Juni in Deutschland. Wir
> hatten eine sehr gutes Treffen mit dem Kanzler und anderen
> Regierungsvertretern, außerdem trafen sich Geschäftsleute aus
> Deutschland und Namibia. Also, Sie wissen, wo der Herero-Häuptling
> lebt.
>
> DIE WELT: Nach dem, was ich gelesen und gehört habe, weist die
> Regierung Namibias diese Vorgehensweise zurück.
>
> Nujoma: Das ist Ihre eigene Interpretation. Ich war im Juni in
> Deutschland. Wir sprachen mit dem Kanzler. Vertreten Sie hier jetzt
> den Kanzler, oder wen vertreten Sie?
>
> DIE WELT: Meine Zeitung.
>
> Nujoma: Ah, hören Sie bloß mit Ihrer Arroganz auf!
>
> DIE WELT: Nochmals: Welchen Standpunkt vertreten Sie in Bezug auf
> historische Reparationen?
>
> Nujoma: Wir haben überhaupt nicht über Reparationen gesprochen. Wir
> sprachen über Zusammenarbeit.
>
> DIE WELT: Auf was sind Sie besonders stolz?
>
> Nujoma: Sie sind doch der Beobachter und der Schreiber - wenn Sie
> überhaupt schreiben. Ich sehe, dass Sie hier erklären, Nujoma wird
> sich einen neuen Lear-Jet kaufen. Ja! Was glauben Sie denn? Dass wir
> noch im Eselskarren umherfahren sollen? Dürfen wir Ihrer Auffassung
> nach nicht im Düsenjet reisen? Wir sind keine Bananenrepublik! Wir
> haben Bodenschätze. Wir brauchen uns kein Geld von anderen zu leihen,
> wir haben eigene Ressourcen. Das ist doch arrogant, arrogant.
>
> DIE WELT: Ich habe Sie doch gar nicht danach gefragt.
>
> Nujoma: Hören Sie damit auf.
>
> DIE WELT: Letzte Frage: Wie sehen Sie die Irak-Krise, die in den
> kommenden Monaten die Welt beherrschen wird? Was geschieht Ihrer
> Meinung nach, wenn der Irak die UN-Resolution nicht erfüllt?
>
> Nujoma: Namibia ist in die Irak-Sache nicht involviert. Ihr Weiße
>seid
> das. Fragen Sie die Amerikaner.
>
> DIE WELT: Es handelt sich aber um eine UN-Resolution - Namibia ist
> Teil der UNO.
>
> Nujoma: Fragen Sie doch die, die die Resolution eingebracht haben.
>Das
> war nicht Namibia, das waren die Amerikaner und die Briten. Fragen
>Sie
> die, Sie wissen, wo man die finden kann.
>
> DIE WELT: Gibt es etwas, das ich nicht gefragt habe, Sie aber noch
> anfügen möchten?
>
> Nujoma: (wütend gestikulierend) Nein, ich will nur eins sagen: Hört
> mit eurer Arroganz auf. Wir dachten, als der Kalte Krieg endete, dass
> alle Länder fortan für das gemeinsame Wohl der Menschen
> zusammenarbeiten würden. Aber wenn ihr Weißen weiterhin so arrogant
> seid, dann werden wir euch ganz sicher einen Schlag versetzen! Wir
> haben die Fähigkeit, mit euch fertig zu werden. Unterschätzt uns
>nicht
> - wir werden mit euch fertig! Ihr habt unsere Menschen in diesem Land
> umgebracht - glaubt ihr, wir vergessen das einfach so? Und dann
> schreiben Sie noch diesen Unsinn! Wenn Sie damit nicht aufhören,
> werden wir uns mit Ihnen direkt befassen!
>
> DIE WELT: Vielen Dank.
>
> Artikel erschienen am 2. Dez 2002
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