Nasdaq Deutschland ist schon am Ende

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Nasdaq Deutschland ist schon am Ende

 
10.08.03 20:38
Nasdaq Deutschland ist kurz nach dem Start schon am Ende
von Norbert Schwaldt

Berlin -  Der Deutschland-Ableger der US-Technologie-Börse Nasdaq ist vier Monate nach dem Start bereits am Ende. Die Nasdaq Deutschland soll nach Informationen der WELT aus Finanzkreisen noch in diesem Jahr geschlossen werden. Die Würfel könnten schon auf der Aufsichtsratssitzung am Montag fallen. Verhandlungen mit der Euronext über einen Einstieg waren offenbar zuletzt noch gescheitert. In Kreisen der Anteilseigner ist man sich indessen sicher, dass es zur Schließung kommt. Verwiesen wird auf die Absichten der Amerikaner.


Die US-Börse fährt angesichts der Flaute an den Aktienmärkten ihre Auslands-Aktivitäten zurück. Die Standorte Brüssel und Tokio wurden bereits dicht gemacht. Der neue Nasdaq-Chef Robert Greifeld hatte bereits vor einigen Wochen den Abschied von Europa bekannt gegeben.


Die Hälfte der Anteile an der Deutschland-Tochter hält die Nasdaq-Europe in London. Die gerade fusionierte Börse Berlin-Bremen sowie die Dresdner Bank kommen auf jeweils 15 Prozent, die Commerzbank und deren Online-Tochter Comdirect auf je zehn Prozent der Anteile. Das Eigenkapital beträgt zwölf Mio. Euro. Den Verlust, der mit einer Schließung einhergehen würde, könnten die beteiligten Banken sicher verschmerzen. Doch für die Börse Berlin-Bremen bedeutet das Aus der Technik-Handelsplattform einen erheblichen Image-Schaden. Dort wurde ein Kommentar zu den Schließungsgerüchten abgelehnt.


Die Nasdaq Deutschland war am 21. März mit vielen Vorschusslorbeeren gestartet. Vor allem Kleinanleger sollten durch günstige Kurse und ohne Courtage von den Anlageberatern auf die Handelsplattform umgeleitet werden. An die 40 Banken und Sparkassen waren zum Beginn online dabei. Nun sind die Initiatoren enttäuscht. Die Umsätze seien weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben, heißt es. Ein Handicap sei auch, dass die Preisvorteile beim Handel über die Nasdaq Deutschland nicht genügend transparent wurden. Nachteilig hatte sich auch ein Rechtsstreit mit der Frankfurter Börse ausgewirkt, der die Preisgestaltung in Berlin in Frage stellte.


Die Nasdaq Deutschland sollte vor allem der übermächtigen Frankfurter Konkurrenz Paroli bieten. In der Bankenmetropole am Main werden gegenwärtig 90 Prozent des Aktienhandels in Deutschland abgewickelt. Berlin-Bremen wollte mit der Nasdaq Deutschland bis zum Jahr 2006 auf einen Marktanteil von 15 Prozent kommen und damit auch den Erhalt der Regionalbörse sichern. Der Gesamtumsatz der Berliner Wertpapierbörse war 2002 von 56 Mrd. Euro im Vorjahr auf rund 73 Mrd. Euro eingebrochen, der Aktienhandel von 25 auf 18 Mrd. Euro. Diesen Abwärtstrend hatte es allerdings auch an den anderen Regionalbörsen gegeben.


Gewinne sollten nach Angaben des Berliner Börsenchefs Jörg Walter bei einer guten Marktverfassung schon im nächsten Jahr anfallen. Die Erholung der Aktienmärkte kam allerdings in Berlin nicht an. Im Juni wurden bei der Nasdaq Deutschland nur 147 Mio. Euro umgesetzt, ein Volumen, das bei einem mittleren Aktienwert täglich in Frankfurt anfällt.


Die Entscheidung soll nun der Aufsichtsrat unter seinem neuen Vorsitzenden fällen, Nasdaq-Finanzvorstand David Warren. Vorgänger John Hilley hatte sich im Juli angesichts der mageren Ergebnisse bereits zurückgezogen. Die Bereitschaft der deutschen Partner, die Anteile der Amerikaner zu übernehmen, scheint dem Vernehmen nach gering. Beschlüsse solle es noch nicht geben. Bei einem der Aktionäre heißt es allerdings. "Das Ende der Nasdaq Europe pfeifen die Spatzen in Frankfurt schon vom Dach."


Artikel erschienen am 11. Aug 2003
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