ftd.de, Di, 18.12.2001, 2:00
Nasdaq 100: Schöne Bescherung
Von Horst Fugger
Am 24. Dezember werden im Nasdaq-100-Index turnusgemäß Aktien ausgetauscht, die die strengen Kriterien für die US-Technologiebörse nicht mehr erfüllen. Heftige Kurssprünge wären keine Überraschung.
Die Zugehörigkeit zu einem repräsentativen, viel beachteten Index ist für jedes Unternehmen ein Qualitätsmerkmal. Das ist in den USA nicht anders als in Deutschland. Während es aber für die Aufnahme in den Dow Jones Industrial Average keine festen Kriterien gibt und die Zusammensetzung des S&P-500 nur unregelmäßig revidiert wird, läuft es beim Nasdaq 100 ganz ähnlich wie bei Dax, MDax oder Nemax 50: In regelmäßigen Abständen wird überprüft, welche bereits im Index vertretenen Aktien die Kriterien noch erfüllen und welche durch andere Titel ersetzt werden sollten. Ein Börsenausschuss legt fest, wer aufgenommen wird und welche Unternehmen herausfallen. Von vornherein ausgeschlossen sind Finanzwerte und insolvente Firmen.
Viele Abstiegskandidaten
Die Indexrevision findet jeweils im Dezember statt. Insoweit handelt es sich bei der nun bevorstehenden Umstellung um eine Maßnahme nach dem Motto "Same procedure as every year". Ungewöhnlich ist diesmal allerdings die Zahl der Abstiegskandidaten. In der Regel sind es am Ende eines Jahres nicht mehr als eine Hand voll Titel, die infolge starker Kursverluste das härteste Auswahlkriterium nicht mehr erfüllen: Sie gehören nicht zu den 150 Nasdaq-Titeln mit der höchsten Marktkapitalisierung. In diesem Fall sehen die Regularien den Ausschluss zwingend vor, und nach einer kürzlich veröffentlichten Studie des Investmenthauses Lehman Brothers wird es nicht weniger als 13 Titel erwischen. Darunter befinden sich klangvolle Namen. Im einzelnen handelt es sich um 3Com , Ariba , Broadvision , CMGI , CNet Networks , Inktomi , McLeod USA, Metromedia Fiber Network , Novell , Palm , Parametric Technology, Real Networks und XO Communications .
Inktomi sagt Adieu
Die Gründe für die außergewöhnlich hohe Anzahl von Abschusskandidaten liegen auf der Hand: Im turbulenten Börsenjahr 2001 hat es einige Hightech-Werte schwer erwischt. So fiel zum Beispiel die Aktie des Softwareherstellers Inktomi vom Jahreshoch bei 49,75 $ bis auf 2,20 $. Aktuell notiert sie bei etwa sieben $ und ist damit ein sicherer Kandidat für den Rausschmiss: Die Marktkapitalisierung beträgt nur noch etwa 840 Mio. $. Um in dieser Hinsicht zu den 150 größten Nasdaq-Werten zu gehören, ist ein Börsenwert von knapp 2,6 Mrd. $ erforderlich. Das ganze Ausmaß des Niedergangs wird deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass die Inktomi-Aktie im März 2000 etwa 240 $ gekostet hat. Vom historischen Hoch bis zum Jahrestief 2001 hat sie also mehr als 99 Prozent verloren. Die anderen Titel auf den abstiegsgefährdeten Plätzen haben eine ähnliche, wenn auch nicht ganz so dramatische Abwärtsentwicklung hinter sich.
Bonus für Index-Neulinge
Schon seit einiger Zeit machen sich Fondsmanager und Privatanleger Gedanken darüber, welche Titel diesmal nachrücken könnten. Kein Wunder: Der Lehman-Studie zufolge sind mehr als 20 Mrd. $ in Fonds investiert, die den Nasdaq-100-Index als Benchmark, also als Maßstab für die eigene Wertentwicklung, verwenden. Geschätzte 1,4 Mrd. $ dürften umgeschichtet werden, wenn der für die Indexzusammenstellung zuständige Ausschuss der Nasdaq am 17. Dezember die Namen der Auf- und Absteiger veröffentlicht. Der Effekt ist nicht zu unterschätzen: Am Tag nach der letzten Indexrevision im Dezember 2000 entwickelten sich die Neulinge im Schnitt um zehn Prozent besser als die Absteiger. Die Vergangenheit zeigte aber auch: Der Großteil der Kursbewegungen kam im Zeitraum zwischen der Bekanntgabe und der Aufnahme in den Index zustande. Danach tat sich kurzfristig meist nicht mehr viel.
Apollo in der Warteschleife
Ein guter Grund, sich die Favoriten für eine Aufnahme schon vor der Veröffentlichung am 17.12. genau anzuschauen. Am häufigsten genannt werden in diesem Zusammenhang folgende Aktien: Apollo Group (Erwachsenenbildung, deutsche Wertpapier-Kennnummer: 898.968), Cephalon (Biotech, 881.752), Charter Communications (Telekommunikation, 929.140), Cytyc (Medizintechnik, 899.734), Express Scripts (medizinische Dienstleistungen, 900.130), Imclone (Biotech, 883.074), Sepracor (Pharmazie, 882.759) und Symantec (Software, 879.358). Diese acht Titel dürften ziemlich sichere Aufsteiger sein, denn hinsichtlich der Marktkapitalisierung lassen sie die designierten Absteiger um Längen hinter sich. Es fällt auf, dass unter den acht Favoriten mit Symantec nur ein einziger Wert aus den Branchen "rund um den Computer" stammt. Nach der Entwicklung des vergangenen Jahres ist das allerdings kein Wunder. Der Name des Unternehmens ist in Deutschland zwar kaum bekannt, aber so ziemlich jeder, der mit Computern zu tun hat, kennt die Norton-Antivirus-Software - und die stammt von Symantec.
Für spekulative Anleger könnte es durchaus interessant sein, mit diesen Aktien auf rasche Kursgewinne nach einer eventuellen Aufnahme in den Nasdaq-100-Index zu setzen. Wer damit liebäugelt, sollte aber nicht alles auf eine Karte setzen, sondern mehrere der genannten Titel erwerben, die übrigens ausnahmslos auch an deutschen Börsen gehandelt werden. Ein ganz wichtiger Punkt dabei: Die Indexaufnahme ist ein beachtenswerter Aspekt, die langfristige Entwicklung bleibt aber sicherlich weit interessanter. Zumeist war es eine gute Idee, Aufsteiger in den Nasdaq 100 zu kaufen, denn oft war die Aufnahme in den Index erst der Beginn einer langen Erfolgsstory.
Nasdaq 100: Schöne Bescherung
Von Horst Fugger
Am 24. Dezember werden im Nasdaq-100-Index turnusgemäß Aktien ausgetauscht, die die strengen Kriterien für die US-Technologiebörse nicht mehr erfüllen. Heftige Kurssprünge wären keine Überraschung.
Die Zugehörigkeit zu einem repräsentativen, viel beachteten Index ist für jedes Unternehmen ein Qualitätsmerkmal. Das ist in den USA nicht anders als in Deutschland. Während es aber für die Aufnahme in den Dow Jones Industrial Average keine festen Kriterien gibt und die Zusammensetzung des S&P-500 nur unregelmäßig revidiert wird, läuft es beim Nasdaq 100 ganz ähnlich wie bei Dax, MDax oder Nemax 50: In regelmäßigen Abständen wird überprüft, welche bereits im Index vertretenen Aktien die Kriterien noch erfüllen und welche durch andere Titel ersetzt werden sollten. Ein Börsenausschuss legt fest, wer aufgenommen wird und welche Unternehmen herausfallen. Von vornherein ausgeschlossen sind Finanzwerte und insolvente Firmen.
Viele Abstiegskandidaten
Die Indexrevision findet jeweils im Dezember statt. Insoweit handelt es sich bei der nun bevorstehenden Umstellung um eine Maßnahme nach dem Motto "Same procedure as every year". Ungewöhnlich ist diesmal allerdings die Zahl der Abstiegskandidaten. In der Regel sind es am Ende eines Jahres nicht mehr als eine Hand voll Titel, die infolge starker Kursverluste das härteste Auswahlkriterium nicht mehr erfüllen: Sie gehören nicht zu den 150 Nasdaq-Titeln mit der höchsten Marktkapitalisierung. In diesem Fall sehen die Regularien den Ausschluss zwingend vor, und nach einer kürzlich veröffentlichten Studie des Investmenthauses Lehman Brothers wird es nicht weniger als 13 Titel erwischen. Darunter befinden sich klangvolle Namen. Im einzelnen handelt es sich um 3Com , Ariba , Broadvision , CMGI , CNet Networks , Inktomi , McLeod USA, Metromedia Fiber Network , Novell , Palm , Parametric Technology, Real Networks und XO Communications .
Inktomi sagt Adieu
Die Gründe für die außergewöhnlich hohe Anzahl von Abschusskandidaten liegen auf der Hand: Im turbulenten Börsenjahr 2001 hat es einige Hightech-Werte schwer erwischt. So fiel zum Beispiel die Aktie des Softwareherstellers Inktomi vom Jahreshoch bei 49,75 $ bis auf 2,20 $. Aktuell notiert sie bei etwa sieben $ und ist damit ein sicherer Kandidat für den Rausschmiss: Die Marktkapitalisierung beträgt nur noch etwa 840 Mio. $. Um in dieser Hinsicht zu den 150 größten Nasdaq-Werten zu gehören, ist ein Börsenwert von knapp 2,6 Mrd. $ erforderlich. Das ganze Ausmaß des Niedergangs wird deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass die Inktomi-Aktie im März 2000 etwa 240 $ gekostet hat. Vom historischen Hoch bis zum Jahrestief 2001 hat sie also mehr als 99 Prozent verloren. Die anderen Titel auf den abstiegsgefährdeten Plätzen haben eine ähnliche, wenn auch nicht ganz so dramatische Abwärtsentwicklung hinter sich.
Bonus für Index-Neulinge
Schon seit einiger Zeit machen sich Fondsmanager und Privatanleger Gedanken darüber, welche Titel diesmal nachrücken könnten. Kein Wunder: Der Lehman-Studie zufolge sind mehr als 20 Mrd. $ in Fonds investiert, die den Nasdaq-100-Index als Benchmark, also als Maßstab für die eigene Wertentwicklung, verwenden. Geschätzte 1,4 Mrd. $ dürften umgeschichtet werden, wenn der für die Indexzusammenstellung zuständige Ausschuss der Nasdaq am 17. Dezember die Namen der Auf- und Absteiger veröffentlicht. Der Effekt ist nicht zu unterschätzen: Am Tag nach der letzten Indexrevision im Dezember 2000 entwickelten sich die Neulinge im Schnitt um zehn Prozent besser als die Absteiger. Die Vergangenheit zeigte aber auch: Der Großteil der Kursbewegungen kam im Zeitraum zwischen der Bekanntgabe und der Aufnahme in den Index zustande. Danach tat sich kurzfristig meist nicht mehr viel.
Apollo in der Warteschleife
Ein guter Grund, sich die Favoriten für eine Aufnahme schon vor der Veröffentlichung am 17.12. genau anzuschauen. Am häufigsten genannt werden in diesem Zusammenhang folgende Aktien: Apollo Group (Erwachsenenbildung, deutsche Wertpapier-Kennnummer: 898.968), Cephalon (Biotech, 881.752), Charter Communications (Telekommunikation, 929.140), Cytyc (Medizintechnik, 899.734), Express Scripts (medizinische Dienstleistungen, 900.130), Imclone (Biotech, 883.074), Sepracor (Pharmazie, 882.759) und Symantec (Software, 879.358). Diese acht Titel dürften ziemlich sichere Aufsteiger sein, denn hinsichtlich der Marktkapitalisierung lassen sie die designierten Absteiger um Längen hinter sich. Es fällt auf, dass unter den acht Favoriten mit Symantec nur ein einziger Wert aus den Branchen "rund um den Computer" stammt. Nach der Entwicklung des vergangenen Jahres ist das allerdings kein Wunder. Der Name des Unternehmens ist in Deutschland zwar kaum bekannt, aber so ziemlich jeder, der mit Computern zu tun hat, kennt die Norton-Antivirus-Software - und die stammt von Symantec.
Für spekulative Anleger könnte es durchaus interessant sein, mit diesen Aktien auf rasche Kursgewinne nach einer eventuellen Aufnahme in den Nasdaq-100-Index zu setzen. Wer damit liebäugelt, sollte aber nicht alles auf eine Karte setzen, sondern mehrere der genannten Titel erwerben, die übrigens ausnahmslos auch an deutschen Börsen gehandelt werden. Ein ganz wichtiger Punkt dabei: Die Indexaufnahme ist ein beachtenswerter Aspekt, die langfristige Entwicklung bleibt aber sicherlich weit interessanter. Zumeist war es eine gute Idee, Aufsteiger in den Nasdaq 100 zu kaufen, denn oft war die Aufnahme in den Index erst der Beginn einer langen Erfolgsstory.