Na wenn jetzt alle wieder bullish sind, dann


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Bronco:

Na wenn jetzt alle wieder bullish sind, dann

 
04.04.01 19:12
erhebe ich doch mal wieder mahnend den Zeigefinger. Achtet bei Eueren Käufen auf Substanz ! Die geile Superhausse in der Alles geht, steht uns nicht ins Haus. Ich stelle meinen Text zum Thema "Substanzwerte" und "Value-Investing" nochmals rein:

Was ist das, ein "Substanzwert" ?
Mir ist in der letzten Zeit aufgefallen, daß dieser Begriff gerne verwendet wird, um ein Papier als "gut" darzustellen und andere als Müll. Nun, jeder, der eine Aktie kauft, tut dies aus Überzeugung - damit wird der Begriff "Substanzwert" als Unterscheidungsmerkmal substanzlos.

Wollen wir also ein Unterscheidungsmerkmal definieren zwischen Aktien, bei
denen wir davon ausgehen, daß die "Substanz" erhalten bleibt und nur die
Geschwindigkeit des Wachstums variiert, und solchen, bei denen das Risiko
besteht, daß Substanz verzehrt wird, diesem Risiko aber ein gewaltiges
Wachstumspotenzial gegenübersteht, so sollten wir uns über Kennzahlen
Gedanken machen, an denen wir das ablesen können.

Ich versuchs mal:

Wenn ich eine "sichere" Geldanlage suche, dann halte ich mich am besten an
Anleihen. Diese liefern eine bestimmte Rendite ab. Damit ist der vorsichtige

Anleger zufrieden - dafür will er ruhig schlafen. Investiert er stattdessen in ein Unternehmen (da meine ich nicht nur Aktien, sondern z.B. auch die Entscheidung selbst unternehmerisch aktiv zu werden), so tut er dies offensichtlich in der Erwartung, mehr rauszuholen als bei der Anleihe. Die Rendite der eingesetzten eigenen Kohle sollte also MINDESTENS in der gleichen Größenordnung liegen wie bei der Anleihe. Hat unser Unternehmer nun noch mehr Zuversicht, so nimmt er auch noch Fremdkapital auf, in der Hoffnung, damit mehr zu verdienen als er dafür an Zinsen berappen muß. Um wieviel mehr ? - Orientieren wir uns an den Banken:
Die verkaufen uns Sparbriefe (nehmen Fremdkapital auf) und leihen die Kohle
aus. Zwischen Sollzins und Habenzins gibt es eine satte Differenz (ca. 2%), an denen die Bank verdient und ihr Kreditausfallsrisiko bewältigt. Unser Unternehmer tut also gut daran, sich an den Banken zu orientieren (die haben da Erfahrung), und von seinem Fremdkapitaleinsatz eine mindestens gleiche Rendite zu erwarten, ansonsten die Finger davon zu lassen.
Betrachten wir nun eine virtuelle Sparschwein AG mit 40% Eigenkapital, so
erwarten wir auf das Eigenkapital derzeit eine Rendite von mindestens 5%, vom Fremdkapital mindestens 2%, also gesamte Rendite bezogen auf das
Eigenkapital = Eigenkapitalrendite von mindestens 8%. Dann stimmt auch der
Fremdkapitalhebel.
Weiter sollte es ein Eigenkapitalminimum geben. Da halten wir uns wieder an die Banken: Sollzins ist teuerer als Habenzins. Vorsichtigerweise gehen wir davon aus, daß die Gesamtkapitalrendite des zu kreditierenden Unternehmns in der Höhe des Habenzins liegen wird. Es braucht also zusätzlich zum Kredit eine gewisse Eigenkapitaldecke um von dessen Habenzins die Differenz des
teuereren Sollzinses auf den Kredit bezahlen zu können, sonst gerät es, wenn die Planungen nicht ganz aufgehen, leicht in die Verschuldungskette.
Derzeit sollten wir von einer Eigenkapitaldecke von min. 30% unseres
Unternehmens ausgehen. Unser Unternehmen besitzt auch Finanzanlagen. Diese sollten nach Möglichkeit durch Eigenkapital gedeckt sein, da wir kein Unternehmen kaufen wollen, das unser Geld als Sicherheit nimmt, um damit auf Pump zu zocken. Halten wir uns wieder an unsere Bank: Diese erteilt Wertpapierkredit nur für 60% der Geldanlagen. Also: wir ziehen vom Ek. unseres Unternehmens 40% des Finanzanlagenvolumens ab, ebenso vom Gesamtkapital, und berechnen den verbleibenden Ek.-Anteil am verbleibenden Gesamtvermögen - dieser sollte über 30% liegen. (Für Banken geht das so nicht, weil hier weitere Absicherungsinstrumente existieren, die diesen zusätzlichen Sicherheitsschritt m.E. unnötig machen)

Mit obigen Merkmalen denke ich, liegt man bezüglich des Risikos eines
Substanzverlustes schon mal auf der richtigen Seite.

Unternehmen, die obige Merkmale erfüllen, gehören normalerweise zur eher
"langweiligen" Sparte, d.h. sie sitzen schon mit festem Anteil im Markt und
erwirtschaften dort laufende Gewinne. Davon will ich als Aktionär dann aber auch was sehen. Ich erwarte also, daß es sowas altmodisches gibt wie Dividende. Wenn die Ek.-Renditen genau da liegen, wo ich oben die Minima definiert habe, so sollte das Unternahmen davon nur soviel einbehalten, wie für das Mitwachsen im Markt (konstanter Marktanteil) erforderlich ist. Nur wenn die Ek.-Rendite über den oben genannten Größen liegt, macht es Sinn, einen größeren Anteil einzubehalten, um den Marktanteil zu vergrößern. Wichtig ist in jedem Fall, daß die Ertragsdynamik des Unternehmens mit dem einbehaltenen Anteil der Gewinne mithalten kann (sonst wird nur Kohle verschürt. Wachstum um jeden Preis ist Blödsinn).

Obige Kriterien taugen NICHT als Bewertungsmaßstab, ob ein Investment nun
lukrativ ist oder nicht. Es geht hier lediglich um die Risiko-Frage. Obiger Zustand läßt sich offensichtlich über Jahrzehnte aufrechterhalten, ein davon abweichender nicht. Der abweichende Zustand muß zu Gewinnzuwächsen führen, die deutlich oberhalb der Ek.-Rendite liegen, um über einen begrenzten Zeitraum zum Erreichen obiger Kriterien zu führen. Sowohl bei Neulingen, als auch bei Wachstumswerten als auch bei gefallenen Engeln ist also sehr streng auf den Zeitplan zu achten, innerhalb dessen bestimmte Zielgrößen erreicht werden sollen - und es ist gnadenlos abzustrafen, wenn diese nicht erreicht werden, weil das Unternehmen sich sonst als Cashburner entpuppen könnte.
                                                                   
Bei den "Substanzwerten" beginnt mein "Value-Ansatz". Eine allgemein und
alleingültige Definition gibt es für den Begriff leider nicht, aber sinngemäß gehen
die konservativen "Value-Strategen" in eine ähnliche Richtung.

Bei der Bewertung der Aktien (Kurs) wende ich folgende Kriterien an:
1.) Die Kennzahl KBV^0.5/KGV sollte möglichst hoch sein (geom. Mittelwert aus
Buchwertrendite und Kursrendite, entspricht einer Performance-Erwartung).
2.) Das KBV sollte nicht über 2 liegen. Um sonst bei obiger Kennzahl zu
vernünftigen Größenordnungen zu kommen bräuchte das Unternehmen eine
verdammt hohe Ek.-Rendite, die sich so aber nicht über Jahre und Jahrzehnte
aufrechterhalten läßt. Für ein Unternehmen mit ca. 30% Eigenkapital an der
Bilanzsumme entspräche eine Ek.-Rendite von 12% ungefähr der Größenordnung,
die entsteht, wenn das Kapital in einer Höhe rentiert, die dem Bankensollzins
entspricht, während das Fremdkapital an den Kapital- und Finanzmärkten zum
Umlaufzins beschaft werden kann. Diese Größenordnung läßt sich aufgrund der
Unvollkommenheit des Kapitalmarktes (nicht jeder kann sich dort Kapital
beschaffen) über einen sehr langen Zeitraum aufrechterhalten und ist etwas mehr
als doppelt so hoch wie der Umlaufzins (alles Daumenwerte), daher KBV 2. Ist die
Ek.-Rendite eines Unternehmens deutlich höher, so ruft das naturgemäß
Konkurrenz auf den Plan, so daß die Freude i.d.R. nur wenige Jahre anhält. Von
daher wird es schwierig deutlich höhere KBVs im Lauf der Zeit durch
Ek.-Wachstum und ohne Kursrutsch zu kompensieren (hohes Rückschlagpotenzial).
3.) Zu den obigen Punkten kommen nun die Betrachtung des Marktumfeldes, der
Branchenvergleich etc. (nicht kennzeichnend für den "Value-Ansatz", weil das auch
für die meisten anderen Strategien mit Ausnahme rein technischer Ansätze typisch
ist).

P.S.: In meinem pers. Depot befinden sich nicht nur "Substanzwerte" gemäß obiger
Definition, aber den Anteil anderer Werte halte ich klein, um das Risiko in einem für
mich erträglichen Rahmen zu halten.

P.P.S.: Der Text ist aus meinem Posting vom Januar. Im eigenen Depot sind seitdem
tatsächlich die Werte am besten gelaufen, bei denen ich mich streng an obige Kriterien
gehalten habe.
Antworten
MJJK:

Wieso bullish?

 
04.04.01 19:22
Ein Plus von 3% macht doch noch keinen Sommer!
Antworten
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