+ 35 Pozent!
Oel-Poker als treibende Kraft+++Der Kuchen wird neu verteilt:
Die Privatisierung von Slavneft und Lukoil spuelen immer mehr
Petro-Dollar in die Staatskasse +++ Bashneft jetzt auch als
GDR handelbar+++
Von Andreas Maennicke
"Die russische Oel-Story ist noch nicht zu Ende; ganz im Gegenteil:
sie steht erst ganz am Anfang" ist Thies Ziemke, Vorstand der seit
dem 4. November boersennotierten KREMLIN AG ueberzeugt.
Kremlin, die vornehmlich russische
Rohstoffwerte in ihrem Portfolio hat, setzt weiterhin auf unterbewertete
Rohstoffaktien in Russland. Dabei spielen bei Ziemke weniger aktuelle
kurzfristige Ueberlegungen eines moeglichen Irak-Krieges und - damit
verbundenen - steigende Oelpreisnotierungen eine Rolle als vielmehr
die zunehmend bedeutsame Rolle Russlands als Rohstofflieferant fuer
die ganze Welt.
IRAK ALS PARTNER VERLOREN
Im Falle eines Irak-Krieges - so die neu Bush-Doktrin - sollen die
amerikanischen Oel-Vorraete neuerdings auch mit russischen Oel
aufgefuellt werden. LUKoil hat bereits eine Dependance in Hamburg
aufgemacht und dort aus Tanker in die USA und die ganze Welt zu
verschiffen. LUKoil hat auf der anderen Seite vor kurzem einen
Daempfer von der irakischen Regierung bekommen,indem ein 1997
abgeschlossener Vetrag ueber die Ausbeutung des Oelfeldes Qurna mit
einem Investitionsvolumen von 3,7 Milliarden USD gekuendigt wurde.
Immerhin verbindet Irak und Russland eine langjaehrige Tradition und
Irak hat die zweigroessten Oelreserven der Welt nach Saudi-Arabien.
Insgesamt hat Russland Vertraege mit dem Irak im Volumen
von 40 Milliarden US-Dollar vereinbart, was Russland zwischenzeitlich
aus amerikanischer Sicht gedanklich in die Naehe von "Schurkenstaaten"
brachte. Praesident Wladimir Putin erhofft sich in Falle eines
Irakkrieges Kompensationen von amerikanischer Seite. Dies koennte
durch auch ein schnelleren WTO-Beitritt sein. Experten glauben,
dass in St. Peterburg beim letzten Treffen auch darueber hinter
verschlossenen Tueren neben dem Kampf gen den internnationalen
Terrorismus verhandelt wurde. Bemerkenswert ist auch, dass
der groesste Palladiumhersteller der Welt, Norilsk Nickel aus
Russland, dem groessten Palladiumhersteller der USA Stillwater
ein Uebernahmeangebot gemacht hat, wobei hier sogar die
amerikanische Automobilindustrie bzw. deren Zulieferbetriebe
(Stichwort: Katalysatoren) mittelbar betroffen sein koennten.
Das letzte Wort ist hier noch nicht gesprochen. Auch Deutschland
hat offensichtlich grosses Interesse an dem russischen Rohstoffreichtum.
Vom "russischen Roulett" zum "russischen Schachspiel"
Ein 5,9 prozentiger Staatsanteil von LUKoil wurde im November
still und leise von Morgan Stanley ueber die Londoner Boerse platziert.
Die Einnahmen fuer den Staat betrugen ueber 700 Mio USD. Die vom
Volumen her groesste Privatisierung des Oelkonzerns Slavneft wurde
aber am 18. Dezember ebenfalls auf "typisch russische" Weise unter
Ausschluss der Beteiligung auslaendischer Interessenten unter sich
ausgemacht. Die chinesische CNPC, die anfangs mitbieten wollte,
wurde kurzer Hand vom Bietungsverfahren ausgeschlossen.
Das Rennen beim Bietungsverfahren per Auktionen machte ein
Joint-Venture der russischen Oelfirmen Sibneft und TNK.
Dahinter stecken der Jelzin-Familie nahestehende Oligarchen wie
Roman Abromovich von der Sibneft-Gruppe und Michail Fridman
von der Alfa-Bank-Gruppe, die wiederum an TNK beteiligt ist.
Der Vorwurf des Insiderhandels wird damit auch bei der letzten
grossen Privatisierung laut. Immerhin spuelte der Deal 1,86 Millarden
USD fuer den 74,85 prozentigen Anteil von Slavneft in die Staatskasse,
was eine Rekordvolumen in der noch jungen russischen
Privatisierungsgeschichte darstellt. Unter Beteiligung auslaendische
Mitbieter waere der Preis sicherlich wesentlich hoeher gewesen.
70 Prozent der Produktion von Slavneft erfolgt ueber die Tochter
Megioneftegaz, deren Kurse an der Moskauer Boerse im Vorfeld
der Platzierung schon kraeftig anzogen. Sibneft wurde schon vor
den Auktionen als aussichtsreichster Kandidat gehandelt, der den
Zuschlag bei den Auktionen bekommen wird, da Sibneft schon in
den letzten Wochen einen 10,8 prozentigen Anteil an Slavneft von
Weissrussland fuer 207,5 Millionen USD erwarb. Bei Slavneft geht es
immerhin um 3,4 Milliarden Barrel Reserven und Slavneft ist auch in
der Lage, ueber 1 Millarde US-Dollar an Nettogewinnen zu erwirtschaften
und damit ebensoviel wie Sibneft. Mit diesem Deal erhoeht der fuenftgroesste
Oelwert Sibneft seine Reserven von 4,6 auf 6,6 Milliarden Barrel.
Der zuvor viertgroesste Wert nach den Reserven TNK
rueckt mit 9,5 (nach zuvor 7,9) Milliarden Barrel vor Surgutneftegaz
sogar auf die dritte Stellen. LUKoil (mit 16,6 Milliarden Barrel) und
Yukos (mit 13,3 Milliarden Barrel) fuehren aber noch die Rangliste der
Oel-Reserven an, worauf die Amerikaner ganz neidisch sind, denn
die russischen Oelreserven haben im Durchschnitt mit 33 Jahren eine
wesentliche laengere Lebensdauer gegenueber den westlichen Reserven
mit einer Lebensdauer von nur noch 11 Jahren im Durchschnitt.
ENTSCHULDUNG BEI LUKOIL?
LUKoil will sich in Zukunft von Beteiligungen, die nicht das
Kerngeschaeft betreffen, aber auch Minderheitsbeteiligungen
verkaufen. Zuletzt wurden dadurch 1,3 Milliarden US-Dollar
durch den Verkauf eines 10 prozentigen Anteils an eine japanische
Gesellschaft erloest. Damit konnte sich LUKoil zum Teil entschulden.
Sibneft hat einen 500 Mio. US-Dollar-Eurobond zu 10,75 Prozent
herausgebracht und sich Geld vom Konkurrenten Yukos geliehen,
der momentan ebenso wie Surgutneftegaz in Geld zu schwimmen
scheint. Damit steigt die Nettoverschuldung bei Sibneft
auf 2,2 Milliarden US-Dollar. Bei einem Oelpreisverfall sind
hochverschuldete Oelunternehmen anfaelliger und verwundbarer
als wenig verschuldete Unternehmen. Surgut hat mittlerweile
4,6 Milliarden US-Dollar angesammelt und wartet auf rentable
"Einsatzmoeglichkeiten". Yukos hat einen Kooperationsvertrag
mit der polnischen Raffinerie PKN Orlen abgeschlossen, den man
als "historisch" bezeichnen kann, denn bisher wollte die polnische
Regierung keine russischen Abhaengigkeiten schaffen.
So liebaeugelte LUKoil bisher auch vergeblich mit der
Uebernahme der polnischen Raffinerie Gdansk. Moeglichweise
wird aber aus der PKN Orlen/Yukos-Kooperation ein Schuh.
Schon zuvor ist Yukos eine enge Kooperation mit dem groessten
ungarischen Oel und Gas-Konzern MOL eingegangen.
Hier scheinen die osteuropaeischen Seilschaften noch
zu funktionieren.
RUSSEN EROBERN DEN WESTEN
Gegenwaertig notieren die Sibneft-ADR, das sind
Hinterlegungszertifikate bei der Bank of New York, an
deutschen Boersen zu 21 EUR und die von Surgut nur bei
15 EUR. LUKoil ist mit unter 60 EUR ebenso wie Yukos bei
unter 140 EUR noch preiswert zu haben, so die Analysten von
Troika Dialog. Westliche Analysten halten zu einem spaeteren
Zeitpunkt auch die Uebernahme von Sibneft durch Yukos oder
einem westlichen Mitbieter fuer moeglich. Auch koennte Yukos
selbst fuer auslaendische Oel-Multis zur Disposition stehen zu einem
Preis, der wesentlich ueber dem heutigen Kurs von 136 Euro.
Das waere dann anstelle von "russisch Roulette" eher "russisches
Schachspiel", wobei ein Zug vor dem naechsten weit vorausgeplant
ist. Der Gewinner am Ende des Spiels koennte - wie beim Schach - nach
vielen vordergruendig undurchschaubaren Schachzuegen
letztendlich ein Russe sein. Hiervor haben sogar die Amerikaner Angst.
Auch deutsche Tankstellen von BP/Aral oder Shell/DEA sollen
auf dem Wunschzettel von russischen Oelunternehmen stehen,
obwohl 490 BP/ARAL-Tankstellen schon an den polnischen
Konkurrenten PKN Orlen gegangen sind. Es waere gedanklich nur
folgerichtig wenn spaeter PKN Orlen, die wiederum vorher die
Raffinerie Gdansk uebernehmen wollen, von Yukos oder einem
anderen russischen Oelunternehmen aufgekauft werden. Auch hier
geht es mehr um strategische Positionierung in Europa, um die
gesamte Wertschoepfungskette ausnutzen zu koennen.
OEL-AKTIE MIT KGV VON DREI
Unter der Fuehrung der Deutsche Bank AG wurde mit Bashneft
(WKN 722777) Anfang Dezember eine weiterer russische
Oel-Standardwert als GDR an Westboersen handelbar gemacht.
Bashneft, einer der TOP 10 Oelwert aus Russland, ist mit einem
Kurs-Gewinn-Verhaeltnis von 2-3 bei einem Kurs von 13 EUR
noch sehr niedrig bewertet; die Liquiditaet an der Boerse ist aber
noch sehr gering und auch die Transparenz laesst noch zu wuenschen
uebrig. Immerhin wird dadurch die Auswahl an russischen Standardwerten
aus dem Oel- und Gassektor auch fuer westliche Anleger immer groesser.
WEITERHIN CHANCENREICH
Fazit: Nach einem Plus von 80 Prozent im letzten Jahr und
einem Plus von ueber 35 Prozent in diesem Jahr, sieht Russland-Experte
Ziemke damit auch fuer das naechste Jahr fortgesetzte
Outperformancechancen. Charttechnisch muss zuvor die 360-er Marke
beim RTS-Index (bzw. die 600-Marke beim RTX) nachhaltig
ueberwunden werden, damit es zu einer Jahresendrallye kommen
kann, wie es in den Vorjahren immer der Fall war. Zwischen den
Jahren, so Ziemke, wird bis zum russischen Weihnachtsfest
am 5. Januar an der Moskauer Boerse nicht gehandelt. Der Russlandmarkt
wird dann alleine von westlichen Investoren in London ueber russische
ADR "gemacht", was in der Regel zu steigenden Kursen fuehrt,
da sich dann westliche Anleger neu positionieren. Spekulativ
geneigte Anlegern sollten nach seiner Einschaetzung Russland
auch bei einem fallenden Oelpreis nicht abschreiben, sondern
weiterhin in einem spekulativ und international ausgerichtetem
Depot je nach Risikoneigung mehr oder weniger hinzumischen.
Mit hohen Kursschwankungen sollte der Anleger aber in jedem
Fall rechnen, da der Oelpreis gerade im Falles eines drohenden
Irak-Krieges oder Nachkriegszenarios wenig kalkulierbar bleibt.
Zudem sollten Anleger auch neben guten Nerven auch eine
langem Atem mitbringen. In den letzten vier Jahren wurden westlich
Anleger aber fuer ihre Risikobereitschaft belohnt. Bleibt der
Oelpreis hoch, sollte auch im naechsten Jahr die Moskauer Boerse
wie geschmiert laufen.
Gruß
Oel-Poker als treibende Kraft+++Der Kuchen wird neu verteilt:
Die Privatisierung von Slavneft und Lukoil spuelen immer mehr
Petro-Dollar in die Staatskasse +++ Bashneft jetzt auch als
GDR handelbar+++
Von Andreas Maennicke
"Die russische Oel-Story ist noch nicht zu Ende; ganz im Gegenteil:
sie steht erst ganz am Anfang" ist Thies Ziemke, Vorstand der seit
dem 4. November boersennotierten KREMLIN AG ueberzeugt.
Kremlin, die vornehmlich russische
Rohstoffwerte in ihrem Portfolio hat, setzt weiterhin auf unterbewertete
Rohstoffaktien in Russland. Dabei spielen bei Ziemke weniger aktuelle
kurzfristige Ueberlegungen eines moeglichen Irak-Krieges und - damit
verbundenen - steigende Oelpreisnotierungen eine Rolle als vielmehr
die zunehmend bedeutsame Rolle Russlands als Rohstofflieferant fuer
die ganze Welt.
IRAK ALS PARTNER VERLOREN
Im Falle eines Irak-Krieges - so die neu Bush-Doktrin - sollen die
amerikanischen Oel-Vorraete neuerdings auch mit russischen Oel
aufgefuellt werden. LUKoil hat bereits eine Dependance in Hamburg
aufgemacht und dort aus Tanker in die USA und die ganze Welt zu
verschiffen. LUKoil hat auf der anderen Seite vor kurzem einen
Daempfer von der irakischen Regierung bekommen,indem ein 1997
abgeschlossener Vetrag ueber die Ausbeutung des Oelfeldes Qurna mit
einem Investitionsvolumen von 3,7 Milliarden USD gekuendigt wurde.
Immerhin verbindet Irak und Russland eine langjaehrige Tradition und
Irak hat die zweigroessten Oelreserven der Welt nach Saudi-Arabien.
Insgesamt hat Russland Vertraege mit dem Irak im Volumen
von 40 Milliarden US-Dollar vereinbart, was Russland zwischenzeitlich
aus amerikanischer Sicht gedanklich in die Naehe von "Schurkenstaaten"
brachte. Praesident Wladimir Putin erhofft sich in Falle eines
Irakkrieges Kompensationen von amerikanischer Seite. Dies koennte
durch auch ein schnelleren WTO-Beitritt sein. Experten glauben,
dass in St. Peterburg beim letzten Treffen auch darueber hinter
verschlossenen Tueren neben dem Kampf gen den internnationalen
Terrorismus verhandelt wurde. Bemerkenswert ist auch, dass
der groesste Palladiumhersteller der Welt, Norilsk Nickel aus
Russland, dem groessten Palladiumhersteller der USA Stillwater
ein Uebernahmeangebot gemacht hat, wobei hier sogar die
amerikanische Automobilindustrie bzw. deren Zulieferbetriebe
(Stichwort: Katalysatoren) mittelbar betroffen sein koennten.
Das letzte Wort ist hier noch nicht gesprochen. Auch Deutschland
hat offensichtlich grosses Interesse an dem russischen Rohstoffreichtum.
Vom "russischen Roulett" zum "russischen Schachspiel"
Ein 5,9 prozentiger Staatsanteil von LUKoil wurde im November
still und leise von Morgan Stanley ueber die Londoner Boerse platziert.
Die Einnahmen fuer den Staat betrugen ueber 700 Mio USD. Die vom
Volumen her groesste Privatisierung des Oelkonzerns Slavneft wurde
aber am 18. Dezember ebenfalls auf "typisch russische" Weise unter
Ausschluss der Beteiligung auslaendischer Interessenten unter sich
ausgemacht. Die chinesische CNPC, die anfangs mitbieten wollte,
wurde kurzer Hand vom Bietungsverfahren ausgeschlossen.
Das Rennen beim Bietungsverfahren per Auktionen machte ein
Joint-Venture der russischen Oelfirmen Sibneft und TNK.
Dahinter stecken der Jelzin-Familie nahestehende Oligarchen wie
Roman Abromovich von der Sibneft-Gruppe und Michail Fridman
von der Alfa-Bank-Gruppe, die wiederum an TNK beteiligt ist.
Der Vorwurf des Insiderhandels wird damit auch bei der letzten
grossen Privatisierung laut. Immerhin spuelte der Deal 1,86 Millarden
USD fuer den 74,85 prozentigen Anteil von Slavneft in die Staatskasse,
was eine Rekordvolumen in der noch jungen russischen
Privatisierungsgeschichte darstellt. Unter Beteiligung auslaendische
Mitbieter waere der Preis sicherlich wesentlich hoeher gewesen.
70 Prozent der Produktion von Slavneft erfolgt ueber die Tochter
Megioneftegaz, deren Kurse an der Moskauer Boerse im Vorfeld
der Platzierung schon kraeftig anzogen. Sibneft wurde schon vor
den Auktionen als aussichtsreichster Kandidat gehandelt, der den
Zuschlag bei den Auktionen bekommen wird, da Sibneft schon in
den letzten Wochen einen 10,8 prozentigen Anteil an Slavneft von
Weissrussland fuer 207,5 Millionen USD erwarb. Bei Slavneft geht es
immerhin um 3,4 Milliarden Barrel Reserven und Slavneft ist auch in
der Lage, ueber 1 Millarde US-Dollar an Nettogewinnen zu erwirtschaften
und damit ebensoviel wie Sibneft. Mit diesem Deal erhoeht der fuenftgroesste
Oelwert Sibneft seine Reserven von 4,6 auf 6,6 Milliarden Barrel.
Der zuvor viertgroesste Wert nach den Reserven TNK
rueckt mit 9,5 (nach zuvor 7,9) Milliarden Barrel vor Surgutneftegaz
sogar auf die dritte Stellen. LUKoil (mit 16,6 Milliarden Barrel) und
Yukos (mit 13,3 Milliarden Barrel) fuehren aber noch die Rangliste der
Oel-Reserven an, worauf die Amerikaner ganz neidisch sind, denn
die russischen Oelreserven haben im Durchschnitt mit 33 Jahren eine
wesentliche laengere Lebensdauer gegenueber den westlichen Reserven
mit einer Lebensdauer von nur noch 11 Jahren im Durchschnitt.
ENTSCHULDUNG BEI LUKOIL?
LUKoil will sich in Zukunft von Beteiligungen, die nicht das
Kerngeschaeft betreffen, aber auch Minderheitsbeteiligungen
verkaufen. Zuletzt wurden dadurch 1,3 Milliarden US-Dollar
durch den Verkauf eines 10 prozentigen Anteils an eine japanische
Gesellschaft erloest. Damit konnte sich LUKoil zum Teil entschulden.
Sibneft hat einen 500 Mio. US-Dollar-Eurobond zu 10,75 Prozent
herausgebracht und sich Geld vom Konkurrenten Yukos geliehen,
der momentan ebenso wie Surgutneftegaz in Geld zu schwimmen
scheint. Damit steigt die Nettoverschuldung bei Sibneft
auf 2,2 Milliarden US-Dollar. Bei einem Oelpreisverfall sind
hochverschuldete Oelunternehmen anfaelliger und verwundbarer
als wenig verschuldete Unternehmen. Surgut hat mittlerweile
4,6 Milliarden US-Dollar angesammelt und wartet auf rentable
"Einsatzmoeglichkeiten". Yukos hat einen Kooperationsvertrag
mit der polnischen Raffinerie PKN Orlen abgeschlossen, den man
als "historisch" bezeichnen kann, denn bisher wollte die polnische
Regierung keine russischen Abhaengigkeiten schaffen.
So liebaeugelte LUKoil bisher auch vergeblich mit der
Uebernahme der polnischen Raffinerie Gdansk. Moeglichweise
wird aber aus der PKN Orlen/Yukos-Kooperation ein Schuh.
Schon zuvor ist Yukos eine enge Kooperation mit dem groessten
ungarischen Oel und Gas-Konzern MOL eingegangen.
Hier scheinen die osteuropaeischen Seilschaften noch
zu funktionieren.
RUSSEN EROBERN DEN WESTEN
Gegenwaertig notieren die Sibneft-ADR, das sind
Hinterlegungszertifikate bei der Bank of New York, an
deutschen Boersen zu 21 EUR und die von Surgut nur bei
15 EUR. LUKoil ist mit unter 60 EUR ebenso wie Yukos bei
unter 140 EUR noch preiswert zu haben, so die Analysten von
Troika Dialog. Westliche Analysten halten zu einem spaeteren
Zeitpunkt auch die Uebernahme von Sibneft durch Yukos oder
einem westlichen Mitbieter fuer moeglich. Auch koennte Yukos
selbst fuer auslaendische Oel-Multis zur Disposition stehen zu einem
Preis, der wesentlich ueber dem heutigen Kurs von 136 Euro.
Das waere dann anstelle von "russisch Roulette" eher "russisches
Schachspiel", wobei ein Zug vor dem naechsten weit vorausgeplant
ist. Der Gewinner am Ende des Spiels koennte - wie beim Schach - nach
vielen vordergruendig undurchschaubaren Schachzuegen
letztendlich ein Russe sein. Hiervor haben sogar die Amerikaner Angst.
Auch deutsche Tankstellen von BP/Aral oder Shell/DEA sollen
auf dem Wunschzettel von russischen Oelunternehmen stehen,
obwohl 490 BP/ARAL-Tankstellen schon an den polnischen
Konkurrenten PKN Orlen gegangen sind. Es waere gedanklich nur
folgerichtig wenn spaeter PKN Orlen, die wiederum vorher die
Raffinerie Gdansk uebernehmen wollen, von Yukos oder einem
anderen russischen Oelunternehmen aufgekauft werden. Auch hier
geht es mehr um strategische Positionierung in Europa, um die
gesamte Wertschoepfungskette ausnutzen zu koennen.
OEL-AKTIE MIT KGV VON DREI
Unter der Fuehrung der Deutsche Bank AG wurde mit Bashneft
(WKN 722777) Anfang Dezember eine weiterer russische
Oel-Standardwert als GDR an Westboersen handelbar gemacht.
Bashneft, einer der TOP 10 Oelwert aus Russland, ist mit einem
Kurs-Gewinn-Verhaeltnis von 2-3 bei einem Kurs von 13 EUR
noch sehr niedrig bewertet; die Liquiditaet an der Boerse ist aber
noch sehr gering und auch die Transparenz laesst noch zu wuenschen
uebrig. Immerhin wird dadurch die Auswahl an russischen Standardwerten
aus dem Oel- und Gassektor auch fuer westliche Anleger immer groesser.
WEITERHIN CHANCENREICH
Fazit: Nach einem Plus von 80 Prozent im letzten Jahr und
einem Plus von ueber 35 Prozent in diesem Jahr, sieht Russland-Experte
Ziemke damit auch fuer das naechste Jahr fortgesetzte
Outperformancechancen. Charttechnisch muss zuvor die 360-er Marke
beim RTS-Index (bzw. die 600-Marke beim RTX) nachhaltig
ueberwunden werden, damit es zu einer Jahresendrallye kommen
kann, wie es in den Vorjahren immer der Fall war. Zwischen den
Jahren, so Ziemke, wird bis zum russischen Weihnachtsfest
am 5. Januar an der Moskauer Boerse nicht gehandelt. Der Russlandmarkt
wird dann alleine von westlichen Investoren in London ueber russische
ADR "gemacht", was in der Regel zu steigenden Kursen fuehrt,
da sich dann westliche Anleger neu positionieren. Spekulativ
geneigte Anlegern sollten nach seiner Einschaetzung Russland
auch bei einem fallenden Oelpreis nicht abschreiben, sondern
weiterhin in einem spekulativ und international ausgerichtetem
Depot je nach Risikoneigung mehr oder weniger hinzumischen.
Mit hohen Kursschwankungen sollte der Anleger aber in jedem
Fall rechnen, da der Oelpreis gerade im Falles eines drohenden
Irak-Krieges oder Nachkriegszenarios wenig kalkulierbar bleibt.
Zudem sollten Anleger auch neben guten Nerven auch eine
langem Atem mitbringen. In den letzten vier Jahren wurden westlich
Anleger aber fuer ihre Risikobereitschaft belohnt. Bleibt der
Oelpreis hoch, sollte auch im naechsten Jahr die Moskauer Boerse
wie geschmiert laufen.
Gruß