Die Baisse hat längst die Grenzen des guten Geschmacks überschritten. Wer nach den vergangenen beiden miserablen Tagen auf die fällige technische Reaktion spekuliert, könnte an diesem Dienstag noch getrogen werden, denn pünktlich nach Börsenschluss in Deutschland fielen die Kurse gestern an der Wall Street wieder zurück.
Sollte der Markt sich aber aufbäumen, wäre das erreichte Niveau, an dem die Kurse nicht nur im vergangenen September, sondern auch im Oktober 1998 drehten, eigentlich das Richtige. Doch die Impulse dazu müssten aus Amerika kommen, und dort wird die Vertrauenskrise täglich neu genährt.
Einer vorbörslichen vwd-Umfrage unter acht Marktteilnehmern zufolge steht der Dax um 20.00 Uhr bei 3.671 Punkten nach 3.691 Zählern zum Handelsschluss am Montag. Beim Maklerhaus Lang & Schwarz notiert er um 8.22 Uhr bei 3.693 Punkten.
An Unternehmensdaten stehen heute unter anderem Quartalszahlen der Merck KGaA wie von STMicroelectronics, AT&T, Amazon und Lucent Technologies auf dem Programm.
Der Bund-Future eröffnet am Dienstag mit einer technisch bedingt niedigeren Notiz. Bis 8.11 Uhr gibt er 15 Ticks auf 108,67 Prozent ab. Am Montag hatte er 38 Ticks auf 108,82 Prozent gewonnen. Händler machen bei 108,90/109,00 Prozent einen größeren Widerstand aus.
Schwächer zeigt sich der Euro am Dienstagmorgen. Gegen 8.25 Uhr kostet ein Euro 0,9993 Dollar verglichen mit 1,0067 Dollar am späten Montag in New York. Gegenüber dem Yen steht der US-Dollar bei 117,16 Yen, nachdem er im US-Handel am Montag mit 116,32 Yen notiert wurde.
Diese Entwicklung passt zwar eigentlich zu den Erwartungen der Analysten, die eine Verschnaufpause des Euro erwartet hatten. Allerdings ging diese Erwartung eher von steigenden Aktienkursen in den USA aus. Die Devisenanalysten der DZ Bank erwarten in dieser Woche eine Handelsrange zwischen 0,9830 und 1,0235 Dollar.
Tokioter Börse trotzt Abwärtstrend der Wall Street und legt zu
Der Tokioter Aktienmarkt hat am Dienstag den negativen Vorgaben der US-Börsen getrotzt und leichte Kursgewinne verzeichnet. Marktteilnehmer würden sich fragen, ob der Pessimismus der New Yorker Anleger denn angemessen sei, sagten Händler. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index gewann 0,3 Prozent auf 10.216 Punkte. Zuvor war der Index zeitweise bis auf 10.003 Zähler gefallen, hielt sich aber über der psychologisch wichtigen 10.000-Punkte-Marke. Der Topix-Index schloss 0,1 Prozent im Plus bei 993 Zählern. Die Kursgewinne an der Tokioter Börse seien trotz des Abwärtstrends an den weltweiten Aktienbörsen vom Vortag auch von der vergleichsweisen Stabilität der US-Währung angetrieben worden, hieß es.
Aktien in Hongkong am Mittag fester
Nach deutlichen Abschlägen in den vorangegangenen Sitzungen zeigt sich der Markt in Hongkong am Dienstagmittag (Ortszeit) mit einer festen Tendenz. Zum Ende der ersten Sitzungshälfte gewinnt der Hang-Seng-Index 1,4 Prozent auf 10.248 Punkte. Damit schließt sich der Markt der positiven Tendenz in Asien an. Ein kurzfristiger Widerstand liege bei 10.400 Punkten. Schnäppchenjäger, darunter vor allem institutionelle Anleger, kauften Qualitätswerte, heißt es.
Große Verluste an Börsen Lateinamerikas - Bovespa verliert 6,5 Prozent
Die lateinamerikanischen Aktienmärkte sind im Zuge der negativen Entwicklung an den internationalen Börsen mit großen Verlusten in die neue Handelswoche gegangen. Am schlimmsten erwischte es den größten Wertpapiermarkt im brasilianischen Sao Paulo, wo der Bovespa-Index am Montag einen Rückgang um gleich 6,53 Prozent verzeichnete. Der Bovespa verlor 690,82 Punkte und schloss bei 9.892,33 Zählern. In Mexiko-Stadt gab der IPC-Index unterdessen um 3,52 Prozent oder 223,12 Einheiten auf 6.113,83 Punkte nach. Der Merval-Index fiel in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires um 3,97 Prozent auf 364,43 Punkte. Die Händler sprachen in Sao Paulo von „Panikverkäufen“ und führten diese in erster Linie auf die Pleite des amerikanischen Telekommunikations-Unternehmens Worldcom zurück.
Neuigkeiten und Kursbewegungen nach US-Börsenschluss
Die von Texas Instruments nach Börsenschluss vorgelegten Zahlen zum zweiten Quartal trafen die Prognosen der Analysten. Die Aktie gewann daraufhin 1,5 Prozent auf 23,36 Dollar. In der regulären Sitzung hatte der Kurs noch um sechs Prozent nachgegeben. Auch Novellus Systems traf mit ihren Zweitquartalszahlen die Erwartungen. Das Unternehmen klagte jedoch über rückläufige Umsätze und eine allgemein schwache Entwicklung. Novellus, die im regulären Handel schon 0,8 Prozent verloren hatten, büßten nach Börsenschluss weitere 0,8 Prozent auf 29,55 Dollar ein. Cirrus Logic ermäßigten sich im nachbörslichen Geschäft um sechs Prozent auf 6,82 Dollar. In der regulären Sitzung hatte der Kursverlust 6,4 Prozent betragen. Das Unternehmen hat im ersten Quartal einen Verlust von 0,09 Dollar je Aktie erzielt, der mit den Erwartungen der Analysten übereinstimmte. Für das zweite Quartal rechnet Cirrus mit einem pro forma Verlust von 0,06 bis 0,10 Dollar je Aktie.
Der Nasdaq-100 After Hours Indicator erholte sich leicht um 0,12 Prozent auf 940,19 Punkte.
Wall Street schließt nach volatilem Handel sehr schwach
Sehr schwach sind die Aktienkurse am Montag aus einer volatilen Sitzung gegangen. Der Dow Jones büßte zeitweise über 300 Zähler ein, fand kurzzeitig in positives Terrain zurück und schloss mit einem Abschlag von 2,9 Prozent oder 235 Punkten bei 7.785 Zählern. Der S&P-500-Index büßte satte 3,3 Prozent auf 820 Stellen ein. Der Nasdaq Composite reduzierte sich um 2,8 Prozent auf 1.283 Zähler.
Die Furcht vor dem Bekanntwerden neuer Skandale und enttäuschender Unternehmensergebnisse habe den Markt abermals belastet. Viele Anleger fürchteten auch eine stärkere Einmischung der Politik in die Wirtschaft, meinten Marktteilnehmer. Zudem haben mehrere Analysten ihre langfristigen Kursziele für die US-Indizes gesenkt und damit ihren Pessimismus mit Blick auf die erwartete Erholung der Märkte zum Ausdruck gebracht.
Der am Sonntag bekannt gewordene Antrag auf Gläubigerschutz des Telekomunternehmens Worldcom habe dagegen kaum eine Rolle gespielt, weil er weithin erwartet worden sei. Worldcom gehörten entgegen dem Trend auch zu den wenigen Kursgewinnern. Die Aktie legte 40,0 Prozent auf 0,14 Dollar zu. Dazu mag auch der CEO des Unternehmens beigetragen haben, der binnen 14 Tagen jemanden mit der Umstrukturierung von Worldcom beauftragen will und weitere Entlassungen ausgeschlossen hat.
Der Kurs des Wettbewerbers BellSouth fiel indessen um 18,0 Prozent auf 22,61 Dollar. Die Quartalszahlen verfehlten die Prognosen. Außerdem hat das Unternehmen schon zum dritten Mal seine Erwartungen für das Gesamtjahr nach unten korrigiert. Unter Druck standen auch Citigroup, die 11,0 Prozent auf 32,04 Dollar abgaben. Die Bank soll dem inzwischen zusammengebrochenen Energiekonzern Enron geholfen haben, seine Liquiditätssituation besser darzustellen, als sie war.
Von ihrem Ruf als sichere Häfen profitierten die Papiere von Kosmetik- und Reinigungsmittelherstellern. Procter & Gamble verteuerten sich um 3,4 Prozent auf 77,83 Dollar und Gilette um 4,4 Prozent auf 29,00 Dollar. Clorox legten 5,4 Prozent auf 33,91 Dollar zu. UBS Warburg hat zudem den Sektor Haushaltsprodukte auf “Overweight“ von “Market Weight“ heraufgestuft. Die Branche verzeichne gesunde Umsätze, die Rohstoffpreise seien günstig und der Wettbewerbsdruck gering, so die Begründung. Die jüngste Stärke von Euro und Yen werde zudem für Unternehmen wie Gilette und Procter & Gamble hilfreich sein.
Ebenfalls im Plus schlossen die Aktien von Spirituosenherstellern und Brauereiunternehmen. Anheuser-Busch rückten um 3,8 Prozent auf 45,67 Dollar vor. UBS Warburg hat die Titel auf “Buy“ von “Hold“ heraufgestuft. Umsatz und Preise seien stark, erklärten die Analysten, die ferner auf die für September angekündigte Einführung neuer Produkte verwiesen.
Anleihen schließen wegen schwacher Aktienmärkte fest
Fest haben sich die Kurse der US-Anleihen am Montag im späten New Yorker Handel gezeigt. Zehnjährige Titel mit einem Kupon von 4,875 Prozent gewannen 17/32 auf 103-7/32. Die Rendite fiel von 4,538 auf 4,458 Prozent. Der Longbond mit einer Zinsausstattung von 5,375 Prozent stieg um 16/32 auf 101-8/32 und rentierte mit 5,290 Prozent, nach 5,330 Prozent am Freitag. Wieder einmal hätten sich die Anleihekurse an den Aktienbörsen orientiert, sagten Händler. Deren Volatilität habe viele Anleger in die Sicherheit der Anleihen flüchten lassen. Marktbeobachter erwarten, dass diese Entwicklung in den kommenden Wochen anhält. Andere Impulse könnten sich dagegen nicht durchsetzen.
Die Unsicherheit an den Aktienmärkten sei so groß, dass die Anleger selbst bei einer Erholung dort an ihren Anleihen festhielten, sagte John Canavan, Marktstratege bei Stone & McCarthy Research Associates. Allerdings seien die Renditen der Anleihen so sehr unter Druck geraten, dass eine Senkung der Leitzinsen durch die US-Notenbank schon eingepreist sei, gab ein anderer Marktteilnehmer zu bedenken.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.
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Medienschau
23. Juli 2002 Unternehmensnachrichten
Texas Instruments verdoppelt Quartalsgewinn - Prognosen erfüllt
Der weltgrößte Hersteller von Mobiltelefon-Chips Texas Instruments (TI) hat im zweiten Quartal seinen Gewinn mehr als verdoppelt und damit die Erwartungen der Analysten genau getroffen. Der Gewinn vor Sonderposten im abgelaufenen Quartal habe 109 Millionen Dollar oder 0,06 Dollar je Aktie betragen nach 50 Millionen Dollar ein Jahr zuvor, teilte der Konzern am Montag nach US-Börsenschluss mit. Von Thomson First Call befragte Analysten hatten im Mittel 0,06 Dollar Gewinn je Aktie erwartet. Der Quartalsumsatz stieg TI zufolge binnen Jahresfrist auf 2,16 von 2,04 Milliarden Dollar. Für das laufende dritte Quartal erwartet TI ein Umsatzwachstum zum Vorquartal von fünf Prozent. Im nachbörslichen Instinet-Handel stiegen TI-Aktien auf 23,80 Dollar, nachdem sie vor der Mitteilung den New Yorker Handel mit einem Minus von 5,9 Prozent bei 23,39 Dollar verlassen hatten. (Reuters)
Generika-Konkurrenz drückt Merck-Ergebnis im zweiten Quartal
Der Darmstädter Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck hat im zweiten Quartal angesichts der Konkurrenz durch Nachahmermedikamente für sein Diabetes-Mittel Glucophage operativ deutlich weniger verdient als ein Jahr zuvor. Dabei lag Merck mit seinem Ergebnis im Rahmen der Schätzungen von Analysten. Das operative Ergebnis sei im Vergleich zum Vorjahresquartal um 44 Prozent auf 142 Millionen Euro gesunken, teilte Merck mit. Analysten hatten im Durchschnitt mit einem operativen Ergebnis von 143,9 Millionen Euro gerechnet. Der Umsatz habe um 3,4 Prozent auf 1,882 Milliarden Euro abgenommen, teilte Merck weiter mit. Ausblickend bekräftigte der Konzern frühere Prognosen, wonach für das Gesamtjahr 2002 mit einem einstelligen Umsatzplus und einem bis zu einem Drittel rückläufigen operativen Ergebnis zu rechnen sei. (Reuters)
AT&T Wireless will Worldcom-Kunden übernehmen
Die AT&T Wireless Corp will einige Kunden der insolventen Worldcom Inc übernehmen. „Wir verhandeln gerade mit Worldcom, um die für uns profitabelsten Kunden herauszusuchen“, sagte ein Sprecher der AT&T Wireless am Montag. Zahlen nannte er jedoch nicht. Es handele sich sowohl um Privat- als auch um Geschäftskunden. Weitere Details sollen am Dienstag bei Vorlage der Quartalszahlen bekannt gegeben werden. (vwd)
Telekom-Tochter VoiceStream firmiert künftig unter T-Mobile
Die US-Mobilfunktochter VoiceStream der Deutschen Telekom wird bis Ende des Jahres vollständig unter der Marke T-Mobile firmieren. Der Markenwechsel habe bereits Ende vergangener Woche mit dem Start der Mobilfunkdienste in Kalifornien und Nevada begonnen, teilte der sechstgrößte Mobilfunkanbieter der USA am Montag mit. Bereits Anfang des Jahres hatte sich die deutsche T-Mobil im ersten Schritt eines weltweit einheitlichen Markenauftritts in T-Mobile Deutschland umbenannt. Der in den USA geplante Markenwechsel geschah in ähnlicher Form bereits bei der britischen Tochter One zwei One, der österreichischen max.mobil und der tschechischen RadioMobil. (Reuters)
Instinet und Restrukturierung belasten Reuters-Ergebnis
Die anhaltend schwachen Finanzmärkte sowie die Kosten für eine Konzernrestrukturierung haben den Nachrichten- und Informationskonzern Reuters im ersten Halbjahr 2002 in die roten Zahlen gedrückt. Vor Steuern sei im Konzern ein Fehlbetrag von 88 Millionen Pfund nach einem Gewinn von 357 Millionen Pfund im Vorjahreszeitraum angefallen, teilte das britische Unternehmen am Dienstag mit. Belastet worden sei das Zwischenergebnis insbesondere durch einen negativen Beitrag der zu Reuters gehörenden Handelsplattform Instinet sowie durch die Aufwendungen für die Neuorganisierung des Unternehmens. Allerdings zeigten die ergriffenen Einsparmaßnahmen erste Erfolge, hieß es. So habe Reuters die operative Gewinnmarge auf 12,6 Prozent gesteigert. Der Konzernumsatz ging in den ersten sechs Monaten um mehr als fünf Prozent auf 1,838 Milliarden Pfund (2,89 Milliarden Euro) beziehungsweise bereinigt um zwölf Prozent zurück. (Reuters)
Honeywell erhält Aufträge über eine Milliarde Dollar
Die Honeywell International Inc hat eine Reihe von Luftfahrtaufträgen über rund eine Milliarde Dollar erhalten.Es handele sich um Produktauftäge über 762 Millionen Dollar sowie Dienstleistungsverträge über 287 Millionen Dollar, teilte das Unternehmen am Montag mit. Zu den Auftragebern gehörten Unternehmen wie Airbus Industrie, Delta Air Lines, Lockheed Martin und Southwest Airlines. (vwd)
Wirtschaftsnachrichten
Union will Ausbau erneuerbarer Energien kürzen
Die CDU will im Fall ihres Wahlsieges den von der jetzigen Regierung geplanten Ausbau erneuerbarer Energien drosseln. Man werde gezwungen sein, die Förderung erneuerbarer Energien Zug um Zug umzustellen, sagte Matthias Wissmann. Einschnitte würden vor allem Windenergieanlagen und Solarkollektoren betreffen. (FTD, S. 1)
Finanzexperten besorgt über Argentiniens Währungsemissionen
Vier internationale Finanzexperten, darunter der frühere Bundesbankchef Hans Tietmeyer, haben sich am Montag in Buenos Aires besorgt über die Währungsemissionen in Argentinien geäußert. Die vom Internationalen Währungsfonds (IWF) entsandten Fachleute hätten bei einem Gespräch mit Präsident Eduardo Duhalde vor allem wissen wollen, wie die Regierung die von den Provinzen ausgegebenen Bonds einzulösen gedenke, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Telam. Zurzeit zirkulierten bereits Provinz-Bonds im Nennwert von sechs Milliarden Pesos (1,65 Milliarden Euro). (dpa)
Japan/Kyodo: IWF hebt BIP-Prognose 2002 auf minus 0,5 Prozent
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat nach einem Pressebericht die Prognose für die wirtschaftliche Entwicklung Japans im laufenden Jahr verbessert und auf minus 0,5 Prozent angehoben. Im April hatte der Fonds noch eine Kontraktion des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von glatt einem Prozent erwartet. Die Nachrichtenagentur „Kyodo“ zitierte am Montag den stellvertretenden Managing Director des IWF, Shigemitsu Sugisaki, mit den Worten, Japan befinde sich „auf einem moderaten Erholungspfad“. Der weitere Kurs der japanischen Wirtschaft sei aber weiterhin unklar, eine leichte Erholung allein reiche nicht aus, so Sugisaki. (vwd)